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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

420 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1894, 
700-maligem Abspülen == 0,61 mg gefunden, ein Effekt, der in der That zu ver- 
nachlässigen ist, da bei einem absoluten Gewicht des Aräometers von 132 g diese 
Verminderung nur eine Korrektion von 0,00001 des specifischen Gewichts 
erzeugt.!) Dieser Schwund der Gläser, den noch Kohlrausch kürzlich so syste- 
matisch untersucht hat,*) ist bei Verwendung von Seewasser wohl geringer als bei 
destillirtem Wasser, und bei den an sich sehr widerstandsfähigen Jenaer 
Gläsern 16! und 592 nur !/7 bezw. !/ı2 so grofs wie bei den älteren Kalinatron- 
gläsern. Auch hier könnte jedes Bedenken leicht dadurch beseitigt werden, dafs 
man, nach Kohlrausch’s Rath, das Aräometer vor dem definitiven Adjustiren 
der Skala etwa zwei Wochen in öfter erneuertem destillirten Wasser sozusagen aus- 
wässert, wodurch dann alles etwa leicht Lösliche der Glasoberfläche verschwindet, 
Aber, wie bemerkt, dürfte überbaupt eine Gewichtsverminderung der Aräometer 
durch partielle Auflösung der Glasoberfläche praktisch nicht ernsthaft in Betracht 
kommen. 
Einer der schwierigsten Punkte in der Aräometrie, für den gewissenhaften 
Beobachter eine wahre cruz, ist die seit lange wohl bekannte und als unerklärlich 
bezeichnete Verschiedenheit der Ablesungen, die dasselbe Aräometer in demselben 
Seewasser auch bei gleicher Temperatur von Fall zu Fall ergiebt: es handelt 
sich da um Abweichungen bis zu -+ 0,0001. Ich glaube nun, dafs die 
älteren Autoritäten, wie G. Karsten und G. Neumayer, vollkommen im Recht 
waren, wenn sie sie wesentlich den Kapillaritätsvorgängen zuschrieben. Zum 
weiteren Verständnis wird es von Vortheil sein, diese Dinge?) hier etwas ein- 
gehender zu betrachten; auch dann wird sich vielleicht ein Weg zur Abhülfe zeigen. 
Betrachtet man den aus dem Seewasser des Cylinderglases herausragenden 
Skalenstengel des Aräometers, so ist dieser bekanntlich an der Stelle, wo er die 
Wasseroberfläche durchdringt, rings von einem kegelförmigen Wall von See- 
wasser umgeben. Die Kontur dieses Walles verläuft erst ganz allmählich aus 
der Horizontalebene, erhebt sich dann in stärkerer Krümmung, und der oberste 
Kamm reicht unmittelbar am Glase, fast vertikal erhoben, etwa 2 bis 3 mm über 
das allgemeine Niveau der Oberfläche. Bei der vorschriftsmäfsigen Ablesung des 
Aräometers sieht man schräg von unten her durch das Cylinderglas nach der 
Skala und sucht die Stelle der letzteren auf, wo die verlängerte Horizontalebene 
der Wasseroberfläche den Stengel treffen würde, Bei der Ablesung wird also 
diese kapillare Welle ganz eliminirt. Für das Verständnis des Aräometers ist 
sie aber doch aufserordentlich wichtig. 
Durch die Oberflächenspannung hervorgerufen, hängt dieser Wall an dem 
Skalenrohr des Aräometers, wird also von dem Aräometer getragen wie ein 
Extragewicht, etwa wie eine Kappe, die oben auf die Spitze des Aräometers 
aufgesetzt wäre. Der Betrag dieses Gewichts ist leicht zu berechnen, wenn man 
den Radius 7” des Aräometerstengels und die Oberflächenspannung «@ der Flüssigkeit 
kennt. Drückt man r in Centimetern aus, so erhält man dies gesuchte Gewicht 
in Milligramm aus der Formel: 
y= 27. 
Für destillirtes Wasser von Zimmertemperatur ist @ durch Quincke zu 
3,25 bestimmt worden. Bei den besseren Aräometern ist der Durchmesser des 
Stengels = 3 mm, also r = 0,15. Danach wird also in destillirtem Wasser das 
Gewicht der Kapillarwelle y ziemlich genau 8 mg betragen. Für Seewasser liegt 
bisher nur eine Bestimmung der Oberflächenspannung von Dittmar*) vor, die 
wir am besten als relativ giltig annehmen; danach verhält sich @ bei destillirtem 
Wasser zu & bei Seewasser (von der Dichte = 1,028) wie 456 zu 402. So wird 
die Konstante mit dem Quincke’schen Werth für das destillirte Wasser be- 
rechnet, für Seewasser = 7,29 und danach y — rund 7 mg. Bei Aräometern 
4) „Le Vitiaz etc.“, I, S. 70. Die einzelnen Wägungen, deren im Ganzen 17 ausgeführt 
wurden, zei,en Divergenzen, die vielleicht auf die wechseinde Feuchtigkeit der Glasoberfläche zurück- 
zuführen sind. Vgl. darüber Ostwald, „Hand- und Hülfsbuch etc.“, S. 45, 
?) „Zeitschrift für Instrumentenkunde“, 1892, S. 70. 
3) Vgl. dazu Hagen in „Poggendorf’s Annalen“, Bd. 67, S, 26; Langberg, ebenda, 
Bd. 106, S. 299, sowie die zahlreichen Beiträge von QuincKke, ebenda, Bd. 135, Bd. 139, und neue 
Folge „Wiedemann’s Annalen“, Bd. 35. 
4) „Challenger Reports, Physics and Chemistry“, Vol. I, S. 83.
	        
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