Wäislicenus: Die Küste von Annam.
23
Gebirgsmasse, die von drei Spitzen überragt wird, den Gipfeln von Vung-Chao;
der südlichste dieser Gipfel, der zugleich der spitzeste ist, ist etwas niedriger
als die beiden anderen, die 360m hoch sind. Diese drei Spitzen stehen so neben
einander, daß man meist nur zwei davon gleichzeitig sieht; aber je nach dem
Schiffsort sind es nicht stets dieselben, die man in Sicht hat. Es ist wichtig,
dies zu wissen, wenn man Gefahren ausweichen will, wie z. B. der Klippe Ilyssus.
Zwischen der Spitze Vungla und der Spitze Gain-Mong liegt ein Einschnitt,
der theilweise mit Klippen gefüllt ist und dessen sehr weilser Sandstrand von
einem schwarzen Hügel in zwei Theile getheilt wird; in der Kinbuchtung brandet
die See fast fortwährend. Wenn man die Westkante dieses Hügels mit den öst-
lichen Gipfeln der Gebirgsmasse, wovon eben gesprochen wurde, in Eins hält,
so steuert man einen sicheren Kurs zwischen der Spitze Ksuandai und der
Klippe Ilyssus.
Der Ankerplatz von Ksuandai (auch Xwuanday geschrieben) ist während
der guten Jahreszeit benutzbar. Man ankert auf 11 bis 12m, Grund Schlick, in
den Peilungen: die Mündung des Flusses Ksuandai in Süd und der Gipfel der
Nestinsel in rw N 60° 0. Eine steile Klippe, worauf bei Niedrigwasser 5,3 m
Wassertiefe bleibt, liegt uordwärts von diesem Ankerplatz und 6'/a Kabllg, in
rw. 576° W von der Nestinsel. .
Die Küste ist vor dem Ankerplatze sehr sandig. Der Fluß, der innerhalb
des Fluthbeckens in mehrere Arme getheilt ist, ist noch nicht vermessen worden;
indessen ist er wenigstens für Fahrzeuge schiffbar. Das grofse Dorf Ksuandai
liegt am Zusammenflusse der beiden Hauptarme; im Hintergrund davon sieht man
schöne Pflanzungen von Arekapailmen. Der Ort kann einige Vorräthe für die
Verpflegung der Messen liefern.
Der Ankerplatz von VYung-Lam liegt im Westen, zwischen dem „Klippen-
inselchen“ (%ot Rocheux) und einem großen Hügel, worauf die Ruinen einer
Schanze zu sehen sind. Um auf den Ankerplatz zu gelangen, kann man in 400 m
Abstand um die Nordspitze des Klippeninselchens, die frei von Gefahren ist,
herumdrehen. Man findet 8 m Ankergrund, Schlick, in der Kreuzpeilung: die
„rothe Spitze“ (siehe später) in Nord und die Nordspitze des Klippeninselchens
in rw.S 81° O0. Schiffe grofsen Tiefganges ankern weiter ostnordostwärts von
dieser Kreuzpeilung. Im SW des Ankerplatzes liegt eine ziemlich tiefe, kleine
Bucht, die nur sehr kleine Wassertiefen hat; aber daran liegt ein grofses wohl-
habendes Dorf, wo man leicht Proviant nehmen kann und wo Dis 1890 der
französische Statthalter der Landschaft wohnte. .
Die Hydrographie des Ankerplatzes von Vung-Lam mufs noch ver-
vollständigt werden; indessen hat man keinen Grund zu der Annahme, dafs in
diesem Theile der Bucht von Phu-Yen andere Gefahren, als die auf der Karte
bezeichneten, lägen. Das Klippeninselchen ist im Süden und SW mit Gefahren
besetzt; eine grofse Klippenbank verlängert die Insel beträchtlich in diesen
Richtungen und macht die Durchfahrt südwärts von dem Inselchen, zwischen ihm
und der Küste unmöglich.
Die Klippe Volga liegt 6 Kablig. in rw. N 21° 0 vom Gipfel des Klippen-
inselehens. Sie besteht aus zwei steilen und scharfen Spitzen, die in SSW—
NNO-Richtung und in etwa 50m Abstand voneinander liegen, Bei Niedrigwasser
bleibt über jeder dieser Spitzen ungefähr 4,8 m Wassertiefe; ringsherum findet
man 10 bis 12m.
Die Bojenklippe (roche Boude) liegt ungefähr !/s Sm von der Südwestspitze
der Halbinsel, die die Ostküste der Bucht bildet; diese Klippe wird bei halber
Tide vom Wasser bedeckt. Meist ist sie sichtbar; um sie herum findet man in
grofser Nähe ostwärts und südwärts davon grofse Tiefen, während in !/a Kabllg.
westwärtes und nordwärts von der Bojenklippe nur kleine Tiefen sind.
Der Hafen von Yung-Chao öffnet sich im nördlichen Theile der Bucht von
Phu-Yen zwischen der „rothen Spitze“ (pointe Rouge) und der Gebirgsmasse
Vaung Nie. Um in den Hafen einzulaufen, passirt man gewöhnlich zwischen der
Bojenklippe und der Klippe Volga:; die Deckpeilung der Westkante der Nest-
5 m der Spitze Ksuandai führt mitten zwischen diesen beiden Gefahren
indurch.