Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Pillsbury: Der Golfstrom. 
337 
gewöhnlich starker Wind in der Passatregion den Durchschnitt nicht wesentlich 
beeinflufst. Der erste Theil eines Nordsturmes im Golf von Mexiko wird wahr- 
scheinlich eine starke Strömung verursachen, weil das Wasser gegen die Küste 
von Kuba getrieben wird, von wo es durch die Straße von Florida entweicht, 
die Strömung verstärkend. Ein Wind, der quer über die Strömung weht, ändert 
die Lage der Strömung nicht. Er wirft einfach durch das Brechen der Wellen 
das erwärmte Wasser seitwärts und führt es durch Reibung über die gewöhnlichen 
Grenzen hinaus, aber die Lage des Golfstromes selber bleibt dabei unverändert. 
Die Anwesenheit von Golfkraut ist durchaus kein sicheres Anzeichen einer 
Strömung, denn es wird mehr durch die Wellen als durch die Strömung mit- 
yeführt. Weht der Wind quer über den Strom, so kann er alles Kraut ohne 
Ausnahme in die Gewässer aufserhalb des Stromes befördern. Es ist darauf auf- 
merksam gemacht worden, dafs Golfkraut in unmittelbarer Nähe .der Nantucket- 
Untiefen gefunden wurde. Ein lang andauernder südlicher Wind bringt durch 
Jas Brechen der Wellen das Kraut in diese Gegend, 150 bis 200 Sm vom Golf- 
strom entfernt. 
Das Barometer ist eine häufige Quelle ungewöhnlicher Stromänderungen 
in der Strafse von Florida, aber es ist zweifelhaft, ob viel von seinem Einflufs 
im Atlantischen Ocean verspürt wird. Kin hoher Barometerstand im Golf von 
Mexiko, begleitet von einem niedrigen im Atlantischen Ocean, verursacht eine 
stärkere Strömung in der Strafse; bei umgekehrten barometrischen Bedingungen 
wird die Strömung geschwächt. Der erste Einflufs des Luftdruck-Unterschiedes 
wird an den Seiten des Golfstromes bemerkt, wo der normale Strom am 
schwächsten ist. Gewöhnlich besteht eine neutrale Zone, die an „The Elbow*, 
aahe beim Carysfort-Riff-Leuchtthurm, anfängt und sich bis Tortugas erstreckt; 
in ihr ist .die Strömung veränderlich. Bei hohem Barometerstand im Golf ist 
lie Strömung in dieser Zone vielleicht stetig östlich, und wenn dieselben Be- 
dingungen lange andauern, wird der Einflufs des Barometers vielleicht im ganzen 
Golfstrom verspürt. Ein Seemann, der sich Tortugas von Westen her nähert, 
darf bei hohem Barometer auf eine günstige Strömung beim Umfahren der 
Florida-Riffe rechnen und braucht deshalb seinen Kurs nicht so weit ab vom 
Ufer zu nehmen, wenn er die Halbinsel umfährt. Nach Süden bestimmt und mit 
niedrigem Barometer im Atlantischen Ocean bei Annäherung an die Florida- 
Strafse wird er um so weniger Strom finden, je dichter er sich an die Riffe hält. 
Dies sind die unregelmäfsigen und ungewöhnlichen Aenderungen des Golf- 
stromes. Der gewöhnliche und normale Strom ist Aenderungen in der Ge- 
schwindigkeit und etwas auch in der Richtung unterworfen, aber diese Aenderungen 
können mit Genauigkeit vorher bestimmt werden, und die Lage der Achse von 
der Höhe von Havana bis Hatteras ist bekannt. Die durchschnittliche Ge- 
schwindigkeit ist am größten in der Achse, die selten in der Mitte des Stromes 
liegt. Bei Havana liegt sie südlich von der Mitte oder an der Küste von Kuba, 
aber auf der Höhe der Fowey-Felsen und des Kaps Florida, und von da bis 
Kap Hatteras liegt sie westlich von der Mitte. Die Lage der Achse ist unter 
mittleren Bedingungen: 
Ost von der Contoy-Insel, Yukatan 
Nord von Havana . . . ... 4 
Ost von den Fowey-Felsen, Florida . 
Ost vom Jupiter-Leuchtthurm, Florida ,. . . . . 
SO vom Kan Hatteras-Leuchtthurm, Nord-Karolina etwa 
35 Sm 
25 
11, 
19 
38 
. Vom Jupiter-Leuchtthurm bis zum Kap Hatteras, etwa 16 Sm außerhalb 
der 100 Faden-Linie, mit Vernachlässigung der Unregelmäfsigkeiten dieser Linie. 
An den hier gegebenen Orten kann man sicher auf einen starken Strom 
rechnen. Zwei bis drei Tage nach dem Aequator-Durchgang des Mondes ist der 
Strom hier beträchtlich stärker als zu beiden Seiten. Wenn der Mond sich seiner 
gröfsten Abweichung nähert, nördlich oder südlich, nimmt die Strömung in der 
Achse an Geschwindigkeit ab, und gleichzeitig nimmt sie zu beiden Seiten der 
Achse an Geschwindigkeit zu. Mit anderen Worten, die stärkste Strömung nach 
dem Aequator-Durchgang hat eine geringe Breite, aber eine hohe Geschwindigkeit. 
Die Breite nimmt mit der Aenderung in der Stellung des Mondes zu, indem die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.