Wislicenus: Die Küste von Anunam.
33
nungen sind schwach und unregelmäßig; der allgemeine Strom des Südwest-
monsums ist nur wenig fühlbar. Die Fluth setzt nach SSW. -
Der Flufs Far-fo oder Kua doll, Der Fluls Fai-fo liegt südwestwärts
von der Insel Kulao Kham, ungefähr 5'/2 Sm in SSW vom Nordwestinselchen,
dem westlichsten der Inselchen, die die grofse Insel umgeben. Die Flufsmündung
liegt zwischen einer niedrigen und sandigen östlichen Spitze und einer höheren
westlichen Spitze; auf jeder der Spitzen ist ein Fort und ein Ausguckthurm
erbaut. Die Mündung ist 2 Kabllg. breit. Eine grofse Sandbarre, die Aenderungen
unterworfen ist, läuft fast 1 Sm weit nordwärts; sie hat sehr verschiedene Tiefen,
In dem Kanal, der durch die Barre führt, war im Jahre 1864 3 m Wassertiefe;
jetzt scheint nicht mehr als 2 m dort zu sein. Man findet 7 bis 8 m Tiefe und
Sandgrund nordwärts von der Barre; vor der Barre darf man nicht auf geringeren
Tiefen, als auf 20 und. 15 m ankern wegen der schlechten Grundbeschaffenheit
und der blinden Klippen, die weit nach See zu hinausliegen. Innerhalb der
Barre scheint tiefes Wasser zu sein; dann, weiter südwärts, nehmen die Tiefen
schnell ab. Ein todter Arm des Flusses, Song-Thu-Bon genannt, läuft westwärts
and mündet in den Tourane-Fluls; ein anderer Arm läuft südwärts und steht mit
dem Flusse Hapoix in Verbindung. Das Gelände ist an der Mündung des Flusses
Tai-fo niedrig; die Insel Kulao Kham dient als Landmarke, um die Mündung
aufzufinden, die man in einigen Seemeilen Abstand an den Masten der Dschunken
erkennt. Die Dschunken liegen gewöhnlich innerhalb der Westspitze der Einfahrt
vor Anker. Wenn man das Nordwestinselchen in NNO achteraus hält, so läuft
man gerade auf die Einfahrt des Flusses zu.
_ Der Flufs Fai-fo wird von chinesischen Dschunken stark besucht. Innerhalb
seiner Einfahrt liegen mehrere wichtige Handelsplätze. Am weitesten flußabwärts
liegt Kuang-Nam, die Hauptstadt der Landschaft; sie zeigt viele chinesische
Häuser, die aus Stein erbaut und mit Ziegeln gedeckt sind.
Vorsicht. Zwischen den Inseln Kulao Kham und dem Festlande hat man
mitten zwischen viel gröfseren Tiefen zwei Stellen mit nur 10 m Wassertiefe
gefunden. Da diese Gewässer noch nicht genau genug vermessen sind, so mufs
man vorsichtig darin fahren und das Loth fortwährend gebrauchen. |
Die Marmorfelsen (Rochers de marbre; Marble Rocks). Vom Flusse Fai-fo
an läuft die Küste nordwestwärts und bildet mit der Halbinsel Tien-Tcha eine
große Bucht mit niedrigem Strande, in dessen Mitte man eine Gruppe einzeln
Legender Klippen sieht, die prächtigen Marmorfelsen, die auf der flachen und
oleichförmigen Küste sehr leicht zu erkennen sind.
Die Halbinsel Tien-Tcha (auch Tien-Sha und Tien Tchu geschrieben).
Halbinsel Tien-Tcha ist eine Gebirgsmasse, deren Gipfel 625 bis 650 m hoch
sind; mit dem Festlande ist sie durch eine niedrige Landzunge von 1'/: Sm Breite
verbunden. Die Ostspitze der Masse ist das Kap Tourane. ; .
Der „Lutin“ hat unter der Halbinsel Tien-Tcha geankert auf 11 bis 12 m
Tiefe und in vollständigem Schutz; aber im jetzigen Zustande ist die Verbindung
mit Tourane von diesem Platze aus schwierig.
‚Die Bucht von Tourane (Han-san). Die Tourane-Bucht liegt 18 Sm
nordwestwärts von der Insel Kulao Kham. Ihre Einfahrt ist 3'/2 Sm breit und
liegt zwischen der Halbinsel Tien-Tcha an der Ostseite und der Insel Kulao Han
an der Westseite; man findet in der Einfahrt regelmäfsige Tiefen von 21 bis 29 m.
Die Bucht erweitert sich dann etwas, während sie sich nach Süden wendet; ihre
Tiefe beträgt 6 Sm; die Lothungen nehmen allmählich auf 5 bis 6 m in 400 m
Abstand von der Küste ab. Der Grund besteht aus Schlick. Die Küste der
Bucht ist frei von Gefahren, mit Ausnahme der Stellen vor den Flufsmündungen
und im Inneren des südwestlichen Theiles der Bucht, wo mehrere Klippenplatten
mit 3,9 und 4,2 m Wassertiefe liegen. Wenn man in der Nähe dieser Küste
kreuzt, mufs man in 1 Sm Abstand vom Straude wenden.
2 bis 3 Sm ostwärts vom Kap Tourane lothet man 30 bis 40 m; in 1'/2 Sm
Entfernung 26 bis 28 m; 26 bis 28 m Tiefe findet man auch 6 bis 7 Am nordost-
wärts von Kulao Han. Ueberall ist Schlickgrund.
Ann. d. Hvär. ete., 1894, Beiheft 1.