Notizen.
313
und den darin vorkommenden Verzögerungs-Ausdrücken gesprochen. Prof.
Möller hat auch nicht beachtet, dafs ich gleich nach der kritisirten Stelle (S. 113)
als Beispiel die Ergebnisse der Rechnungen von Boussinesq*) anführe, welche
auch nichts mit den Verzögerungs-Ausdrücken zu thun haben, sondern blofs
auf zwei Formeln beruhen, von denen eine das Widerstandsgesetz für die ruhige,
die zweite aber für die wirbelnde Bewegung ‚ausdrückt,
Da nun gerade das Widerstandsgesetz für die ruhige, gleichförmige,
geradlinige Bewegung einer Flüssigkeit oder eines Gases, welches die mittlere
Geschwindigkeit in der ersten Potenz enthält, von Vielen, denen die hydrau-
lischen Untersuchungen nicht bekannt sind, als allgemeingültig betrachtet wird (wie
ich oft mich zu überzeugen Gelegenheit hatte), so ist nichts Wunderbares daran,
dafs ich dies nebenbei bemerkt habe.
Prof. Möller deducirt in seinem Aufsatz den Ausdruck für die Verzögerung
aus dem Ausdruck für den Widerstand. Da ich aber nur vom Widerstande
und von den Formeln, welche das Widerstandsgesetz ausdrücken, gesprochen
habe, so halte ich es für überflüssig, diese Deduktion zu diskutiren.
2. Höhe der Seebriese. Zwei äufserst interessante Luftballonfahrten
wurden, wie „L’Agrophile“ berichtet, während der Anwesenheit des russischen
Geschwaders in Toulon am 16. und 18. Oktober 1893 ausgeführt. Am 16. bei
leichter Briese und ziemlich ruhigem Wetter stiegen die Luftschiffer Louis Godard
und Jacques Courty
in ihrem Ballon „Admiral
Arvellan“ mit vier Passa-
gieren um 11 Uhr 20 Min,
vormittags auf. Ein Süd-
südwestwind führte die
Luftfahrer zunächst land-
einwärts in der Richtung
auf Fort Faron. In der
Höhe von 500 m, welche
über Letzterem erreicht
war, begann der Ballon
eine Drehung nach Süden
zu machen, und mit dem
Aufsteigen auf 1050 m
wurde er genau südlich
in der Richtung auf das
Meer hin getrieben. Nach
dem Passiren der Küste,
1430 m über dem Meere,
führte ein NE die Luft-
schiffer über die grofse
Rhede auf die letztere
schützende Halbinsel
Cepet zu. _Schlimmes Ballonfahrt am 16. Oktober 1893.
ahnend, stach in diesem ———u Ballonfahrt am 18, Oktober 1893.
Augenblick der Bugsir- -—3 Richtung.
dampfer „Hercule“ in Zahlen: Ballonhöhe in Metern,
See, um den Luftschiffern zu Hülfe zu kommen. Man hatte indessen vom Ballon
aus bemerkt, dafs die Flaggen unten immer noch den Südsüdwestwind an-
zeigten. Nachdem die Halbinsel überflogen war, ließen sich daher die Luft-
fahrer über dem offenen Meere in die untere Luftschicht fallen, und trafen den
gewünschten Wind noch in der Höhe von etwa 300 m. Nachdem der Ballon
eine Schleife gemacht hatte, fuhr er nun fast in gerader Richtung auf Toulon
los. Die vorgenannte Halbinsel wurde über dem Fort St. Elme in etwa 200 m
Höhe gekreuzt, und der Ballon flog quer über die Rhede des Lazaret. Als die
Luftschiffer den Wogen in der kleinen Rhede nahe kamen, warfen sie den
Seeanker aus und warteten, bis der herbeidampfende „Hercule“ sie aufnahm und
mit ihnen in 40 m Höhe an dem französisch-russischen Geschwader vorbeifuhr.
za
1) Boussinesq: Essai etce,, Mem. Sav. 6tr., Bd, 23, S. 4,