Köppen: Ergänzungen zum vorstehenden Aufsatz.
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Ergänzungen zum vorstehenden Aufsatz.
Von W., KÖöPPEN.
Bei Bearbeitung des Segelhandbuchs für den Indischen Ocean hat die See-
warte den auch für diesen Ocean nach genau demselben System entworfenen
Windkarten für die extremen Monate noch eine dritte Karte beigegeben, welche
die Angaben jener beiden Karten zusammenfalfst zu einer Eintheilung des Oceans
in Windgebiete je nach dem jährlichen Verlaufe der Richtung, Stärke und Be-
ständigkeit der Winde... Eine ebensolche Karte geben wir hier für den Atlan-
tischen Ocean. Wie bei jeder Eintheilung, ist man dabei natürlich genöthigt,
scharfe Grenzen zu ziehen, wo die Natur doch nur stetige Uebergänge zeigt.
Allein auf keinem andern Wege ist es möglich, so rasch zu einer klaren Ueber-
sicht zu gelangen, ja ohne solche Eintheilung wird ein bestimmtes Bild von der
Sachlage überhaupt nur durch langjährige genaue Vertrautheit mit dem Gegen-
stande gewonnen. -
Durch Doppellinien ist auf der Karte das ganze Gebiet des Atlantischen
Oceans in 9 Zonen zerlegt, deren eine beiden Halbkugeln gemeinsam ist, je drei
in jeder derselben sich wiederholen, die beiden letzten aber aus Mangel an
Material nur von der Nordhemisphäre genauer verzeichnet, auf der Südhemisphäre
kaum angedeutet werden können, Diese 9 Zonen sind: 1) die äquatoriale Zone,
auf welcher der Kalmengürtel zwischen den Passaten im Laufe des Jahres seine
Wanderung, der Sonne folgend, vollzieht; 2) und 3) die beiden Zonen mit stetigem
Passat das ganze Jahr hindurch; 4) und 5) die sogenannten „Rofsbreiten“ bezw.
die Gebiete hohen Luftdrucks an der Polargrenze. der Passate; 6) und 7) die
Zonen mit vorwaltenden westlichen Winden; 8) die Zone veränderlicher Winde,
niedrigsten Luftdrucks und stärkster Luftdruckschwankungen auf der Nordhalb-
kugel, wo der Beobachter fast ebenso oft auf der Nordseite als auf der Südseite
eines barometrischen Minimums sich befindet; endlich noch weiter polwärts 9) die
Zone, wo im Winter nördliche oder östliche Winde bereits ein entschiedenes
Uebergewicht haben, während im Sommer Windstillen häufig sind.
Die in die Karte eingetragenen Richtungen bezeichnen die häufigste
Richtung des Windes, die-aber nur in den Tropen ein solches Mafs von Vor-
walten besitzt, dafs sie allein, mit einem Spielraum von etwa zwei Strich nach
jeder Seite genommen, häufiger ist als alle übrigen zusammen; aufserhalb der
Wendekreise kann man den Ausdruck „veränderlich“, der in der Karte nur in den
Fällen besonders starker Ausprägung dieses Charakters angegeben ist, in ge-
ringerem Mafse allen Inschriften der Karte zusetzen, da -Unbeständigkeit der
Stempel dieser Breiten ist und auch die der angegebenen Richtung entgegen-
gesetzten Winde zu Zeiten viele Tage lang wehen können. Noch mehr ist diese
Einschränkung nöthig, wenn man aus den hier gewählten extremen Monaten
einen Schluß auf die zwischenliegenden Jahreszeiten machen will; in den grofsen
Zügen wird man zwar auch in diesen Jahreszeiten nicht schlecht fahren, wenn
man eine allmähliche Verschiebung der Verhältnisse zwischen Februar und August
dem Urtheil zu Grunde legt; allein manche Monate, so in Nordwest-Europa be-
sonders April und Mai, in den portugiesischen Gewässern November, zeigen
Eigenthümlichkeiten durch das häufige Auftreten von Windrichtungen, welche
den im Februar und August vorwaltenden entgegengesetzt sind. Uebrigens kann
in der Karte statt der Worte Februar und August fast ebensogut „Januar“ und
„Juli“ gesetzt werden, nur in der Lage des äquatorialen Kalmengürtels sind die
ersteren Monate extremer und also charakteristischer; in den übrigen Gebieten
sind beide Monatspaare einander ziemlich gleich.
Bei der Entwerfung der Windgebiete sind zwar hauptsächlich unsere beiden
auf Taf. 1 wiedergegebenen Windkarten zu Grunde gelegt, doch sind auch die
nach der Herausgabe des Segelhandbuchs gesammelten Erfahrungen thunlichst
berücksichtigt.
Wie überhaupt die Luftströmungen ihr vereinfachtes Spiegelbild in der
Luftdruckvertheilung finden, so läfst sich auch das auf unserer Karte dargestellte
System der mittleren Windverhältnisse auf dem Atlantischen Ocean auf die