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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Hernsheim: Die Segelroute von Sydney nach der Blanche-Bai. 409 
selten irgend erheblichere Mengen von Feldfrüchten zu verkaufen, Sie verfertigen 
Kanus und eine besondere Art von Muschelgeld, „Pele“ genannt, womit ein 
schwunghafter Handel nach Neu-Mecklenburg und der Nordküste von Neu-Pommern 
betrieben wird, 
Neu-Pommern, von Kap Gazelle bis zur Talili-Bai. 
Kap Gazelle (Birara) ist das Ende eines langgestreckten bewaldeten 
Ausläufers der hohen Bergrücken des Innern. Es liegt auf 4° 18,5‘ S-Br und 
152° 23’ O-Lg. 
Die Credner- (Pigeon-) Inseln sind niedrig und dicht bewaldet. Beide 
Inselchen sind von breiten Riffgürteln umgeben, die bei Niedrigwasser trocken 
werden. Zwischen den Inseln ist eine klare SSW und NNO laufende Passage 
mit tiefem Wasser, ungefähr 2 Kabllg. breit. Eine grofse Anzahl von wilden 
Tauben pflegte hier zu nisten, und vom Riffe aus lassen sich mit Angelhaken 
leicht Makrelen und andere größere Seefische fangen. 
Etwa 5 Sm westlich von Kap Gazelle kommen die ersten eisenbedachten 
Häuser der Station Kabakoul in Sicht, und bei klarem Wetter ist dann auch 
bereits das Eisendach des Wohnhauses in Matupi in WzN zu sehen. Der Schiffs- 
ort kann hier durch Peilung der Credner-Inseln oder der „Mutter und Töchter“ 
jederzeit leicht bestimmt werden. ; 
Weitere 3 bis 4 Sm westlich von Kabakoul liegt Kinigunan mit dem 
Sitze des katholischen Bischofs, der Mission vom heiligen Herzen und der Station 
des Händlers 0. Mouton. 
Dann kommt gleich daneben Herbertshöh,*!) die Station der Neu-CGuinea- 
Compagnie, mit dem Sitze der Verwaltung und des Kaiserlichen Gerichts für den 
Bismarck-Archipel. Da es der einzige, dem Aufsenverkehr geöffnete Hafen des 
Archipels ist, so müssen Handelsschiffe hier beidrehen und den Besuch des Zoll- 
beamten erwarten, Bei Tage ist der durch eine grofse Anzahl von Gebäuden 
leicht kenntliche Platz nicht zu verfehlen, bei Nacht soll eine Hafenlaterne mit 
rothem Licht SWzS peilen, wenn das Schiff sich auf dem Ankergrunde der Rhede 
befindet. 
Wenn ein Schiff Kap Gazelle erst nach Dunkelwerden passirt hat, so dafs 
es’ von Herbertshöh aus nicht mehr gesehen wurde, ist es rathsam, zeitig die 
Aufmerksamkeit der Station durch Feuersignale, Raketen oder Blaulichter auf 
sich zu ziehen und bei frischer östlicher Briese möglichst bald nach dem Passiren 
der Credner-Inseln beizudrehen, da sonst das Schiff leicht zu weit nach Westen 
treibt, ehe die übrigens rasch erledigten Förmlichkeiten erfüllt sind. 
Zoll wird nur von Spirituosen erhoben, und der Schiffsführer wird gut 
daran thun, aufser dem Manifeste und den Konossementen vor der Ankunft eine 
Liste der als Proviant geführten geistigen Getränke in Bereitschaft zu haben, 
worauf die Abfertigung ohne allen Zeitverlust erfolgen wird. 
Der beste Ankergrund auf der Rhede von Herbertshöh ist in 16 m, die 
rothe Boje auf dem Westriff in NWzW, die Landungsbrücke der Station in 
SWzS p. K. Während der Monate Januar bis März ist die Rhede dem Winde 
sehr ausgesetzt und bei schweren Nordwestböen ein Landen in Herbertshöh oder 
Anbordkommen von der Station zuweilen ganz unmöglich. 
Sollte aus dem einen oder anderen Grunde ein Beamter hier nicht an Bord 
kommen, so empfiehlt es sich, den Vorfall mit genauer Zeitangabe sofort im 
Journal zu vermerken, um dann später den Nachweis liefern zu können, dafs der 
Fehler nicht auf Seiten des Schiffes lag. 
Einige Meilen westlich von Herbertshöh liegt Ralum, die Station und 
Plantage der Firma E. E. Forsayth. Von der Ralum-Rhede gilt dasselbe wie 
von Herbertshöh, doch hält an beiden Plätzen der rasch aufsteigende Ankergrund 
sehr gut, so dafs selbst bei schwerem Nordwest eine wirkliche Gefahr ziemlich 
ausgeschlossen ist. 
Noch etwas westlicher nach Schulze-Huk zu liegt Raluana, eine Station 
der Wesley’schen. Mission mit Wellblechdächern. 
Die Blanche-Bai ist eine tiefe Einbuchtung des Landes zwischen Schulze- 
Huk und Praed-Huk, der südlichsten Spitze der Krater-Halbinsel, mit einer 2!/2 Sm 
1 Vgl. „Ann. d...Hydr. etc.“ 1891, S. 477, und D. Adm,-Karte No. 116 (Tit, XII, 1143).
	        
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