274 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1894,
Bank sich nicht so weit in das Fahrwasser hinein zu erstrecken scheint, wie auf
der Karte angegeben. Iunerhalb der Sände ist der Kanal durch drei kleine
schwarze Bojen mit runden Toppzeichen markirt, die beim Einfahren an St. B.
zu lassen sind. Die Kinfahrt soll durch zwei Bojen markirt sein, die aber ebenso
wie die beiden in den „Nachrichten für Seefahrer“ 1890 — 357 —- erwähnten
Rhede-Tonnen nicht auslagen, sondern zerstört waren, um den Revolutions-
schiffen die. Ansteuerung nach Möglichkeit zu erschweren. Im Ganzen sollen
vier, Tonnen auf der Rhede liegen.
Die Wassertiefe in dem Kanal der Barre beträgt im Maximum 4,88 m
(16 Fuß), doch ist eine französisch-brasilianische Gesellschaft bestrebt, durch
eine künstlicbe Verstärkung der Strömung den Kanal zu vertiefen; mit welchem
Erfolge, vermochte man nicht anzugeben. Diese Gesellschaft hat für ihre Zwecke
die erwähnten hohen Baken auf dem Südufer errichtet, welche von Weitem mit
dem Leuchtthurm verwechselt werden können, namentlich wenn man von Süden
kommt. Wie schon eingangs berichtet, sieht man dann eine dieser weder in
der Küstenkarte noch in dem Specialplan angegebenen Baken über dem südlich
der Einfahrt gelegenen Oertchen Sequiere und ist geneigt, dieselbe für den von
den Häusern von Pontal de Barra umgebenen Leuchtthurm zu halten. In
Sequiöre ist ein Badepavillon am Strand, der sich gut abhebt und als Er-
kennungsmarke dienen kann; er sieht genau so aus wie ein zweimastiges Segel-
fahrzeug mit lateinischen Segeln; dagegen wurde nicht beobachtet, wie im
„South Atlantic Directory“, S. 475, angegeben, dafs der Leuchtthurm und der
Wachtthurm wie zwei Segel erscheinen.
Der den Leuchtthurm kennzeichnende Wachtthurm ist ein viereckiger
weißer Thurm mit zwei Signalstangen; von ihm aus wird mit der Aufsenrhede
signalisirt mittelst des internationalen Signalbuches. Die Signale für die Wasser-
tiefe auf der Barre werden von einer weiter östlich liegenden Signalstation ge-
macht, einem kleinen rothen Haus mit hohem Signalmast und Stange; dieselben
entsprechen den in den Segelanweisungen angegebenen Signalen. Zum Signali-
siren des Tiefganges des Schiffes kann man statt der geforderten rothen, weilßsen
oder blauen Flaggen oder Wimpel auch Signalflaggen ähnlicher Farben benutzen,
z. B.: B. S. D., ohne daß man Mifsverständnisse zu befürchten hat; nur mufs das
Signal stets unter der Nationalflagge (auch an der Gaffel) geheifst sein.
Von einem Passiren der Barre ohne Lootsen ist bei der grofsen Unge-
nauigkeit der Karte abzurathen; Schiffsboote können nur bei gutem Wetter
passiren, bei schlechtem Wetter ist die Gefahr zu grofs, dafs dieselben in die
Brandung gerathen, die dann sehr stark ist, da auf den Sänden der Barre bei
mittelhohem Wasser nur 0,6 bis 0,9 m (2 bis 3 Fuß) Wasser sind. Bei einem
Wasserstand von 4,72 m (15,5 Fufs) im Kanal waren die am weitesten nördlich
gelegenen Sände nicht mehr vom Wasser bedeckt. Ist die Barre nicht passirbar,
so dafs der Lootsendampfer nicht auslaufen kann, so werden keine Tiefensignale
an Land geheifst, die sonst stets wehen. KEin Passiren der Barre bei Nacht ist
unmöglich. Als Signal für den Lootsendampfer benutzt man am besten Signal
PN international.
Regelmäfsige Ebbe und Fluth exzistiren nicht. Der Wasserstand und der
Strom scheinen ganz abhängig von den Winden zu sein: bei Nordostwind, Stärke 6,
liefen 3 bis 4 Sm Süd-Strom.
Die Wassertiefen auf der Rhede wurden geringer gefunden, als in der
Karte angegeben. Die Sieben-Faden-Linie (12,8 m) scheint sich bis etwa 6 bis
7 Sm südlich vom Feuerthurm zu erstrecken.
S. M. S. „Alexandrine“ lag auf dem in den Segelanweisungen angegebenen
Ankerplatz, Feuerthurm in Peilung NNW 5 Sm ab; doch soll nach Aussage des
Lootsen der Ankerplatz vor der Mündung des Barre-Kanals, SW 2 bis 3 Sm von
dem ersterwähnten Ankerplaiz, besser sein; man liege gegen Nordwinde etwas
geschützter. Dies erscheint aber fraglich, da die Rhede eben nach allen Seiten,
mit Ausnahme der West- oder Landseite, absolut offen ist.