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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1894, 
lichen und südlichen Breiten entwickelt sein. Die Wanderung ist mäfsig nach 
Süden auf dem offenen Indischen Ocean zwischen Afrika und Australien; hier 
darf man eine mäßige Entwickelung von rein terrestrischen Monsunen erwarten, 
und diese machen, im Verein mit den kontinentalen Monsunen der umgebenden 
Festländer, den Indischen Ocean zu einem ganz besonders interessanten Gegen- 
stand des Studiums. 
Bevor wir die neuen Karten dieses Oceans betrachten, wollen wir kurz 
auf zwei ältere Darstellungen seiner Winde zurückgreifen. Wir citiren aus 
den Werken von Dampier, dem alten Seefahrer, welcher um 1700 schrieb, 
and von Capper, einem Beamten der Ostindischen Kompagnie, welcher um 
1800 schrieb, 
Der alte Dampier erzählt uns, nachdem er von den wechselnden Winden 
des Rothen Meeres gesprochen hat, Folgendes: „Von Comorin an durch die 
yanze Bai von Bengalen ist der Wechsel nicht geringer, und sogar weiterhin durch 
die Strafse von Malakka und ostwärts bis nach Japan folgen sich die wechseln- 
den Passatwinde (shifting trade winds) gegenseitig regelmäfsig mit dem Laufe 
Jes Jahres. In der ganzen Bai schlagen die Winde in den Wendemonaten, 
April und September, in die entgegengesetzte Richtung um: ich meine an der 
»ffenen Küste, denn in einigen Buchten findet sich etwas Abweichung von der 
allgemeinen Regel. Diese wechselnden Winde werden in Ostindien Monsune 
genannt; der eine heifst der Ostmonsun, der andere der Westmonsun. Der Ostmonsun 
setzt ungefähr im September ein und endet im April, wo der Westmonsun beginnt, 
der bis zum September weht... Der Ostmonsun bringt schönes Wetter, der 
West bringt Tornados und Regen. Denn... wenn die Sonne nordwärts von 
der Linie gelangt, werden alle Örte nördlich vom Aequator, innerhalb der Tropen, 
von Wolken und Regen heimgesucht, aber wenn die Sonne im Süden steht, ist 
der Himmel klar... Und wenn auch diese Winde nicht genau zur selben Zeit 
in allen Jahren wechseln, so werden doch September und April stets als die 
Wendemonate gerechnet, und haben dieselben ihren Antheil an beiden Arten von 
Winden ... Und durch diesen Wechsel der Winde genießen die Schiffe den 
Vortheil, von einem Theile Indiens mit einem Winde abzusegeln, und mit dem 
entgegengesetzten zurückzukehren, so dafs der gröfste Theil der Schiffahrt in 
Indien auf den Monsunen beruht. Die Schiffe warten stets auf diese Wechsel, 
und die Kaufleute rüsten aus für irgend einen Platz, je nach der Jahreszeit, und 
wohin immer sie gehen, beeilen sie ihre Geschäfte so, dafs sie mit dem nächsten 
oder entgegengesetzten Monsun zurückkehren können: denn hier giebt es kein 
Segeln nach oder von einem Platze, aufser mit dem Monsun; der eine bringt sie 
hinaus, der andere bringt sie zurück.“ (Dampier’s „Voyages“, London 1705, 
Vol. 2, part III, 20 bis 23.) 
Dampier’s rohe Windkarten stellen einen beständigen Passatwind 
’ür den gröfseren Theil des Südindischen Oceans innerhalb der heißen Zone dar; 
aber nördlich vom Aequator, überall längs der Küsten von Asien bis nach 
Formosa hinauf, sind paarweise Pfeile in entgegengesetzten Richtungen gezogen, 
um die wechselnden Monsune anzudeuten. 
Capper’s Bericht über die Monsune ist nicht sehr bestimmt in Bezug auf 
Jie Zeiten und Orte ihres Auftretens; aber er führt einen Zug ein, auf welchen 
Blanford später Gewicht gelegt hat, nämlich die Ablenkung des Windes in 
yewissen Gegenden von seiner allgemeinen Richtung. Seine Aussage über diesen 
Punkt lautet wie folgt: „In tropischen Ländern giebt es nur zwei Jahreszeiten: 
diejenigen in Hindustan werden unterschieden durch den Nordost- und Südwest- 
monsun. Aber weiter nach Osten und südlich von der Linie sowie im Golf von 
Bengalen wehen die Monsune aus anderen Richtungen. Der Nordost wird in 
Jiesen Theilen zum Nordwest, und der Südwest wird ein Südost.“ („Observations 
on the Winds and Monsoons“, London 1801, 40, 41.) Es ist nicht klar, ob 
Capper sich hier auf die Ablenkung der Monsune in der Gangesebene bezieht; 
aber offenbar nimmt er auf die australe Ablenkung südlich vom Aequator Bezug. 
Seine Schrift hat keine Karte der Winde, und sein Text ist nicht völlig klar. 
Räumen wir ihm die vortheilhafteste Auslegung ein, so scheint es, dal wir in 
dem obigen kurzen Ausspruch die erste Anerkennung der Thatsachen besitzen, 
auf welche ich besonderen Nachdruck in dieser Abhandlung zu legen wünsche.
	        
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