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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Von Shanghai nach Hankau. 
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häufigen Veränderungen unterworfen. Das Fahrwasser ist zum Theil durch pro- 
visorisch und vorübergehend ausgelegte Bojen und Marken, welche weiter unten 
beschrieben werden, gekennzeichnet. Nördlich von Dove-Insel ist seit ganz 
kurzer Zeit ein Feuerschiff ausgelegt, welches man au B. B. lassen muls. 
Das. Fahrwasser im Bullock Reach hat sich ebenfalls ganz verändert, und 
hier kam das Kanonenboot um 1* 10” p mit der Steuerbordseite auf einer neu 
gebildeten und auch dem Lootsen nicht bekannten Sandbank fest. KErst am 
nächsten Tage, dem 27., 11* 5” a wurde das Schiff wieder flott, blieb bis zum 
Nachmittag des 1. März im Bullock-Reach liegen und ging 2" 16” p bis Becher 
Point, wo um 6* 35” p geankert wurde. 
Die Passage bei der Oliphant-Insel hat sich ebenfalls stark geändert. 
Der Lootse wurde deshalb am nächsten Tage mit einem Kutter durch die 
schlechten Stellen geschickt und lothete dieselben aus. Auch hier sind überall 
Bojen obenerwähnter Art gelegt. Die geringste Wassertiefe wurde mit 5,5 m 
gefunden. Benutzt wird in neuerer Zeit wieder der North-Channel, da der 
Direct-Channel versandet ist. Um 4" 22” p ankerte das Kanonenboot vor Kiu- 
kiang und vermoorte daselbst, da hier nur noch Ebbstrom läuft, und ein 
Schwoigen der Schiffe nicht mehr stattfindet, — nur bei schwachem Strom 
schwoigen dieselben auf den Wind — mit beiden Ankern voraus, etwa im 
Winkel von 120° voneinander zeigend. Die Stärke des Stromes von. Wuhu bis 
Kiukiang beträgt in dieser Jahreszeit durchschnittlich 2 bis 3 Knoten. 
Am 6. März 11* a verließ das Schiff den Hafen von Kiukiang und ging 
flufsaufwärts. Der Gegenstrom betrug etwa 2,5 Sm. Um 6" p. wurde in der 
Nähe der Stadt Kichan geankert, am folgenden Morgen 6* 30” a weiter ge- 
dampft. Der Strom erreichte eine Stärke von 3 Sm und ist an den schmalen 
Stellen des Flusses manchmal 4 bis 5 Sm und sogar vorübergehend bis 7 Sm 
stark. Die Feuerschiffe bei Kitan und im Ayers Channel liegen, wie in der 
Karte angegeben, nur bei Hochwasser. 
Man benutzt in dieser Jahreszeit die Passage zwischen der Gravener- und 
Wills-Insel und hält sich am Ufer der ersteren, welche sehr steil nach dem 
Flufs abfällt. Um 5* 40” p wurde im Loh-koh-Hi Reach vor den Cores de 
Vries-Felsen geankert. Am 8. März 6* 40” a wurde die Reise fortgesetzt. Die 
Passage bei den Cores de Vries-Felsen ist durch Baken ‘bezeichnet und zwar 
sowohl für die hinauf-, wie für die heruntergehenden Dampfer durch je 2 Baken, 
die man in Eins peilen muß. Nachts sind an diesen Baken Laternen geheifst. 
Aufserdem sind die einzelnen Felsen durch Bojen gekennzeichnet, Man geht 
durch die Passage südlich der Bouncer-Insel. Die Angaben der Karte Titel XI, 
No. 78 (Br. Adm.-Karte 2695) sind im Allgemeinen richtig. Mittags um 12* 
35" ankerte das Kanonenboot vor Hankau. 
Allgemein ist über das Befahren des Yangtsekiang im Winter Folgendes 
zu bemerken: Das Fahrwasser des Flusses ist auch im Winter derartigen Ver- 
änderungen ausgesetzt, dal ein Fahren ohne Lootsen auch mit den neuesten 
Karten nicht ausführbar ist. Auch auf die Lootsen ist kein unbedingter Verlafs; 
denn da es im Winter, wo wenig Verkehr auf dem Flusse stattfindet, vorkommt, 
dafs ein Lootse monatelang nicht nach Hankau geht, so ist auch dieser nicht 
immer über alle Veränderungen im Flufßs orientirt. Die Lootsen unterstützen 
sich gegenseitig, indem sie sich bei Gelegenheit einander Skizzen der Fahr- 
wasser- Veränderungen geben. Nur die Lootsen der regelmäfsig den Fluß be- 
fahrenden Dampfer sind wohl absolut zuverlässig. Dieselben werden jedoch wohl 
uur im Nothfall für ein Kriegsschiff zu erhalten sein. 
Ein grofser Theil der Bojen liegt an Stellen aus, wo sich in früherer 
Zeit ein Fahrwasser befand, welches momentan vielleicht schon wieder versandet 
ist. Die von der Zollbehörde errichteten Baken und ausgelegten Feuerschiffe 
dienen den Lootsen und Dampferkapitänen nur als Marken, welche ihnen von 
Zeit zu Zeit die genaue Position im Flufßs angeben, Meistens fahren die regel- 
mäfsig verkehrenden Dampfer nachts nach Umdrehungen und Uhrzeit und bringen 
den Strom in der erfahrungsmäfsig für die einzelnen Monate festgestellten Stärke 
zur Anrechnung. Im Allgemeinen müssen sich die aufgehenden Dampfer am 
linken Flufsufer halten, schon um die herunterkommenden Dampfer nicht zu 
sehr nach der Mitte zu drängen, da jeder Versuch, das Fahrwasser, welches im 
Allgemeinen äm linken Flulsufer sieh befindet, zu verlassen, zum Festkommen
	        
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