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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1894.
Bei unserem Aräometer hat G, zwölf verschiedene Werthe, worauf noch
zurückzukommen ist; V,e ist durch die Eintauchungstiefe an der Skala gegeben;
wobei aber auch die mit der Temperatur wechselnde Raumausdehnung des Glas-
körpers in Betracht gezogen werden mul. Buchanan,') der diesen Typus der
Aräometer eingeführt und zuerst an Bord des „Challenger“ benutzt hat, berechnet
demgemäfs zunächst zwei Tabellen.
Die erste enthält die Volumina des Aräometers für jeden Werth der
Millimeterskala; das kleinste Volum ist also für den Theilstrich 100, das gröfste
für den Theilstrich 0 der Skala aufgeführt und Alles in Kubikcentimetern aus-
gedrückt. Diese Volumina beziehen sich aber auf die Temperatur „Null Grad“,
sind also Voo; um die Vys zu erhalten, ist eine zweite Tabelle berechnet, deren
Unterlagen für Buchanan ziemlich schwierig zu erhalten waren, da erst durch
ein mäfsig genaues Verfahren (eine Serie von Ablesungen des Aräometers
in destillirtem Wasser von sechs Temperaturen zwischen 4,5° und 25,9°) der
kubische Ausdehnungskoefficient bestimmt werden mulste. Für unser Jenaer
Glas ist dieser von Dr. O0. Schott jetzt aufs Genaueste zu 0,0000244 festgestellt
worden (bei einer anderen Art der Abkühlung nach dem Schmelzen, die indefßs
für die Fabrikation von Röhren nicht in Betracht kommt, ist dieser Koefficient
etwas kleiner: 0,0000241), so dafs wir damit ohne Weiteres rechnen können.
Wir werden aber gut thun, nicht den Eispunkt, sondern die übliche Zimmer-
jemperatur von 17,5° auch für die Volumberechnung als Norm zu behalten und
zunächst eine Tabelle zu entwerfen, die für den Glaskörper die Volumveränderungen
dei höheren oder niedrigeren Temperaturen als 17,5° zu entnehmen gestattet. Bei
unserem Aräometer ist die Volumveränderung für jeden Grad = Vı750 > 0,0000244.,
Das Volum Vızs» wird hier nur für den eigentlichen Körper (unter 100 mm der
Skala) gerechnet, und die Ausdehnung des etwa -noch eingetauchten Theils des
Skalenstengels als zu vernachlässigende Gröfse betrachtet. Das Volum bei 17,5°
ist für den Skalentheil 100 == 172,4875 ccm, als Mittel aus 21 einzelnen Be-
stimmungen für Temperaturen zwischen 14,5° und 25,3°, Dieser Mittelwerth hat
einen wahrscheinlichen Fehler von nur -+ 0,00049 ccm, was einem Skalenwerth
von ++ 0,07 mm entsprechen würde. So ist also die kubische Ausdehnung unseres
Aräometers 53 = 0,004209 cem für 1°, welchen Werth wir aber nicht so, sondern
in Skalentheile (mm) umgewandelt, verwenden wollen. Dann entspricht ein Grad
Temperaturänderung des Glaskörpers einer Standänderung der Skala um 0,567 mm.
Die danach zu berechnende Korrektionstabelle wird, um 0,2° fortschreitend, auf-
gestellt und zeigt, wie sich aus einer einfachen Erwägung ergiebt, die Korrektions-
werthe (in mm) bei Temperaturen unter 17,5° mit dem positiven Vorzeichen
(also z. B. für 0,0°— + 9,9, für 6,8° = + 6,1 mm), für Temperaturen über
17,5° mit negativem Vorzeichen (für 25,0° = — 4,3, für 296° = — 6,9 mm). *
Das Erste, was also nach jeder Ablesung meines Aräometers zu geschehen
hat, ist die Anbringung dieser Temperaturkorrektion, woraus dann der der
Temperatur £° für einen unveränderlichen Aräometerkörper geltende Stand der
Skala erhalten wird.
Buchanan und seine Nachfolger, wie z. B. J. Thoulet,?) empfehlen nun
eine dritte Tabelle oder vielmehr Tabellenserie, die für die verschiedenen Gewichte
des Aräometers, nach Hinzufügung der entsprechenden Aufsatzgewichte gestattet,
die SE aus dem eingetauchten Volum zu entnehmen. Diese Tabellen schreiten
um 0,01 ccm fort, und für die Berechnung einer Beobachtung hat man der Reihe
nach beispielsweise folgende Operationen auszuführen: 1. die Ablesung des
Original-Aräometers von Buchanan mit dem Aufsatzgewicht IV ergiebt für die
Temperatur 23,8 an der Skala: 31,5 mm; 2. das Volum für 31,5 beträgt für
Null Grad Glastemperatur: 160,878 ccm; 3. dazu Ausdehnung des Glases bis
23,8° = + 0,109 ccm; also eingetauchtes Volum == 160,987 ccm; 4. das Gewicht
des Aräometers plus Aufsatzgewicht IV*°) dividirt durch das Volum 160,987 giebt
das specifische Gewicht S%5°; aus Buchanan’s Tabelle ist für das Volum
1) „Challenger Reports, Physics and Chemistry“, Vol, I, Part 2, S. 3 ff.
2) „Oceanographie statique“, Paris 1890, S. 332 f.
3) Buchanan unterläfst, das Gewicht der Kapillarwelle hinzuzufügen, was natürlich ein
Systematischer Fehler ist.