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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1894. 
An dem Libauer Hafen endet die Libau—Romnyer Eisenbahn, von welcher 
Geisanschlüsse nördlich und südlich nach dem Kanal führen. Das Getreide 
wird aus den Wagen unmittelbar in Kornspeicher umgeladen; für die Entladung 
der sonstigen Güter dienen zwei Güterstationen mit 7620 Quadratfad. überdeckter 
hölzerner Plattformen. Der gesammte Kubikinhalt der Hafenspeicher — haupt- 
zächlich Getreidespeicher verschiedener Privatleute und Gesellschaften — beträgt 
46 500 Kubikfaden, wovon auf 4 bis 5 Stockwerke hohe, massive Speicher 
36 500 und auf hölzerne Speicher 10 000 Kubikfaden entfallen. Die Dielenfläche 
der Speicher umfafßst etwa 60000 Quadratfaden, 
Für das Entladen schwerer Gegenstände sind auf den Kais zwei Dampf- 
krähne mit einer Hubkraft von 20 bis 25 Tonnen vorhanden. 
Der Libauer Hafen ist für die Schiffahrt das ganze Jahr hindurch offen. 
Im Winter bedeckt der Hafen sich allerdings bei starkem Frost mit einer dünnen 
Eisschicht, welche jedoch durch zwei dem Libauer Börsen-Komitee gehörende 
Raddampfer durchbrochen und durch die Strömung aus dem Kanal getrieben wird. 
Diese Dampfschiffe sind auch für die Zwecke der Lootsen und zum Schleppen 
der ein- und ausfahrenden Segelschiffe bestimmt. In der Zeit vom Jahre 1879 
bis 1889 sind durchschnittlich 1880 Fahrzeuge mit einem gesammten Rauminhalt 
von 248000 Last ein- und ausgegangen. Die Einfuhr an Gütern betrug 
15 848 400 Rubel, die Ausfuhr 38 218 800 Rubel und der gesammte Handelsumsatz 
54 067 000 Rubel. Hauptgegenstand der Einfuhr ist das Getreide, wovon jährlich 
4 522 000 Tschetwert eingehen. 
7. Der Hafen von Odessa. 
Der Hafen von Odessa bestand bis zur zweiten Hälfte der sechziger Jahre 
aus zwei nur für unbedeutende Küstenschiffahrt und für Barken zugänglichen 
Theilen mit hölzernen Kais von etwa 800 Faden Länge. Als Ankerplatz für See- 
schiffe von grofsem Tonnenraum diente die offene Rhede, wo das Ladegeschäft 
nur bei günstigem Wetter möglich war. Nachdem bereits im Jahre 1866 eine 
gründliche Verbesserung des Hafens stattgefunden hatte, wurde im Jahre 1868 
der Bau der sogenannten Rhedenmole, eines neuen Hafens, eines Wellenbrechers 
zum Schutz gegen den Nord- und Nordostwind sowie massiver Kais nebst 
Pflasterungen begonnen. Nach zeitweiliger Einstellung der Arbeiten in den 
Jahren 1887 und 1888 wurden massive Obstkais und Befestigungen an der Ost- 
seite der Kriegsmole, Pflasterungen im Umfange von 6000 Quadratfaden und 
sonstige Arbeiten ausgeführt; ferner von der Direktion der Leuchtthürme und 
des Lootsendienstes im Schwarzen und Azof’schen Meere auf der Spitze der 
Rhedenmole ein eiserner Leuchtthurm und von der Gesellschaft Bellino-Fenderich 
sowie von der russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel zwei 
Werften. Im Jahre 1888 wurde die Vertiefung der Hafentheile fortgesetzt und 
im Jahre 1890 eine Holzeinfassung des Kais, der Quarantänemole und der West- 
seite des neuen Hafens ausgeführt und der Bau eines Petroleumhafens begonnen. 
Der Hafen umfaßt eine innere Rhede und vier Abschnitte, den Quarantäne- 
hafen, den neuen Hafen, den sogenannten praktischen Hafen und den unbenannten 
vierten Hafen, welcher von der Kriegsmole des praktischen Hafens und der vortreten- 
den Mole des neuen Hafens begrenzt wird. Die Häfen sind im SO und Osten durch die 
Quarantänemole und die Rhedenmole, im NO durch den dem Ufer parallel laufenden 
Wellenbrecher gegen das Meer geschützt. Die einzelnen Häfen werden durch sechs 
Dämme von 17 bis 40 Faden Breite mit Kais zum Anlegen der Schiffe und zur Aus- 
führung des Ladegeschäftes gebildet. Der Raum zwischen den Köpfen dieser Dämme 
and dem Wellenbrecher ist die gegen Winde völlig geschützte, 16 bis 35 Fuß (5 bis 
1 m) tiefe innere Rhede. An den Uferkais und auf allen Dämmen befinden 
sich Eisenbahngleise; aufserdem ermöglicht ein auf hölzernem Gerüste angeordnetes 
Eisenbahngleis die unmittelbare Verladung des Getreides aus den Wagen in die 
Schiffe, Ein Getreide-Elevator für 1! Millionen Pud ist von der Südwestbahn- 
Gesellschaft auf der 12 Werst vom Hafen gelegenen Station Tiraspolkaya Zastawa 
im Jahre 1890 gebaut. 
Die Häfen von Odessa sind zur Erleichterung des Ladegeschäftes bei 
Dunkelheit durch Bogenlichtlammen von je 2000 Kerzen elektrisch beleuchtet. 
Die Flammen sind an Masten auf den Kais und den Dämmen in Entfernungen
	        
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