Beschreibung russischer Handelshäfen.
393
Der an die Pernau links vom Anfange der Stadt sich anschließende Winter
hafen ist aus dem alten Festungsgraben gebildet, 200 Faden lang und durch
schnittlich 18 Faden breit.
Das gesammte Anlegegebiet ist 300 Faden lang. Die nicht zum Anlegen
dienenden Ufer sind 130 Faden lang.
Eisenbahnanschlüsse sind nicht vorhanden,
Hochwasserstand im Hafen. ....... . 17 Fuß.
Gewöhnlicher Wasserstand . ‚x + 2
Niedrigwasserstand . . 9a m
Hauptgegenstände der Ausfuhr aus Pernau sind Flachs, Leinsamen ‚und
Roggen; Gegenstände der Einfuhr sind Heringe, Steinkohlen und Salz. Der
Schiffsverkehr dauert in Pernau etwa 7 bis 8 Monate im Jahre.
4. Der Hafen von Riga.
Die auf eine Länge von 15 Werst (8,6 Sm) Seeschiffen zugängliche
Mündung der Düna („westlichen Dvina“) bildet den Hafen von Riga. Derselbe
umfafst aufser den Anlegestellen in der Stadt Riga noch zwei mit KEisenbahn-
anschlüssen versehene Vorhäfen, den Mühlgraben-Hafen an der Mündung des
Stintsees und den Bolderaa-Hafen bei der Festung Dünamünde. An der Mündung
selbst liegt am linken Ufer der Winterhafen mit einer nutzbaren Wasserfläche
von 228 000 Quadratfaden und mit der Morton-Helling für Schiffe von 1000 Tonnen
Inhalt. Ein Theil des Flusses von der KEisenbahnbrücke bis zu der 9 Werst
stromaufwärts von Riga gelegenen Insel Dalen dient als Hafen für Flöfse und
Schiffe, welche bei hohem Wasserstande vom Oberlaufe des Wassers kommen.
Die Mündung der Düna wird durch zwei 194 Faden voneinander entfernte
Molen begrenzt. Auf der Spitze der 405 Faden langen westlichen Mole steht ein
Leuchtthurm 2. Ordnung; auf der Spitze der 1050 Faden langen östlichen Mole
steht ein Leuchtthurm mit einem Lichte 6. Ordnung. Die Fahrrichtung über
die Barre wird durch Leuchtmarken am linken Ufer bezeichnet. Im Jahre 1885,
nach Beendigung des Baues der westlichen Mole, ergab sich die Möglichkeit, an
der Barre eine Wassertiefe von 20 Fuß (6 m) zu halten; im Jahre 1890 wurde
auch das Fahrwasser von der Mündung bis zu den Stadtkais bis auf 20 Fulfs
vertieft. Vor 12 Jahren war Riga nur für Schiffe mit einem Tiefgange von
höchstens 13 Fufs (4 m) zugänglich. Zum Anlegen der Schiffe sind an Kai- und
befestigten Uferlängen verfügbar: 3400 Faden in dem Rigaer Hafen, 640 in
lem neuen Mühlgraben-Hafen, 400 Faden in dem alten Mühlgraben und 250
in Bolderaa. Außerdem sind an den unbefestigten Ufern im neuen und alten
Mühlgraben auf eine Länge von 1050 Faden. Pfähle zum Anlegen von Schiffen,
welche Holz laden, angeordnet. Die Grundfläche der Kais für den Ausfuhr-
verkehr umfafßst 47 405 Quadratfaden. Die Einfuhrgüter werden an dem 300 Faden
langen Zollamtskai entladen, welcher eine Grundfläche von 4760 Quadratfaden hat.
Unmittelbar daneben sind für weitere Bedürfnisse des Handels und des Schiffs-
verkehrs noch 460 Faden der Andreas-Halbinsel in Aussicht genommen, zu welchem
Behufe die Wasserfläche zwischen dem rechten Ufer der Düna und dem im
Jahre 15881 gebauten Bollwerk durch Ablagerung von Sand ausgefüllt wird. Auf
Jlieser so hergestellten wasserfreien Fläche von etwa 30 000 Quadratfaden sollen
Niederlagen, Schuppen, Magazine und ein Eisenbahnanschlufs bis zu der nächsten
Station des Mühlgrabenzweiges der Riga—Dünaburger Eisenbahn, „Kriegshospital“,
mit welcher auch die Riga—Pskow-Bahn verbunden ist, hergestellt werden.
Der Rigaer Hafen dient vorzugsweise dem Ausfuhrverkehr. Die Haupt-
zegenstände desselben sind Getreide, Flachs und Hede, welche auf der Mitauer,
der Dünaburger, der Pskower und der Tuckumer Eisenbahn zugeführt werden,
ınd Holz, welches auf der westlichen Düna und auf der kurischen Aa heran-
geflöfßst wird. Der Verkehrsumsatz des Hafens betrug in den letzten drei Jahren
durchschnittlich gegen 78 Millionen, wovon auf die Ausfuhr 56 Millionen, auf
die Einfubr 22 Millionen entfallen, Die Hauptgegenstände der Einfuhr sind
Steinkohlen, sodann Heringe, künstlicher Dünger, Gufßeisen und unbearbeitetes
Eisen, Maschinen und landwirthschaftliche Geräthe, Kolonial- und Manufaktur:
waaren und Drogxuen.