364 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1894.
Rücken übersteigen und über die andere Seite fliefsen und dabei eine tiefere
Temperatur mitnehmen. Kin bemerkenswerthes Beispiel bietet die Boden-
temperatur des Nordatlantischen Oceans. Diese ist nirgends geringer als 35° F
(1,7° C), obwohl die "Tiefen sehr bedeutend sind. Äber im Südatlantischen
Ocean, in einer Tiefe von nur 2800 Faden, ist die Bodentemperatur nur ein
wenig über 32° F (0° C), und wir sind deshalb überzeugt, dafs irgendwo zwischen
Afrika und Südamerika ein Rücken in einer Tiefe von ca Z000 Faden vor-
handen sein mufß, obwohl die Lothungen ihn noch nicht anzeigen. Wir ge-
langen zu demselben Schlufs für den östlichen und westlichen Theil des Süd-
atlantischen Oceans, wo ähnliche Unterschiede bestehen. Dann zeigen die
wenigen Temperaturen, die im östlichen "Theil des südlichen Stillen Oceans
gewonnen wurden, wieder einen beträchtlichen Unterschied gegen die im süd-
lichen Atlantischen, und wir sind genöthigt, einen Rücken von den Falklands-
Inseln bis zum Südpolarland anzunehmen.
Es ist interessant, dafs die Untersuchung der Fortbewegung der grofsen
Erdbebenwelle, die durch den Krakatau-Ausbruch im Jahre 1883 verursacht wurde,
zu einem ähnlichen und gänzlich unabhängigen Schlufs führte. Die durch die
Explosion in der Sunda-Strafse verursachte Welle erreichte Kap Horn, wo
glücklicherweise eine französische meteorologische Expedition einen selbstthätigen
Fluthmesser aufgestellt hatte; aber statt einer einzigen Reihe von Wellen waren
auf dem Papier zwei Reihen aufgezeichnet. Ein wenig Ueberlegung zeigte, dafs
die Wellen, weil der Südpol gerade zwischen der Sunda-Strafse und Kap Horn
liegt, durch das Polarland abgelenkt, von beiden Seiten eintreffen mufsten. Aber
die eine Welle erschien 7 Stunden vor der anderen. Kin eingehendes Studium
zeigte, dals die zuerst angekommene Welle der Zeit nach mit einer Welle über-
einstimmte, die sich an der Südseeseite des Poles fortpflanzte, mit einer der
bekannten Tiefe entsprechenden Geschwindigkeit, während die später angelangte
Welle auf ihrem Wege durch den Südatlantischen Ocean verzögert sein mulste.
Die einzig mögliche Erklärung war die, dafs diese Welle durch verhältnifsmäfsig
seichtes Wasser aufgehalten sei. Die Beweisführung durch Bodentemperaturen
war damals unbekannt, und so unterstützt ein Zweig der Untersuchung den anderen.
{n dem westlichen Stillen Ocean ist das Wasser kälter; ein paar Boden-
temperaturen von etwas über 33° F (0,6° C) wurden nämlich in der tiefen Mulde
östlich von den Tonga-Inseln gefunden, aber der nördliche Stille Ocean, obwohl
tiefer — von enormer Fläche und grofsem Inhalt — ist anscheinend auch durch
einen unterseeischen Rücken abgeschlossen. Der nordwestliche Theil des In-
dischen Oceans wird aus ähnlichen Gründen als vom Hauptiheil abgetrennt an-
gesehen, indem vermuthlich seichteres Wasser von den Seychellen nach den
Malediven läuft.
Herr Buchanan hat auseinandergesetzt, warum einige Theile des
Oceans trotz ihrer Tiefe und Ausdehnung wärmeres Wasser am Boden
haben, wenn sie von der Verbindung mit anderen Theilen abge-
schnitten sind. Wasser kann nur durch die unteren Schichten sinken, wenn
es schwerer ist, und obwohl ein warmer Oberflächenstrom durch Verdunstung
dichter wird, macht ihn seine Wärme doch specifisch leichter als die darunter
liegenden Schichten. Nur wenn ein solcher Strom allmählich seine Wärme ab-
giebt, wie auf der Reise von heißen zu gemäßigten Zonen, sinkt er nieder und
nimmt langsam aber sicher seine Temperatur mit nach unten, wodurch er die
aufserordentliche natürliche Kälte der Bodenschichten mäßigt. In dem nördlichen
Atlantischen und Stillen Ocean haben wir solche Verhältnisse. Die mächtigen
Meeresströme, der Golfstrom und die japanische Strömung, sinken, während sie
nach Norden fliefsen, und haben es im Laufe von langen Zeiträumen vermocht,
die Bodentemperaturen um 3° oder 4° F zu erhöhen. In den südlichen
Meeren ist dieser Einfluls nicht vorhanden und bei der direkten Verbindung mit
dem mehr offenen Wasser um den Südpol ist nichts da, was den gröfsten Tiefen
irgendwie Wärme zuführen könnte und ihre normale niedrige Temperatur steigern,
die sie der Abwesenheit einer jeden Wärmequelle verdanken. Die Kismassen
um den Südpol haben wahrscheinlich wenig oder gar keinen Einfluß auf die
Bodentemperatur, da das frischere wenn auch kältere Wasser nicht sinken kann;
eine Thatsache ist es, dals hier wärmeres Wasser in einer Tiefe von ein paar
hundert Faden gefunden wird als an der Oberfläche. Die tiefste je gemessene