Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1893.
31
Wie im Vorjahre, wurde auch in diesem Jahre der frühere Direktor des
meteorologischen Departements in Tokio, Herr E. Knipping, wieder bei den
Arbeiten der Seewarte beschäftigt. Derselbe war ausschliefslich bei der Bearbei-
tung der Stürme des Stillen Ozeans thätig. Nach dem Entwurfe des Segel-
Handbuches wurden im Laufe des Berichts-Jahres durch den Genannten die fol-
genden Kapitel erledigt, bezw. druckfertig gestellt.
1. Die tropischen Orkane der Südsee.
2. Die Stürme des. ostasiatischen Monsun-Gebietes (Taifune).
8. Die Stürme des mexikanischen Stillen-Gebietes.
Die Stürme des aufsertropischen nördlichen Stillen Ozeans. West-
licher, mittlerer und östlicher Theil. .
5, Die Stürme des aufsertropischen südlichen Stillen Ozeans. West-
licher, mittlerer und östlicher Theil.
4
Mit Ausnahme der letzteren Gruppe von Stürmen, wozu im Berichts-Jahre
nur die Vorarbeiten erledigt werden konnten, harren sämmtliche vorgenannten
Kapitel der Drucklegung. Direktor Knipping bearbeitete ferner für die Annalen
der Hydrographie und Maritimen Meteorologie die Artikel „Die Samoa - Orkane
im Februar und März 1889“, „die deutsche Bark »Conrad Hinrich«, Kapitän
F. H. C. Brand, im Okhotskischen Meere vom Eise besetzt, April 1879“ und
„Ein Beitrag zur Entwickelungs-Geschichte der aufsertropischen Cyklonen“.
Von der Thätigkeit des Dr. Schott war oben schon die Rede und ist hier
nur noch besonders hervorzuheben, dafs die beiden Karten für den Atlas des
Segel-Handbuchs des Stillen Ozeans, welche die Tiefen -Verhältnisse und das
spezifische Gewicht des Meerwassers zur Darstellung bringen, fertig zum Stiche
vorliegen.
Es ist hier wohl die Stelle, zu erwähnen, dafs unter des Direktors und des
Meteorologen der Seewarte Leitung — wie in früheren Jahren, so auch im Be-
richts-Jahre — eine Anzahl junger Gelehrter an der Seewarte thätig war, um
das werthvolle Material, welches in dem Archiv der maritim-meteorologischen
Beobachtungen aufgesammelt liegt, zu gröfseren Arbeiten zu benutzen. Unter
diesen Herren, welche — ohne Bezug irgend welcher Remuneration und in ge-
wissem Sinne als Volontairs — sich Monate lang an der Seewarte aufhielten,
verdient eine besondere Erwähnung Herr Dr. Wilhelm Meinardus, dessen
umfangreiche und werthvolle Arbeit „Beiträge zur Kenntnifs der klimatischen
Verhältnisse des nordöstlichen Theils des Indischen Ozeans, auf Grund von
Beobachtungen an Bord deutscher Schiffe“ als Nummer 7 in dem Sammelwerke
„Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, XVI Jahrgang, veröffentlicht worden
ist. Diese Abhandlung, deren Werth für die Seefahrt nach den ostasiatischen
Gewässern ohne Weiteres einleuchtet, kann in Wirklichkeit als eine den Arbeiten
der Seewarte auf jenem Gebiete gleichstehende angesehen werden, während sie
dem Verfasser keinen weiteren unmittelbaren Vortheil bot, als die Bewerkstelligung
des Druckes auf Kosten und in den Veröffentlichungen der Seewarte.
Der Zeichner des Instituts. Zu Anfang des Berichts-Jahres wurde
das Einordnen der vom Hydrographischen Amte und von den Werften zu Wil-
helmshaven und Kiel überwiesenen Seekarten in die Sammlung der Seewarte
abgeschlossen. Ein Nachtragen der häufig weit zurückliegenden Korrekturen in
diesen Theil der Karten-Sammlung des Instituts erwies sich aus Mangel an Zeit
und da dringendere Dinge vorlagen, als undurchführbar.