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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Dinklage: Vorsichtsmafsregeln bei Kohlenladungen. 
Kapt. C. L. Henne, um dureh dieses Beispiel das gewöhnliche Verhalten zu 
erläutern. 
Der „Heinrich‘““ nahm seine Kohlenladung im Januar 1892 bei einer 
Luftwärme von 7° bis 8° in Cardiff ein und ging, nach Singapore bestimmt, 
am 22. Januar in See. Die Temperatur der Kohlen wurde unter dem Vorluk 
und dem Achterluk im Unterraum — in welcher Höhe über dem Boden ist nicht 
angegeben — alle 8 bis 14 Tage gemessen. Dabei wurde gefunden: 
Gleichzeitige 
Temperatur unter dem Temperatur 
Vorluk Achterluk der Luft 
12° C 21° C 
17,5° ,, 26° 
20° 26° 
23° 17,5° ,, 
25,5° ,, 14° 
29,5° ,, 11” 
32,5° „, 7° 
33,5° 16° 
Die Luftwärme war im Ver- 
Die Zunahme der Temperatur betrug demnach: gleich zu der der Kohlen: 
vom 12. Febr. bis zum 27. Febr. in 15 Tagen pro Tag 0,5°, etwa 8° höher. 
” 27. » 27 2 13. März n 15 2» » » 0,3°, » 8° 27 
1. 13.März „ „ 26. „ „13 „ » 5°, „12° niedriger. 
„26. „ » » 4 April, 9- „nn 03°, „22° » 
„4 April „ „ 16. „BB „01°, „22° ” 
Vorstehenden Beobachtungen zufolge erwärmte sich die Ladung nur ganz 
allmählich, viel langsamer, als mit dem Fortschreiten des Schiffes nach Süden 
die Luftwärme zunahm. Erst in etwa 34° S-Br, als die Bark 49 Tage in See 
war, Latte die Temperatur der Kohlen denselben Grad wie die der Luft — 
23° C — erreicht. Von hier an blieb sie jedoch in der Zunahme, obgleich die 
Luft auf dem Wege nach SO und Ost, den das Schiff verfolgte, ziemlich viel 
kühler wurde. Am 16. April war „Heinrich“ 85 Tage in See. Von diesem 
Datum bis zu der am 9. Mai 1892 erfolgenden Ankunft in Singapore sind be- 
zügliche Angaben im Journal nicht mehr gemacht worden; indessen scheint, nach 
dem geringen Unterschiede zwischen den Beobachtungen vom 4. und 16. April 
zu urtheilen, die Kohlentemperatur zuletzt ziemlich konstant geblieben zu sein. 
Augenscheinlich hatte sich der Herd der Erhitzung unter dem Achterluk 
(Großluk?) gebildet, da sich hier die Temperatur fortwährend steigerte, während 
sie unter dem Vorluk mehr dem Gange der Luftwärmeänderung folgte, erst zu- 
und später wieder abnahm. Die Bark hatte während der Reise nur wenig 
schlechtes Wetter. 
An Bord des Schiffes „R. C. Rickmers“, Kapt. E. Berg, ebenfalls von 
Cardiff mit Kohlen nach Singapore bestimmt, fand man am 5. Dezember 1892 
auf 23° S-Br und 88° O-Lg nahe am Boden unter dem Grofsluk eine Tempe- 
ratur von 52° C, 6 Fufs höher im Raum wurden 39° gemessen. Das Schiff 
war damals 84 Tage in See. In den nächsten 4 Tagen blieb die Temperatur 
am Boden dieselbe, während sie in 6 Fufßs Höhe bis auf 44° stieg. Später sind 
keine Angaben mehr gemacht worden, und es läfst sich deshalb nicht ersehen, 
ob die Erhitzung der Ladung noch weiter zugenommen hat, doch erreichte das 
Schiff 16 Tage später, am 25. Dezember, glücklich Singapore. In einigen Fällen, 
über welche berichtet worden ist, kam es auch vor, daß die Temperatur in der 
Ladung, nachdem sie schon ziemlich stark zugenommen hatte, wieder zurückging.‘) 
Es ist sehr zu bedauern, dafs die ausführlichen Berichte über Tempe- 
raturbeobachtungen in Kohlenladungen bis jetzt noch so äufserst spärlich sind. 
Bekanntlich sollen diese Messungen dem Schiffsführer dazu dienen, dafs er ein- 
tretenden Falles rechtzeitig die Gefahr erkennen und einen Nothhafen aufsuchen 
kann. Zur letzteren Mafsregel wird sich Einer aber so leicht nicht entschliefsen, 
und solange ihm nicht bestimmt gesagt werden kann, dieser Wärmegrad darf 
nicht überschritten werden, oder die Gefahr, dals innerhalb so und so viel 
Februar 12, auf 16° N-Br und 26° W-Lg — 
„ 27. „ 16° SBr. „ M° 19° C 
März 5 „ 27° „ 20° 23° 
„18. 2 36° „0 12° 23,0° , 
19. 49°, 2° O-Lg 23° 
». 26. 43° » »” 28° ” 20,5° ” 
April 4, 45° „52° , 18,5° ,, 
16. gg 34° y 35 93° ” 19° 99 
19 
1) S. den Bericht des Kapt. A. Gröne vom Schiffe „Rajpoot“, Jahrgang 1890, Seite 466 
dieser Annalen.
	        
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