Beschreibung russischer Handelshäfen,
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der zollamtlichen Vorschriften an, sowie beladene Schiffe, welche günstiges
Wetter zum Auslaufen abwarten. Zwischen dem Schlosse und dem Zollamte ist
ein Abschnitt des südlichen Kais von 265 Faden Länge für das Entladen der
Einfuhr und für das Verladen der Ausfuhr mit Ausnahme des Holzes bestimmt.
Das Holz wird in dem unteren Flußtheile an dem unbefestigten nördlichen Ufer
und stromaufwärts hinter der Brücke an beiden Ufern von Holzlagern aus auf
die Schiffe verladen.
Die kleinste Wassertiefe der letzten 3 Werst des Flusses beträgt 24 TFuls
(7,3 m) und in der vierten Werststrecke 22 Fuß (6,7 m).
Die Flußufer fallen an beiden Seiten des Flusses steil ab. An den Kais
können Schiffe mit einem Tiefgange von 18 bis 21 Fuß (5,5 bis 6,4 m) anlegen.
Im Jahre 1891 ist die Herstellung eines neuen, 1%; Werst von der Flul-
mündung am linken Ufer gelegenen Winterhafens beendet. Der über 3000 Quadrat-
faden grofse und 13 Fuß (4 m) tiefe Hafen ist von dem Flusse durch eine Reihe
von Pfählen getrennt. Die 143 Faden lange Ufereinfassung besteht aus einem bis
über den gewöhnlichen Wasserstand und die gepflasterte Uferböschung reichenden
Pfahlwerk.
Die Wassertiefe an der Barre vor der Mündung des Flusses ist im
Frühling abhängig von der Einwirkung des Eisganges, welcher die Barre fort-
spült, sowie von der Kraft und Dauer der südwestlichen und westlichen Winde,
bei welchen das Fahrwasser an der Barre vorzugsweise verschlämmt wird.
Die Windau friert Ende November zu und geht in der zweiten Hälfte des
März auf; im oberen Theile bis zu der städtischen Schiffsbrücke bleibt der Fluß
mit Eis bedeckt, im unteren Theile von der Brücke ab wird das Eis durch einen
gewöhnlichen Schleppdampfer, der zur Verfügung der Lootsen steht, aufgebrochen.
Die Rhede und die Hafeneinfahrt sind mit wenigen Ausnahmen das ganze
Jahr hindurch für Dampfer zugänglich.
Während des Eisganges im Frühjahr ist der Wasserstand meist 4 bis
5 Fulßs (1,2 bis 1,5 m) höher als gewöhnlich... Der höchste Wasserstand im Früh-
jahr steigt bis 6'/a Fufs (2 m) über den gewöhnlichen. Bei Stürmen von der See
her steigt das Wasser 2 bis 3 Fufs über die gewöhnliche Höhe.
Der niedrigste Wasserstand fällt 2 Fuß unter den gewöhnlichen.
Die regelmäfsige Schwankung um den mittleren Wasserstand beträgt 1 bis
2 Fulß nach oben und nach unten.
Die Stromgeschwindigkeit ist im Allgemeinen sehr gering; an der Wasser-
oberfläche beträgt die gröfßfste Geschwindigkeit etwa 3/4 Fuß in der Sekunde.
6. Der Hafen von Libau.
In Libau dient als Hafen ein 50 Faden breiter,
den Libauer See mit dem Baltischen Meere verbindet,
begriffene Erweiterung. Der Hafen wird durch zwei
Brücken in drei Theile getheilt.
Der erste Theil des Seekanals bis zur ersten Brücke ist für gröfsere
Schiffe bestimmt; derselbe ist 17 bis 18 Fufs (5 bis 5! m) tief und hat eine
Wasserfläche von 27500 Quadratfaden in dem Kanal und 22 000 Quadratfaden in
der Erweiterung. Die Ufer des Kanals werden durch massive Kais von 1 Faden
Höhe und 1377 Faden Länge gebildet, wovon 1277 für den Handelsverkehr
dienen, Die übrige Kailänge von 100 Faden sowie eine Kailänge von 205 Faden
in der Erweiterung werden für die Arbeiten zum Ausbau des Hafens benutzt.
In dem Kanal können die Schiffe nicht näher als auf 31/2 Faden anlegen, da die
Sohlentiefe der Kais nur 9 Fufs (2,7 m) beträgt. Die zur Zeit etwa 15 Fuß
(4,6 m) betragende Sohlentiefe der Kais in der Erweiterung soll-bis auf 22 Fuß
(6,6 m) vergrößert werden.
Der zweite, 12 Fufs (3,6 m) tiefe Theil des Hafens zwischen den Brücken
dient den Zwecken der Küstenschiffahrt. In demselben befinden sich 210 Faden
hölzerner Kais, welche 4 Fufß (1,2 m) über das Wasser hinausreichen.
Der dritte Theil des Hafens hinter den Eisenbahnbrücken ist nur für den
Holzverkehr und für das Entladen der vom Libauer See kommenden Steine be-
stimmt. Das südliche Ufer dieses Hafentheiles besteht aus einem 1 Arschin
hohen, in Verfall gerathenen hölzernen Kai von 300 Faden Länge, wovon 49
für Ruderfahrzeuge geneigt angeordnet sind.