Von Shanghai nach Hankau.
345
häufigen Veränderungen unterworfen. Das Fahrwasser ist zum Theil durch pro-
visorisch und vorübergehend ausgelegte Bojen und Marken, welche weiter unten
beschrieben werden, gekennzeichnet. Nördlich von Dove-Insel ist seit ganz
kurzer Zeit ein Feuerschiff ausgelegt, welches man au B. B. lassen muls.
Das. Fahrwasser im Bullock Reach hat sich ebenfalls ganz verändert, und
hier kam das Kanonenboot um 1* 10” p mit der Steuerbordseite auf einer neu
gebildeten und auch dem Lootsen nicht bekannten Sandbank fest. KErst am
nächsten Tage, dem 27., 11* 5” a wurde das Schiff wieder flott, blieb bis zum
Nachmittag des 1. März im Bullock-Reach liegen und ging 2" 16” p bis Becher
Point, wo um 6* 35” p geankert wurde.
Die Passage bei der Oliphant-Insel hat sich ebenfalls stark geändert.
Der Lootse wurde deshalb am nächsten Tage mit einem Kutter durch die
schlechten Stellen geschickt und lothete dieselben aus. Auch hier sind überall
Bojen obenerwähnter Art gelegt. Die geringste Wassertiefe wurde mit 5,5 m
gefunden. Benutzt wird in neuerer Zeit wieder der North-Channel, da der
Direct-Channel versandet ist. Um 4" 22” p ankerte das Kanonenboot vor Kiu-
kiang und vermoorte daselbst, da hier nur noch Ebbstrom läuft, und ein
Schwoigen der Schiffe nicht mehr stattfindet, — nur bei schwachem Strom
schwoigen dieselben auf den Wind — mit beiden Ankern voraus, etwa im
Winkel von 120° voneinander zeigend. Die Stärke des Stromes von. Wuhu bis
Kiukiang beträgt in dieser Jahreszeit durchschnittlich 2 bis 3 Knoten.
Am 6. März 11* a verließ das Schiff den Hafen von Kiukiang und ging
flufsaufwärts. Der Gegenstrom betrug etwa 2,5 Sm. Um 6" p. wurde in der
Nähe der Stadt Kichan geankert, am folgenden Morgen 6* 30” a weiter ge-
dampft. Der Strom erreichte eine Stärke von 3 Sm und ist an den schmalen
Stellen des Flusses manchmal 4 bis 5 Sm und sogar vorübergehend bis 7 Sm
stark. Die Feuerschiffe bei Kitan und im Ayers Channel liegen, wie in der
Karte angegeben, nur bei Hochwasser.
Man benutzt in dieser Jahreszeit die Passage zwischen der Gravener- und
Wills-Insel und hält sich am Ufer der ersteren, welche sehr steil nach dem
Flufs abfällt. Um 5* 40” p wurde im Loh-koh-Hi Reach vor den Cores de
Vries-Felsen geankert. Am 8. März 6* 40” a wurde die Reise fortgesetzt. Die
Passage bei den Cores de Vries-Felsen ist durch Baken ‘bezeichnet und zwar
sowohl für die hinauf-, wie für die heruntergehenden Dampfer durch je 2 Baken,
die man in Eins peilen muß. Nachts sind an diesen Baken Laternen geheifst.
Aufserdem sind die einzelnen Felsen durch Bojen gekennzeichnet, Man geht
durch die Passage südlich der Bouncer-Insel. Die Angaben der Karte Titel XI,
No. 78 (Br. Adm.-Karte 2695) sind im Allgemeinen richtig. Mittags um 12*
35" ankerte das Kanonenboot vor Hankau.
Allgemein ist über das Befahren des Yangtsekiang im Winter Folgendes
zu bemerken: Das Fahrwasser des Flusses ist auch im Winter derartigen Ver-
änderungen ausgesetzt, dal ein Fahren ohne Lootsen auch mit den neuesten
Karten nicht ausführbar ist. Auch auf die Lootsen ist kein unbedingter Verlafs;
denn da es im Winter, wo wenig Verkehr auf dem Flusse stattfindet, vorkommt,
dafs ein Lootse monatelang nicht nach Hankau geht, so ist auch dieser nicht
immer über alle Veränderungen im Flufßs orientirt. Die Lootsen unterstützen
sich gegenseitig, indem sie sich bei Gelegenheit einander Skizzen der Fahr-
wasser- Veränderungen geben. Nur die Lootsen der regelmäfsig den Fluß be-
fahrenden Dampfer sind wohl absolut zuverlässig. Dieselben werden jedoch wohl
uur im Nothfall für ein Kriegsschiff zu erhalten sein.
Ein grofser Theil der Bojen liegt an Stellen aus, wo sich in früherer
Zeit ein Fahrwasser befand, welches momentan vielleicht schon wieder versandet
ist. Die von der Zollbehörde errichteten Baken und ausgelegten Feuerschiffe
dienen den Lootsen und Dampferkapitänen nur als Marken, welche ihnen von
Zeit zu Zeit die genaue Position im Flufßs angeben, Meistens fahren die regel-
mäfsig verkehrenden Dampfer nachts nach Umdrehungen und Uhrzeit und bringen
den Strom in der erfahrungsmäfsig für die einzelnen Monate festgestellten Stärke
zur Anrechnung. Im Allgemeinen müssen sich die aufgehenden Dampfer am
linken Flufsufer halten, schon um die herunterkommenden Dampfer nicht zu
sehr nach der Mitte zu drängen, da jeder Versuch, das Fahrwasser, welches im
Allgemeinen äm linken Flulsufer sieh befindet, zu verlassen, zum Festkommen