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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1893.
Die Diskussion der eingelieferten Deviations-Journale konnte auch in diesem
Jahre wegen Ueberhäufung der Abtheilung II mit Arbeiten anderer Art nicht in
einem solchen Maafse ausgeführt werden, wie dies nach Maafsgabe des praktischen
Bedürfnisses wünschenswerth erscheint. Es wurde jedoch regelmäfsig Buch ge-
führt über alle eingehenden Journale, dieselben nach dem Maafse ihrer gröfseren
oder geringeren Geeignetheit zur Diskussion klassifizirt und demgemäfs geordnet,
sowie Notizen über auffallende Erscheinungen im Verhalten der Kompasse selbst
oder ihrer Deviation den Journalen entnommen und, wo dieses thunlich, zur Ab-
hülfe von beobachteten Mängeln benutzt. Die vollständige Diskussion, d. h. die
Ableitung der sämmtlichen Deviations- Konstanten konnte nur bei einem Schiffe,
bei welchem sich die Beobachtungen allerdings über mehr als 4 Jahre erstreckten
und sehr zahlreich waren, ganz durchgeführt werden. Bei 3 anderen Schiffen,
bei denen die sorgfältig angestellten Beobachtungen sich bezw. auf 3, 4 und
5 Jahre erstrecken, wurde die umfassende Diskussion in Angriff genommen, konnte
aber bis zum Schlusse des Berichts-Jahres noch nicht zum Abschlufs gebracht
werden.
Der Verkehr mit Kapitänen und Mechanikern seitens der Abtheilung II um-
faßlßste im Berichts-Jahre 449 Personen gegen 522 im Vorjahre.
Die Direktion erachtete es an der Zeit, nun, nachdem 18 Jahre seit den
letzten grundlegenden Versuchen über die Qualität der Schiffs-Positions-Laternen
verflossen waren, den wichtigen Gegenstand nach dem neuesten Stand der Wissen-
schaft und Erfahrung zu fördern.
In Folge eines diesbezüglichen im Laufe des Berichts-Jahres von der Di-
rektion an das Reichsmarineamt erstatteten Berichtes wurden im Herbst desselben
ausführliche Untersuchungen über Schiffs-Positions-Laternen angeordnet und zwar
zu dem Zwecke einer genaueren Feststellung der richtigen Färbung bei den Seiten-
Laternen (namentlich in Bezug auf grün), sowie um eine Beziehung zu finden
zwischen der wirklichen Sichtweite und der photometrisch bestimmten Helligkeit
der Lampen in den Laternen. Durch diese Untersuchungen soll alsdann die
Erlassung einer Prüfungs-Instruktion für die verschiedenen Prüfungsstellen im
Deutschen Reiche ermöglicht werden, nach welcher die Prüfungen in einheitlicherer
Weise als bisher stattfinden können. Die so angeoreneten Untersuchungen wurden
zunächst auf der Unterelbe in der Nähe von Brunshausen in den Monaten No-
vember und Dezember von einer aus dem Vorsteher der Abtheilung II, Ad-
miralitätsrath Koldewey als Vorsitzendem, dem Hauptagenten der Seewarte in
Hamburg, Kapt. Krause und dem Optiker, Herrn Dr. Hugo Krüfs bestehenden
Kommission ausgeführt, ebenso wie die erforderlichen photometrischen Unter-
suchungen im Laboratorium. Das Personal der Abtheilung wurde durch die
nothwendigen Vorarbeiten und die damit verbundenen Korrespondenzen und die
schriftlichen Protokollirungen und Aufzeichnungen in den letzten Monaten be-
sonders stark in Anspruch genommen.
IX. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung IIl.
Pflege der Witterungskunde, der Küsten-Meteorologie und des Sturmwarnungswesens
in Deutschland.
Die Organisation der Seewarte in Bezug auf die Nebenstellen der Seewarte
erhielt dadurch eine bedeutsame Abänderung, dafs seit Oktober 1893 die Ver-
waltung sämmtlicher Sienalstellen auf die neu eingerichteten Küstenämter überging.