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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1894.
strom kräftiger ist und länger läuft als der Fluthstrom. Die mittlere Geschwindigkeit
des Fluthstromes ist % Meilen, die des Ebbstromes !/2 Meile. Wenn der Süd-
westmonsun durchsteht, sind die Ströme schwach. Die Schiffe auf der Rhede
liegen dann stets auf den Wind geschwait,
Rhede Segli. Die Gezeitenströmungen sind regelmäfsig, aber schwach.
Der Ebbstrom läuft westlich, der Fluthstrom östlich.
Oestlich von Diamant-Spitze. Der Fluthstrom läuft südöstlich, der
Ebbstrom nordwestlich. Die Gezeitenströme sind am stärksten um Neu- und
Vollmond, erreichen aber höchstens eine Geschwindigkeit von 1 bis 1'/4 Meilen.
Der Ebbstrom ist in der Regel stärker als der Fluthstrom. In den Flufsrinnen
erreicht der Ebbstrom eine Maximalgeschwindigkeit von 3 Meilen.
Längsar-Bai bis Tamiang. Nahe bei der Küste folgen die Gezeiten-
ströme der Hauptrichtung der Küste, die Fluth nach SO, die Ebbe nach NW.
Nahe bei der 3 Faden-Grenze folgen sie der Richtung dieser Grenze und inner-
halb derselben der Küstenlinie, während sie vor den Flufsmündungen die Ein-
wirkung der Flüsse verspüren. Sind in offener See die Ströme im Allgemeinen
unbeständig, so kann man während der Nipptiden auch in der Nähe der Küste
nicht sehr darauf rechnen, sie sind dann da allerdings schwach.
Während der Springtiden erreichen Ebb- und Fluthstrom beide eine
Geschwindigkeit von 1% Meilen in offener See und 2 Meilen nahe der Küste.
In den Flufsrinnen sind sie stärker, und bei der Ebbe wird bisweilen 2% Meilen
beobachtet, Da die Gezeitenströmungen im Allgemeinen noch einige Stunden
durchlaufen, nachdem das Wasser schon seinen höchsten oder niedrigsten Stand
erreicht hat, so strömt das Wasser noch aus den Flüssen heraus, wenn draufsen noch
Fluthstrom läuft. Vor den Flufsmündungen wird man dann auch vorkommenden
Falles darauf rechnen müssen, dafs das untere Wasser in einer anderen Richtung
strömt als das an der Oberfläche. Das ausströmende Flufswasser ist immer an
den scharfen Farbenunterschieden, den Kabbelungen und dem Schmutz am Rande
zu erkennen. Bei und westlich von Tamiang ist es stark röthlich, östlich davon
mehr bräunlich gelb gefärbt. Besonders bei den steilen Bänken der Flußmündung
von Tamiang wird der Unterschied in der Richtung des Ober- und Unterstromes
stark verspürt.
Westküste. Dicht unter der Küste laufen Gezeitenströme, die allerdings
sehr schwach und nur 2 bis 3 Tage nach Neu- und Vollmond bestimmt bemerkbar
sind, aber selbst dann sind diese Ströme doch nur von Bedeutung im Norden
der Insel Raja. Die herrschende Windrichtung hat grofsen Einfluß auf die
Richtung des Stromes, auch unter der Küste. Besonders in der Raja-Strafse,
aber wahrscheinlich überall im Norden davon kommt es vor, dafs während des
Südwestmonsuns der Strom Tage hintereinander eine nördliche Richtung hat.
Der Fluthstrom läuft in nördlicher, der Ebbstrom in südlicher Richtung.
Ausgenommen den nördlichsten Theil der Westküste kann man annehmen, dafs
man sich aufserhalb des Gezeitenstromes befindet, wenn man weiter als eine Meile
vom Lande absteht. Aufserhalb dieses Abstandes und südlich von Rigas, selbst
innerhalb desselben, scheint der Strom am meisten von den herrschenden Winden
abzuhängen. Aber dies kann doch nicht als feste Regel angenommen werden.
So befand sich I. N. M. S. „Macassar“ im März 1887 zwischen den Aufsenriffen
auf der Höhe von Tampat-Toean und hatte in den drei Nachtwachen eine Ver-
setzung von 6 Meilen nach SO, einen Strom von 2 Meilen in der Richtung an-
deutend. Dieser südöstliche Strom war ganz unerwartet, da an den vorher-
gehenden Tagen ununterbrochen harte südliche Winde geweht hatten.
Fafst man das ganze Jahr zusammen, so laufen mehr und stärkere Ströme
nach SO als umgekehrt. Sie kommen aber am häufigsten im Oktober, November
and Dezember vor. Die Ströme sind in der Regel schwach. Mehr als 2 Meilen
Strom ist nicht beobachtet.
In der Rigas-Bai ist von Gezeitenströmen wenig zu merken, doch laufen
bei Melaboe um Neu- und Vollmond ziemlich regelmäfsige, wenn auch schwache
Gezeitenströme.,
Die Zahl der Strömungen während des Jahres beträgt auf der Westküste
in Procenten: