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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Davis: Die Winde des Indischen Oceans. 
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Es möge in diesem Zusammenhang bemerkt werden, dafs Capper heute 
sehr häufig als einer der frühesten Schriftsteller angeführt wird, welche den 
Wirbelcharakter der Cyklonen in der Bai von Bengalen erkannt haben, denen 
er eine Anzahl Seiten widmet. Er beschreibt ihre Winde nicht sehr klar und 
geht auf die Richtung ihrer Wirbeldrehung nicht ein; aber indem er ihre Ursache 
zu erklären versucht, scheint er eine Anregung von Franklin aufzunehmen, in- 
dem er kleine Wirbel aufsteigenden Strömen zuschreibt, grofse Stürme aber dem 
Niedersteigen von übermäfsig abgekühlter und schwerer Luft aus den höheren 
Regionen der Atmosphäre. Dann „werden die angrenzenden Theile sofort sich 
nach einem Punkt koncentriren und in einer wirbelnden . Kreisbewegung mit 
grofser Heftigkeit gegen den Boden hinstürzen ... Es würde vielleicht keine 
zrofse Schwierigkeit haben, die Lage eines Schiffes in einem Wirbel durch Beob- 
achtung der Stärke und der Aenderungen des Windes festzustellen. Sind die 
Aenderungen plötzlich und der Wind heftig, so mu{s das Schiff wahrscheinlich 
in der Nähe des Centrums oder Vertex des Wirbelwindes sein; weht dagegen 
der Wind lange Zeit aus demselben Strich, und ändert er sich nur allmählich, 
so darf man annehmen, dafs das Schiff am Rande desselben sei.“ (Ebenda 65, 66.) 
. Wie wir am Anfang dieses Aufsatzes bemerkt haben, erwähnen neuere 
Schriftsteller selten die australe Ablenkung, welcher der Nordostpassat unterliegt, 
wenn er den Aequator überschreitet und die südliche Halbkugel als Nordwest- 
wind betritt. Wir wollen deshalb nunmehr die beste neue Karte dieses Oceans 
betrachten und zusehen, wie sich die Thatsachen auf ihr darstellen. 
Die Sachlage ist, ohne Rücksicht auf Klassifikation oder Theorie, aber 
verallgemeinert auf Grundlage der möglichst vollständigen Sammlung von Beob- 
achtungen, am besten dargestellt auf zwei Karten, welche wir hier aus dem Atlas 
des Indischen Oceans wieder abdrucken, den die Deutsche Seewarte in Hamburg 
herausgegeben hat. Die Karten sind ebenso wie die ähnlichen für den Atlan- 
tischen Ocean von Dr. W. Köppen entworfen. 
Die erste Karte gilt für Januar und Februar, den Spätsommer der süd- 
lichen Halbkugel, wo der Wärmeäquator und der Gürtel niedrigen Luftdruckes 
in der Mitte des Indischen Oceans bis gegen 10° S-Br vorgedrungen sind. Die 
dickeren Pfeile zeigen stärkere Winde, die längeren stetigere Winde.') Auf 
dieser Karte ist der Gürtel hohen Druckes an der Südgrenze der Passatzone 
unterbrochen über den warmen Festländern Afrika und Australien, und ein 
gestrecktes aber deutlich anticyklonisches System von ausströmenden Winden 
ist sichtbar um das ovale Feld hohen Druckes, welches halbwegs zwischen Afrika 
und Australien liegt. Alle diese Züge der Temperatur und des Luftdruckes 
sowie der Winde haben eine schöne Darstellung durch besondere Karten in dem 
obenerwähnten Atlas gefunden. Südlich von der Antieyklone sehen wir die 
starken Westnordwestwinde, welche einen Theil des gewaltigen Wirbels um den 
Südpol bilden; nördlich von der Anticyklone weht der Passat normaler Weise 
aus SE, aber örtlich abgelenkt zu einer südlicheren Richtung bei Australien und 
einer östlicheren Richtung bei Afrika, 
Nördlich vom Aequator weht der Nordostpassat sehr regelmäfsig über dem 
Wasser; seine Stärke ist am gröfsten über dem wesilichen Stillen Ocean und 
am kleinsten über der Halbinsel von Vorderindien, wo, wie Blanford gezeigt 
hat, die Windmühle keine Anwendung gefunden hat zum Pumpen des Wassers 
in der trockenen Jahreszeit, obwohl die Eingeborenen genügenden Scharfsinn 
gehabt haben zur Erfindung anderer mechanischer Hülfsmittel für die Bewässerung. 
Die Schwäche des Windes dort ist erstens der Schwäche der Gradienten, welche 
ihn ‚erzeugen, zuzuschreiben, zweitens den Hindernissen, welche die Unebenheiten 
der Landoberfläche darbieten und endlich der Abwesenheit örtlicher Wärme- 
sfrömungen in der kälteren Jahreszeit, durch welche eine Beschleunigung der 
Luftströmung am Boden infolge der Mischung mit der darüberliegenden Strömung 
erzielte werden würde. Die Richtung des Nordostmonsuns ist in bezeichnender 
Weise abgelenkt über gewissen Theilen der Halbinsel und auf den grofsen Golfen 
beiderseits — der Bai von Bengalen und dem Arabischen Meere —, so dafs 
Blanford räth, den Ausdruck „Wintermonsun“ zu gebrauchen. In Bengalen 
4) Vgl. die Erklärung am Fufse der Windkarten des Atlantischen Oceans im vorigen Hefte 
lieser Annalen (Taf. 1).
	        
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