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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1894.
zwei Schiffe auf entgegengesetzten Kursen gleichzeitig durch die Enge wollen,
was oft eintritt, da zum Passiren nur die Stillwasserzeit benutzt wird, so hat das
von Süd kommende, sobald es die Pfeife des anderen, von Nord kommenden
hört, gemäfs einer Verordnung der chilenischen Regierung sofort zu stoppen,
rückwärts zu gehen und dies durch drei lange Pfiffe anzuzeigen. Das von Nord
kommende Schiff passirt zuerst. Die Befolgung dieser Verordnung ist wichtig,
da sich die Schiffe bei Annäherung an die Enge nicht sehen können und ein
Begegnen in der Enge selbst ganz sicher einen Zusammenstofßs oder das Auf-
laufen der Schiffe zur Folge haben würde. Bei Stillwasser bietet die Durchfahrt
keine Schwierigkeiten. Die Midchannel-Insel mit der weilsen Bake am Nord-
und Südende markirt sich vorzüglich; die Bojen der Mindful-Untiefe, des Zealous-
Felsens und der Caution-Untiefe lagen richtig und sollen verläfslich sein. Erstere
ist eine liegende, rothe und weiße Fafstonne, die letzteren beiden sind rothe,
stehende Tonnen mit weißen Toppzeichen. Bei dem regen Dampferverkehr, der
in den Passagen herrscht, wird es stets sehr leicht sein, in Punta Arenas oder
Valparaiso vor dem Passiren der Kanäle sich noch Auskunft darüber zu ver-
schaffen, ob Seezeichen fehlen. S. M. S. „Alexandrine‘““ traf in der Magellan-
Straße und in den Kanälen im Ganzen zehn Dampfer, vier deutsche und
sechs englische.
Gray-Hafen ist sehr gut und geschützt, es wird empfohlen, sich zu ver-
mooren. Die Steine der Green-Insel sind durch eine kleine rothe Stangenbake
mit rothem Ball, der aber sehr gut von Weitem zu sehen ist, gekennzeichnet,
die Boje auf dem Talisman-Felsen ist eine roth und weifse liegende Falstonne.
Auf dem Talisman-Felsen sind nur 0,6 m Wasser.
9. Gray-Hafen bis Island-Hafen. Die Boje auf dem Cotopaxi-Felsen,
eine roth und weiß gestreifte liegende Fafstonne, war gut zu sehen, sonst bietet
der Kanal keinerlei Schwierigkeiten.
Island-Hafen ist ein guter, aber sehr enger Hafen; das Schiff mußte mit
dem Heck nach innen geholt und durch Leinen an den Bäumen in einer für das
Auslaufen günstigen Lage gehalten werden, weil ein Schwaien oder Drehen mit
dem Schiffe durch Vor- und Rückwärtsgehen nicht ungefährlich gewesen wäre,
Alle Untiefen sind durch Seetang sehr gut markirt. Der Hafen ist so geschützt,
dafs trotz harter Böen von Nord, die das Schiff dwars trafen, weder Trossen
brachen, noch Bäume, woran die Trossen befestigt waren, ausgerissen wurden.
Zum Schlufs sei noch bemerkt, dafs es sich empfehlen würde, alle Pläne der
Magellan-Strafse und der Kanäle an Bord zu haben und nicht nur einzelne. Man
kann sehr leicht in die Lage kommen, eine dieser Karten gebrauchen zu müssen,
auch wenn es vorher nicht anzunehmen war.
Fahrten durch das Rothe Meer und an der Ostküste von Afrika.
Reisebericht des Kapt. E. ELSON vom Reichspostdampfer „Reichstag“.
Auf der Reise von Suez nach Sansibar, die wir am 17. April 1894 antraten,
hatten wir zunächst leichte südliche und östliche Winde; mit dem Eintritt in das
Rothe Meer erhielten wir jedoch eine frische Briese aus NNW,') die in nahezu
gleicher Stärke bis 19° N-Br anhielt, wo der Wind allmählich abflaute. Das
Barometer ging von 766 mm (unred.) langsam bis auf 760,5 mm hinunter, während
das Thermometer von 21° auf 28,5° C stieg. Im südlichen Theile des Rothen
Meeres herrschten vorwiegend Windstille und flaue südliche Winde; jenseits
Mokka setzte jedoch eine frische Briese aus Süd ein, die bis zur Stärke 6 zu-
nahm und, indem sie nach ESE herumholte, mit gleicher Stärke während der
Nacht auch im Golf von Aden wehte. Die im Rothen Meer beobachteten
Strömungen waren:
am 18. April von 26° N bis 22° N
19. „ 2» 22°N „ 18°N
20. „ 2» 18°N „ 14°N
1... » 14°N „ Perim
P2. „ 2 Perim „ Aden
El
‘) Die Richtung des Windes ist mifsweisend, die der Strömung rechtweisend.