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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

396 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1894. 
etwa bei Youghal-Hafen mit 3,9 m und zwischen Cranfield Point (Carlingford- 
Bay) und Ardglass mit 4,9 m, auf der Ostseite etwa zwischen Lundy-Insel und 
Small’s Leuchtfeuer, vor der Mündung des Bristol-Kanals mit ungefähr 6 bis 7 m 
(den Bristol-Kanal selbst schliefsen wir vorläufig von der Betrachtung aus, weil 
hier zur Erhöhung des Fluthwechsels lokale Einflüsse wirksam sind) und in der 
Nähe von Fleetwood mit ca 8,5 m Springfluthgröfßfe. -Die beiden Minima finden 
wir westlich bei Arklow-Bank mit 1,1 m und Ballycastle-Bay mit 0,9 m, östlich 
bei Cardigan mit 3,7 m und ungefähr beim Mull of Cantyre mit 1,2 m. Sucht 
man diese Punkte auf der Karte auf, so sieht man, dafs dieselben nahezu in 
Ost—West-Richtung einander gegenüber liegen. 
Eine weitere Eigenthümlichkeit der Gezeiten in dem fraglichen Gebiete 
bildet die aufsergewöhliche Größe des Fluthwechsels in dem Bristol-Kanal und 
im Severn-Flusse, Wir finden an der Mündung des Severn bei Swansea einen 
Springfluthwechsel von 8,3 m, bei Cardiff einen solchen von 11,4, bei Chepstow 
von 11,6 m, ja an der anderen Seite des Aestuariums, etwas weiter seewärts, bei 
Portishead oder Kings Roads sogar 12,2 m verzeichnet, worauf derselbe flußs- 
aufwärts ziemlich rasch abnimmt, so dafs er bei Newnham 5 bis 6 und bei Glou- 
cester sogar nur 1,2 bis 2,1 m beträgt. An der Stelle, wo das breitere Aestuarium 
in den engeren Flulslauf übergeht, bei dem Städtchen Newnham ist die Kr- 
scheinung der Bore oder Fluthbrandung stark ausgebildet. Airy schildert sie 
(„Tides and waves“, Art. 514) mit folgenden Worten: „Wir glauben], dafs die 
[olgende Beschreibung ihrer (der Fluthbrandung) Ursache und Erscheinung zu- 
ireffend gefunden werden wird. Zu ihrer Bildung ist es nothwendig, dafs eine 
sehr hohe Fluth, die mit grofßser Geschwindigkeit wächst, vorhanden sei (so ist 
in Newnham, wo das Wasser in 1!/2 Stunden 18 ft. steigt, die Bore bedeutend). 
Es ist ferner nothwendig, dafs der Kanal des Flusses von ausgedehnten flachen 
Sänden begrenzt sei, auf denen bei Niedrigwasser nur wenig Wasser steht. Diese 
Umstände sind vorhanden im Severn, der Seine, dem Amazonas, in den Buchten, 
im Grunde der Bay of Fundy (Chignecto-Bay und Bay of mines) und an anderen 
Funkten, wo die Bore bemerkenswerıh ist; der zweite trifft nicht zu für die 
Themse, und aus diesem Grunde hat dieser Flufs auch keine Fluthbrandung. 
Beim Beginn des Steigens der Gezeit wird in der Mitte der Flußrinne die Ober- 
Säche aes Wassers gestört, so dals die Reflexion verzerrt wird, das Wasser bricht 
aber nicht, es ist nur einer gewöhnlichen Welle gleich. Dieser Punkt (den wir 
aus eigener Beobachtung anführen) wird völlig bestätigt durch de la Condamine’s 
Beschreibung der Fluthbrandung in dem Amazonen-Strom und durch den im 
Hoogli-Flusse (in der Nähe von Calcutta) und an anderen Orten, welche eine 
Fluthbrandung besitzen, geübten Gebrauch, Boote etc. in die Mitte des Kanals 
hinaus zu rudern, um sie aufser Gefahr zu bringen. Da aber dieses schnelle 
Steigen die Oberfläche plötzlich über das Niveau der flachen Sände emporhebt, 
so stürzt das Wasser augenblicklich mit grofser Geschwindigkeit über dieselben 
weg, wobei die Vorderseite unter grofßsem Geräusch bricht. Dies ist die ganze 
Fluthbrandung. Es ist jedoch eine erhabene Erscheinung, besonders wenn man 
sie von einem Standpunkte, von welchem man den Flufs mehrere Meilen ober- 
und unterhalb übersehen kann (als solchen können wir besonders den Friedhof 
von Newnham am Severn nennen) und zu einer Zeit beobachtet, wo keine anderen 
Laute vernehmbar sind. Nachdem die Fluthbrandung vorüber ist, dauert das 
Steigen des Wassers mit ungeschwächter Geschwindigkeit fort, soweit dies durch 
allgemeine Beobachtung konstatirt werden kann, und der Fluthstrom strömt rasch 
den Flufßs hinauf, welcher jetzt ganz voll ist. Endlich nimmt die Geschwindig- 
keit des Steigens ab, und an dem erwähnten Orte fängt das Wasser 90 Minuten 
nach dem Eintritt der Fluthbrandung zu fallen an, während der Strom noch 
Aufsaufwärts geht.“ 
Die merkwürdigste Erscheinung bleibt uns jedoch noch zu erwähnen übrig, 
nämlich, dafs an der irischen Küste bei Courtown die Gezeiten-Erscheinung sich 
nicht, wie überall sonst, nach dem Stande des Mondes, sondern in höherem 
Grade nach dem der Sonne richtet, so dafs also hier die von der Sonne erzeugte 
Fluthwelle die vom Monde herrührende übertrifft. Der Verlauf der Gezeit ist 
bisweilen dem gewöhnlichen, welcher zwei Hoch- und zwei Niedrigwasser im 
Tage bringt, entsprechend, wenn auch mit beträchtlichen Unregelmäfsigkeiten, zu 
anderen Zeiten aber verschwindet der Charakter der halbtägigen Gezeit an-
	        
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