Krümmel: Ueber einige neuere Beobachtungen an Aräometern.
von: gröfserer Stengeldicke .ist auch dies Gewicht größer: bei r = 0,2 cm ist
Wie sehr diese Oberflächenspannung auf den Stand des Aräometers ein-
wirkt, zeigt übrigens folgender Versuch: Bin Versuchsaräometer, dessen Stengel eine
einfache Millimeterskala trug, wurde in Kieler Leitungswasser von 12,6° Temperatur
gesetzt und ergab als Ablesung 95,8 mm. Darauf wurde ein winziges Tröpfchen
Spermöl, kaum so grofs wie ein Stecknadelkopf, mit einem Draht auf die Wässer-
oberfläche gebracht. Hier breitete es sich als dünne Oelschicht in einem Augen-
blick aus, und ebenso rasch schnellte das Aräometer aus dem Wasser in die
Höhe und gab nunmehr die Ablesung 98,1 mm, d.h. die Skala ragte’ um 2,3 um
höher: aus dem Wasser hervor als vorher. Die Oberflächenspannung des Spermöls
beträgt ungefähr 4 bis 5, ist also nur halb so grofs wie die des reinen destillirten
assers..
Für unsere Frage ist nun von Bedeutung, dafs die Höhe und das Volum
der kapillaren Welle nur dann den vollen Werth = y erreicht, wenn die Be-
netzung des Aräometerstengels an dem ganzen, die Wasseroberfläche schneidenden
Theil eine so vollkommene ist, wie die Theorie sie voraussetzt. Wird aber
etwa durch anhaftende oder im Wasser treibende Fetttheilchen oder durch zu
gnergisches Abtrocknen des’ Glases die Benetzung unvollkummen, 80 bildet sich
der. kapillare Kegelring nur theilweise aus, was man mit einer guten Lupe ganz
deutlich feststellen kann, und das volle Gewicht y, das oben berechnet wurde, wird
nicht erlangt; das hat natürlich die Wirkung, dafs das Aräometer nicht ganz 8o
tief eintaucht, wie es bei vollkonmımener Benetzung eintauchen würde, mit auderen
Worten, die Ablesung giebt einen zu: hohen Werth. Wer diesen Dingen keine
Beachtung schenkt, ist dann unangenehm überrascht. ;
An meinen Aräometern erhalte ich fast jedesmal diesen zu hohen Werth,
wenn ich sie, trocken wie sie in den Etuis und Schränken aufbewahrt werden,
in das: Wasser hineinsetze. Wird dagegen das Aräometer erst abgespült und
dann mit einem feuchten aber reinen Tuch mehrere Male abgewischi,!) so wird
die Ablesung alsbald günstiger. Man hat den Eindruck, als ob erst eine gewisse
Durchtränkung der ganzen. Glasoberfläche mit Wasser erfolgen‘ müsse, um eine
volle Beständigkeit des Gewichts zu erzielen, ;
Das Entscheidende liegt also in dem verschiedenen Grade der Benetzung der
Glasoberfläche, insbesondere des Skalenstengels, durch das Wasser; eine Schwierig-
keit, mit der früher die Physiker bei der Bestimmung der Oberflächenspannung des
Wassers zu kämpfen hatten, und die nur bei der von Quincke zuerst in gröfserem
Mafsstabe angewandten sogenannten Tropfen- und Blasenmethode vermieden wird.
Sobald man sowohl das Wasser wie das Glas von Fett aller Art (vor Allem vom
Fett der Finger) rein hält und auch dafür sorgt, dafs die Wisch- oder Handtücher
nicht‘ mit Fett in Berührung kommen, und man die Aräometerstengel unmittelbar
vor dem Einsetzen ins Seewasser gut feucht abwischt, so wird man viel bessere
Uebereinstimmung der einzelnen Ablesungen erhalten. Macht man eine längere
Serie (ich habe solche von 2U Ablesungen hintereinander mit jedesmaligem Ab-
wischen des Aräometers dazwischen), so wird man in der Regel finden, dafs
sich erst von der dritten Ablesung an. nahezu identische Werthe ergeben. ‘‘
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; Unter Zugrundelegung der im Vorigen entwickelten Principien habe ich mir
ein Aräothermometer aus Jenaer Normal-Thermometerglas 161 durch den Glas:
bläser und Aräometerfabrikanten Oskar Bock in Kiel herstellen lassen. : Um die
für einen Privatmann etwas kostspieligen Versuche möglichst. einzuschränken, bin
ich zum sogenannten Challengertyp übergegangen, nach welchem konstruirt ein
einziges. Aräometer mit willkürlieber (Millimeter-) Skala durch. eine‘ Reihe ‚von
Aufsatzgewichten für jeden beliebigen Salzgehalt zu verwenden ist. ‚0.0.
„Das Aräometer, das die Fabrikationsnummer 53 trägt,?). hat ein Volum
von rund 173 ccm, übertrifft also die sonst bei uns in den Handel gebrachten
1) Dieses Verfahren hat schon Maly in der „Zeitschrift für Instrumentenkunde“, 1892; S. 61,
Aringend empfohlen. .
2) Die deutschen Aräometer werden noch immer ohne Fabrikationsnummer in den Handel
gebracht, was als schwerer Mifsstand bezeichnet werden mufs; wie soll man die äufserlich einander
sehr ähnlichen.Instrumente auseinander halten, wenn man einmal ihre Korrektionen bestimmt hat? ‘