Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1393.
wurden in beiden Fällen, wo die astronomischen Instrumente auf der Abtheilung
nicht ausreichten, auf der Sternwarte ausgeführt.
Auf Veranlassung der Direktion übernahm Dr. Stechert ferner die Bear-
beitung und Diskussion mehrerer, zu geographischen Ortsbestimmungen angestellter
Beobachtungsreihen, die von dem Herrn Hauptmann v. Francois und Haupt-
mann Kling in den deutschen Schutzgebieten ausgeführt waren.
Während der Beurlaubung des Abtheilungs- Assistenten Dr. Stechert im
Monat August 1893 übernahm der Assistent Dr. Duderstadt dessen Vertretung.
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Das neue Gebäude für das Chronometer-Prüfungs-Institut.
Das neue, für das Chronometer-Prüfungs-Institut errichtete Gebäude wurde
-— wie bereits in unserm letzten Berichte angeführt — am 1. November 1892
bezogen und hat in allen Beziehungen den an dasselbe gestellten Erwartungen
und Anforderungen entsprochen.
Dasselbe liegt im Garten der Seewarte, etwa 75 m nordnordöstlich von der
Hauptfront des Hauptgebäudes und hat eine Grundfläche von 173 Quadratmeter.
Das Haus ist genau nach den 4 Haupthimmelsrichtungen orientirt und massiv in
Ziegelsteinbau ausgeführt. Durch die an der Südwestecke des Gebäudes in einem
thurmartigen Anbau befindliche Hausthüre gelangt man in das etwa 1m über
dem Garten-Niveau gelegene Hochparterre, dessen innerer Korridor gegen den
Thurm durch eine Glasthür abgeschlossen ist.
Das Bureauzimmer. An der Westseite des Korridors befindet sich der
Eingang zum Bureau des Institutes, einem dreifenstrigen Zimmer von quadratischer
Grundfläche (Seitenlänge 9.5 m, Höhe 9.0 m), das aufser den Bureau-Utensilien
ein Repositorium für Untersuchung von Chronometern bei Zimmer - Temperatur,
sowie eine Telephonanlage nebst mehreren, weiter unten noch zu besprechenden,
Nebenapparaten enthält. Nördlich vom Bureau, daran anstofsend, befindet sich
ein Zimmer mit ebenfalls quadratischer Grundfläche (Seitenlänge 9.0 m), welches
für die Untersuchung der Schiffs-Chronometer der Handelsmarine bei verschiedenen
Temperaturen bestimmt ist.
Wärme-Apparat für die gewöhnlichen Prüfungen. Zu diesem Zweke
ist daselbst ein fast !/2 m hoher Wärme- Apparat mit ovaler Grundfläche aufge-
stellt, dessen innere Durchmesser 1.85 m und 2.20 m sind. Die Wände dieses
Apparates sind aus doppelten, 10 cm von einander entfernten, vernieteten Eisen-
blechtafeln hergestellt und der Zwischenraum der Wandungen ist mit Schlacken-
wolle ausgefüllt, Die untere Hälfte des Apparates, die die zur Erwärmung not-
wendigen Gasbrenner enthält, ist von der oberen durch schräge liegende Blechtafeln
getrennt; über letzteren sind mehrere Lattengitter aus Eichenholz staffelförmig
angebracht, auf die die zu untersuchenden Instrumente gestellt werden. Oben
ist der Kasten durch doppelte Deckel aus Spiegelglas geschlossen und es wird
das Oeffnen derselben durch, an Schnüren hängende Balancirgewichte erleichtert,
Die Brennhöhe der in der unteren Hälfte des Apparates befindlichen 8 Gasflammen
(Spitzbrenner) ist in bequemer Weise durch handgrofse, mittels massiver Holz-
klötze verschliefsbare Löcher vom Zimmer aus regulirbar, und ist aufserdem der
Heizraum durch ein, am Apparate befindliches Mannloch für Reparaturen zugäng-
lich eingerichtet. Eine senkrechte, in der Richtung der kleinen Axe des Ovals
angebrachte Scheidewand ermöglicht es, in den dadurch gebildeten beiden Ab-
theilungen des Apparates verschiedene Temperaturen zu erzeugen.