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Annalen der Hydrographie und Maritimen Metcorologie, Dezember 1894.
Westküste. Hier ist es ebenfalls während des Nordostmonsuns in den
frühen Morgenstunden meist diesig, gegen Sonnenaufgang sieht man einen dichten
Nebel auf der Küste hängen, wodurch es schwierig wird, sich zurechtzufinden.
Mit steigender Sonne zieht aber der Nebel ab und ist durchschnittlich vor 8 Uhr
vormittags verschwunden.
Im Südwestmonsun ist die Sichtigkeit gewöhnlich sehr grofs, und die Berge
sind darum in grofsem Abstande zu sehen.
Wasserhosen.
Diese wurden an der Nord- und Ostküste von Atjeh wiederholt beob-
achtet. Sie bilden sich in Regenwolken oder Nimbi, und zwar in dem Augenblick,
wo der Regen im Begriff ist zu fallen, oder nachdem es schon einige Augen-
blicke geregnet hat. Auch ist bemerkt worden, dafs sie meist nach schwülen
Tagen auftreten.
Berichte von Schiffen, die von Wasserhosen getroffen wurden, sind sehr
selten. Die Wirkung beschränkt sich meistens darauf, dafs das Schiff durch
einen sehr starken Windstofs nur während eines Augenblicks getroffen wird und
der Regen in grofsen Tropfen niederfällt.
Erd- und Seebeben.
Diese kommen an der Nord- und Westküste häufiger vor, sind aber selten
heftig. An Bord werden sie meist nur bemerkt an dem starken Rucken des
Schiffes in der Kette und an einem Geräusch, als wenn Wasser durch ein
Schleusenthor strömt.
Im Februar 1861 wurde aber doch die Westküste durch ein gewalliges
Erd- und Seebeben übel zugerichtet. Dabei wurde die Küste von Soesoe etwas
verändert.
Mifsweisung,
Die Mifsweisung beträgt für die Nordküste von Atjeh, von West nach
Ost gerechnet, 2° 20’ bis 2° 30’ Ost. Sie nimmt langsam zu. Die Isogonen
laufen NW und SO.
Strömungen und Gezeiten.
Strömungen.
Nord- und Ostküste. An dieser Küste ist in ihrer Nähe die allgemeine
Richtung des Stromes längs der Küste, je nach den Gezeiten auf- und nieder-
gehend. Auf der Nordküste strömt die Fluth in östlicher und auf der Ostküste
in südöstlicher Richtung. Der Ebbstrom bewegt sich in umgekehrtem Sinne. Die
Hezeitenströmungen machen sich nicht weit in offener See fühlbar, verursachen
aber doch grofse Aenderungen in der allgemeinen Richtung der Meeresströmung,
30 dafs man in einigem Abstand von der Küste Mühe hat, mit dem Strome zu
rechnen. Je östlicher man steht, um so weiter von der Küste ab fühlt man den
Einflufs dieser Strömungen, an dem westlichen Theil der Nordküste vermuthlich
bis auf etwa 2 Meilen!) und an der Ostküste bis auf 10 Meilen.
Die Geschwindigkeit des Stromes ist selten gröfser als 2 Meilen bei
Springtiden. Während der Nipptiden sind die Ströme sehr schwach, bisweilen
unmerklich. Die Ströme sind am stärksten bei den Ecken, längs weit hinaus
reichender Bänke und in den Flufsrinnen, am schwächsten in den Baien. Im
tiefsten Theil der Kroeng Raja-Bai wird fast kein Ebb- und Fluthstrom beob-
achtet. In den Flufsrinnen erreicht die Ebbe bisweilen eine Schnelligkeit von
3 Meilen.
Dauer und Richtung der Gezeitenströme verändern sich sehr durch die
folgenden Einflüsse:
1. Ein beständiger Strom, der in nordwestlicher Richtung aus der Strafse
von Malakka herausläuft, längs der Pedirküste eine westliche Richtung annimmt
and sich durch die Malakka-Passage einen Weg bahnt, hat zur Folge, dafs im
yröfsten Theil des Jahres der Ebbstrom länger läuft als der Fluthstrom.
4) Geographische Meilen, 15 == 1°; bei Geschwindigkeiten ist immer zu ergänzen „in der
Wache“, so dafs dann die Zahlen im Text Sm p. h. entsprechen.