Beschreibung russischer Handelshäfen.
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von etwa 50 Faden in einer Höhe von 26 Fuß (8 m) angeordnet. Die Hafen-
eingänge an den Enden des Wellenbrechers sind durch Leuchtthürme mit
elektrischem Licht und Fresnel-Apparat, und die Spitze des Potapowsky-Dammes
ist durch rothes elektrisches Licht bezeichnet. Sämmtliche Dämme haben Wasser-
leitung.
"zum Kohlenlöschen sind acht bewegliche Dampfkrähne vorhanden. Zum
unmittelbaren Auspumpen von Petroleum aus den Schiffen ist eine 4 Werst lange
vorläufige Leitung zu den aufserhalb des Hafens bei der Südwestbahnstation
Naliwnaja befindlichen Behältern geführt, welche 1200000 Pud aufnehmen
können. Für Seeleute und Hafenarbeiter sind drei Küchen und zwölf Abtritte
eingerichtet. Rettungseinrichtungen sind auf allen Molen vorhanden,
Die Schiffe des Ministeriums der Verkehrswege legen in einem besonderen,
mit Kais ausgestatteten Hafen an.
Durch eine mareographische Station werden die Strömungen, Winde, An-
schwemmungen und die Schwankungen des Wasserspiegels festgestellt. Die
telegraphischen Sturmwarnungen des Physikalischen Central-Observatoriums werden
durch einen Signalmast im Hafen kundgegeben.
Im Winter ist der Hafen bisweilen zwei Monate hindurch mit Eis bedeckt.
Auf die Zeit von 1887 bis 1891 sind durchschnittlich jährlich 336 freie Tage
für die Schiffahrt entfallen. Die Schwankungen des Wasserstandes bewegen sich
zwischen 2 Fuß (0,6 m) über und 2 Fufßs unter dem gewöhnlichen Wasserstande.
8. Der Hafen von Nikoläyef.
Die zur Zeit etwa 80000 Einwohner zählende Stadt Nikoläyef liegt am
linken Ufer des südlichen Bug bei der Mündung des Ingul, 69 Werst (40 Sm)
vom Schwarzen Meere entfernt. Der Handelshafen, zu welchem ein für den aus-
wärtigen Handel bestimmter 550 Faden langer Kai und ein noch im Bau be-
griffener Küstenschiffahrts-Hafen gehört, befindet sich im südlichen Theile der
Stadt, bei der „Popowa Balka“, ° Der Bug ist bei dem Hafen 2 bis 2'4 Werst
breit und erweitert sich allmählich bis zur Mündung in den Dnjepr bis auf
7 Werst (4 Sm). Die Oberfläche des Kais liegt 1 Fad. höher als der Wasserstand
des Bug. Die Wassertiefe am Kai beträgt 22 Fufs (6,7 m). Auch im Liman
findet man überall mindestens 22 Fuß Wasser. Der Boden besteht aus Schlamm
and Muscheln. Das Wasser ist brackig.
Nach dem Durchschnitte der Jahre 1866 bis 1891 wird der Bug vom
5. März (11. Februar bis 31. März) alten Stils ab eisfrei und ist vom 9. Dezember
(25. November bis 5. Januar) alten Stils ab geschlossen, so da[s für die Schiff-
fahrtszeit im Jahre etwa 280 (239 bis 303) Tage verfügbar sind. Mit Hülfe
eines als Eisbrecher dienenden Dampfschiffes wird die Schiffahrtszeit etwas ver-
längert. Das Eis ist im Allgemeinen 6 bis 8 Werschok (27 bis 36 cm), aus-
nahmsweise 13 bis 14 Werschok (60 cm) stark. Die regelmäßigen Schwankungen
des Wasserstandes bewegen sich zwischen 1!/z Fuß (0,5 m) über und unter dem
gewöhnlichen Wasserstande; sie betrugen ausnahmsweise aber auch (am 19. Ok-
tober 1891) 0,48 Faden (1,0 m) unter demselben und (am 17. Dezember 1887)
0,63 Faden (1,3 m) über demselben. Das Frühjahrs-Hochwasser, d. h. die Zeit,
während welcher das Wasser über seinem mittleren Stande bleibt, dauert durch-
schnittlich jährlich 150 Tage und erreicht 0,18 Faden (0,4 m) über dem Mittel-
wasser des Jahres. In der übrigen Zeit ist der mittlere Wasserstand 0,35 Faden
(0,75 m) niedriger als der mittlere Jahreswasserstand.
Das landeinwärts durch einen Hafenkanal begrenzte Hafengelände ist
44 bis 50 Faden breit, 28 800 Quadratfaden grofs, wovon 13200 Quadratfaden
gepflastert sind, und enthält einen Elevator nebst Maschinenhaus. Hinter dem
Hafengebiete befinden sich in dem um 8 bis 12 Faden höher gelegenen Stadt-
yebiete Getreidespeicher für 1/4 Millionen Tschetwert. Auf diesen Straßen
liegen Gleise der Charkow—Nikoldyef-Bisenbahn. Der Hafen ist mit der Stadt
durch vier Strafsen verbunden. Auf dem Kai befinden sich (1892) fünf Dampf-
krähne mit einer Hubkraft von 2 bis 5 Tonnen; aulserdem steht ein flöfsbarer
Dampfkrahn mit einer Hubkraft von etwa 25 Tonnen in dem Hafen zur Verfügung.
Zum Schutze der Wassertiefe am Kai gegen Anschwemmungen von Osten
her dient ein Damm, dessen Kopf durch zwei grüne Signallaternen bezeichnet
Ann. d. Hydr. ete., 1894, Hoit IX.