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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Wislicenus: Die Küste von Annam, 
Nhatrang hat die Franzosen veranlafst, Chut als Platz für die Zollstation des 
Schutzgebietes auszuwählen, 
Der Flufs Nhatrang (Nha-trang = Schilfrohr — Wasser, auch Kua Kuhuan 
yenannt), der seinen Namen der ganzen Landschaft giebt, ergielßt sich durch 
sine einzige Mündung ins Meer, und zwar an der Nordkante des eben besprochenen 
Strandes; vorher bildet er ein weites inneres Delta, wovon sämmtliche Arme 
trockenfallen, mit Ausnahme eines einzigen, der im Norden längs der Berge 
läuft, Dieser Fluß, der der bedeutendste der ganzen Landschaft ist, hat fast 
150 km Lauflänge; davon sind etwa 30 km für Boote und Sampans schiffbar, 
während der Rest für Flöfßse benutzt werden kann, In etwa 12 km Entfernung 
vom Meere berührt sein Lauf die Nordgrenze der Citadelle von Khanh Hoa, der 
Hauptstadt der Landschaft, wo ein annamitischer Vicekönig Hof hält. In der 
Ebene fliefst er meist dicht am Fuße des nördlichen Gebirges entlang und läfst 
den gröfsten Theil des Thales an seinem rechten Ufer; seine Ufer sind mit 
Dörfern und Feldern bebaut; sein Bett, das ungefähr 250 m breit ist, ist bis zu 
dem schon erwähnten inneren Delta hin sehr regelmäfsig. Dort, wo die Arme 
dieses Deltas sich vereinigen, um als einzige Mündung ins Meer zu fließen, 
bespülen diese Gewässer eine große Klippe von prismatischer Form, die 10 m 
hoch ist, und die man von aufsen sehr gut erkennen kann. Auf dem linken 
Ufer, auf dem Gipfel eines kleinen bewaldeten Hügels, heben sich die alten 
Thürme von Po. Nagar, einer alten Pagode, .die aus Ziegelsteinen erbaut sind, 
ab; die Pagode ist für die Zugänge zum Flusse eine ausgezeichnete Landmarke. 
Der Fluß fließt aus der einzigen Mündung heftig heraus; davor liegt 
eine Anhäufung von stets sichtbaren Klippen (Tas de roches), die sich an die 
Nordküste anlehnt. Die Nordküste selbst wendet sich hier nach NO, zeigt 
eine ausgedehnte Sandbank mit Klippen, die bei Niedrigwasser trockenfällt und 
sich dann mit der kleinen, niedrigen, runden und mit Gestrüpp bewachsenen 
Insel Bridre vereinigt. Die aus ihrem engen Fluthbecken heraustretenden Ge- 
wässer des Flusses richten sich also hauptsächlich südwärts, wo sie zwei Klippen- 
spitzen bespülen, die nur bei sehr niedriger Ebbe trockenfallen. Diese beiden 
Klippen liegen mitten. zwischen dem Strande und der Klippenanhäufung, wovon 
soeben gesprochen wurde; sie bilden mit kleinen, sie umgebenden Untiefen eine 
Barre und nöthigen zur Vorsicht, wenn man. in den Flufs einlaufen will. Das 
Einlaufen ist während des Nordostmonsuns stets schwierig. 
Die sandige Landzunge, die das Südufer der Flußsmündung bildet, trägt 
das von Fischern bewohnte Dorf Ku Huan. Unterhalb davon erheben sich die 
Gebäude der französischen Statthalterei, die mit einer Mauer eingefalst sind; an 
der. Seeseite der Niederlassung liegen Pflanzungen und eine Schanze von vier- 
eckiger Form. Südwärts und innerhalb der Landspitze am Flufsufer dehnt sich 
das grofse Dorf Ksuong-Huan aus; es besitzt eine Gruppe von Kokospalmen; seine 
Hütten liegen längs des Flusses und an einer inneren Lagune, die bei Niedrig- 
wasser trockenfällt. Auf dem westlichen Ufer dieser Lagune liegt ein einzelner, 
von See aus sehr kenntlicher Hügel, der auf seinem Gipfel die Pagode „der 
Gelehrten“ oder „des Confucius“ trägt. Andere kleine Hügel erheben sich weiter 
südwärts über einem großen Gebiete von Dünen, die mit Gebüsch bewachsen 
sind. Eine davon trägt eine sehr kenntliche Todtensäule; eine andere, die weiter 
im Innern liegt, da wo die Dünen den bebauten Feldern Platz machen, trägt 
eine ebenfalls von der Bucht aus sehr sichtbare weiße Pagode. 
Die weiße Klippe (Rocher blanc, white rock) ist stets über Wasser sichtbar 
und ist der Gipfel einer Bank, die sich ungefähr noch 150 m südwärts ausdehnt. 
Man kann die Durchfahrt zwischen der weifsen Klippe und der Insel Bridre 
benutzen, aber man mul dabei ein anderes, stets unter Wasser liegendes Riff 
vermeiden, das in der Mitte der Durchfahrt und etwas nordwärts an der 10 m- 
Grenze liegt. 
Darüber hinaus buchtet die Festlandsküste von Neuem leicht ein, und es 
öffnet sich ein neues, sehr bewaldetes Thal. Korallen fassen den Rand dieser 
Einbuchtung ein, mit Ausnahme von einem schönen, etwa 1000 m langen Sand- 
strande, in dessen Mitte man einen einsamen Palmbaum sieht. Dieser Strand, 
worauf man mit Booten bequem landen kann, endigt im Norden am Fuße einer weit 
rorgeschobenen kahlen und verwitterten Bergmasse, deren größte Spitze 390 m 
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