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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Von Yokohama nach Kobe und Nagasaki, 
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Das Wetter am 14. Oktober ging als Sturm über ganz Japan und hat, 
wie ich später hier erfuhr, besonders in Nagasaki furchtbar gewüthet, die Wind- 
stärke ist hier auf 12 taxirt worden; viele Schiffe sind getrieben, und unzählige 
Fahrzeuge und Boote sollen vernichtet, viele Hunderte von Menschen in dem 
Wetter umgekommen sein. Selbst die gröfsten Dampfer hatten auf ihren Reisen 
nach und von Japan und durch die Inlandsee mehrere Tage Verspätung. Zwei 
Darstellungen der meteorologischen Beobachtungen an diesem Tage, zusammen- 
gestellt für Kobe und Nagasaki, sind in der vorstehenden Tabelle wiedergegeben. 
Am 17. Oktober verliefs ich Kobe, um nach Nagasaki zu gehen, 
Während des Aufenthaltes in Kobe herrschte dortselbst eine Dysenterie- 
Epidemie, welche jedoch nur unter den Japanern grassirte. Die Mannschaften 
wurden, unter Beachtung geeigneter Vorsichtsmafsregeln — Vermeiden der 
japanischen Stadttheile und des Genusses nicht europäischer Speisen und 
Getränke — beurlaubt, ohne dafs dadurch bezügliche Krankheiten entstanden 
wären; die Epidemie nahm gegen Mitte des Monats ab. Das Trinkwasser in 
Kobe wurde, schon wegen seines zu grofsen Salzgehaltes, nicht als solches ver- 
wendet, in Nagasaki dagegen entspricht dasselbe den zu stellenden Anforderungen. 
Hierselbst ist auch der Gesundheitszustand ein guter, und bestehen zur Zeit 
keine Infektionskrankheiten. 
Von Plymouth nach Cadız. 
Aus dem Reisebericht S. M. S. „Moltke“, Kommandant Kapt. z. S, KocH. 
Nach dreitägigem Aufenthalt verliefs ich am 26. Oktober 1893 vormittags 
9 Uhr den Hafen von Plymouth. Vom 29. Oktober mittags an bis zum 30. Oktober 
vormittags befand sich das Schiff nur unter Segel, machte aber nur wenig Fahrt. 
Der Wind war in der letzten Nacht fast ganz abgeflaut. 
Das Schiff befand sich an diesem Tage ungefähr in der Höhe von Kap 
Finisterre, ca 80 Sm ab und steuerte SSW parallel der Küste. Es wehte eine 
leichte westliche Briese (2 bis 3) mit schwachen Regenböen. Das Barometer 
stand 760,9 mm; es war in den letzten 48 Stunden von 769,8 mm langsam, aber 
stetig gefallen, 
Um 8* 30” a fing es an, stark zu regnen, und !/2 Stunde später setzte 
eine starke Nordwestböe (7) ein. In kurzer Zeit drehte der Wind — dabei bis 
auf Stärke 8 bis 9 anschwellend — auf NE und flaute dann, nach Süden drehend, 
ab. Einige Minuten später drehte der Wind wieder nach NE zurück, an Stärke 
zunehmend. Dasselbe Phänomen, die Drehung von NE nach Süd und wieder 
zurück mit abnehmender bezw. zunehmender Stärke, wiederholte sich noch ein- 
mal, bevor der Wind endlich nach Verlauf einer !/2 Stunde stetig wurde und die 
nordöstliche Richtung beibehielt. Gegen Mittag hatte der Wind die Stärke 9 
erreicht. Nachmittags um 2 Uhr flaute er ab, setzte von Süden wieder ein und 
drehte, an Stärke zunehmend, wieder in die alte nordöstliche Richtung zurück. 
Der Wind hatte den Nachmittag über eine durchschnittliche Stärke 8 mit viel 
Regen. 
Um 5" p nahm er an Stärke (9) weiter zu, Marssegel wurden dicht gerefft, 
und das Sturmstagsegel gesetzt. Abends 8 Uhr schätzte ich die Windstärke auf 
10. In der Nacht stand hohe achterliche See, und das Schiff schlängerte stark, 
so dafs ich jederzeit bereit sein mufste, eventuell beizudrehen. Das Schiff lief 
bei langsam gehender Maschine mit dicht gerefften Grofs- und Vormarssegeln 
und Sturmfock 10 bis 11 Sm vor dem Wind. 
Am Vormittag des 31. Oktober nahmen See und Wind etwas ab. Vor- 
mittags sowohl wie nachmittags setzten bei bedecktem regnerischem Himmel 
häufige Regenböen ein, während um Mittag stellenweise blauer Himmel sich 
zeigte. Mit fallendem Barometer lief der Wind dann an Stärke nach, indem er 
gleichzeitig von seiner nordöstlichen Richtung auf SE herumging. 
Ann, d. Hydr. etc., 1894, Heft I.
	        
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