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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Krümmel: Das Doppelbild-Refraktometer, 
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einzelne Ablesung durchführen können.') Hat man diese erreicht, so gestattet 
das Instrument eine mindestens ebenso genaue Bestimmung des specifischen Ge- 
wichts oder Salzgehalts wie die, sogenannten Stations-Aräometer der Kommission 
zur Erforschung der deutschen Meere in Kiel. Diese haben eine Theilung, die 
um 0,0002 des specifischen Gewichts fortschreitet und noch eine Yverläfsliche 
Schätzung von je fünf Einheiten der fünften Decimale zulälst: mit derselben Ge- 
nauigkeit erhalten wir aber, wie oben gezeigt, auch das specifische Gewicht von 
unserem Doppelbild-Refraktomeler. Aber in wie viel bequemerer Weise! Wir 
brauchen nur ein ganz kleines Quantum von dem zu untersuchenden Seewasser 
zu schöpfen (statt eines vollen Liters für das Aräometer) und, was ein wesent- 
licher zweiter Vorzug ist: wir brauchen nicht einen ganzen Satz von fünf ver- 
schiedenen Aräometern, um das Intervall zwischen 1,0 und 1,03 des specifischen 
Gewichts oder von Null bis 40 Promille Salzgehalt messen zu können, sondern 
kommen mit einem einzigen, noch dazu wenig zerbrechlichen Instrument aus; 
drittens aber können wir mit unserem Refraktometer bei jedem, äuch dem 
schlechtesten Wetter beobachten, da der Seegang ganz wirkungslos bleibt, 
während das Aräometer in See meist versagt, sobald die Windstärke 4 Beaufort 
mit entsprechendem Seegang überschritten wird, oder auf einem Dampfer ganz 
allgemein, wenn dessen Schraube rütfelt, wie meist bei starken Maschinen ge- 
schieht; endlich brauchen wir nicht wie beim Aräometer noch ein Thermometer 
abzulesen, was zu neuen, theilweise recht unangenehmen Fehlerquellen Anlafs geben 
kann; ohne dafs jedesmal die Gewifsheit vorhanden ist, dafs die im Mefsglase ab- 
gelesene Temperatur auch wirklich für den Glaskörper des Aräometers gilt. Bei 
unserem Refraktometer eliminirt sich die Wirkung der Temperatur durch die 
auf Seite 247 gegebene Reduktionstabelle in verhältnifsmäfßig sehr einfacher und 
sicherer Weise. 
Ein Nachtheil ist die Kostspieligkeit des Instruments, das von Karl Zeiss 
in Jena nicht unter 120 Mark zu liefern ist. Doch ist nicht zw vergessen, dafs 
eine vollständige Aräometerausrüstung auch nicht unter 45 Mark beim sogenannten 
„kleinen Satz“ und 110 Mark beim „grofsen Satz“ zu haben und der gelegent- 
liche Verlust durch Bruch nicht unerheblich ist. — Dafs man immer ein Quantum 
destillirtes Wasser zur Hand haben mufs, dürfte kaum als Schwierigkeit in Be- 
tracht kommen, denn man reicht mit einem Fläschchen vom 100 66 viele Mönate 
und kann überdies in jeder guten Apotheke auch im Auslande leicht ganz frisch 
destillirtes erhalten. 
Zum Schlusse mag noch hinzugefügt sein, dafs, was den geistigen Antheil 
betrifft, der den einzelnen bei der Herstellung des Instruments Betheiligten zu- 
fällt, ich selbst dabei am wenigsten Verdienst beanspruchen darf. Die für das 
ganze Instrument charakteristische Idee, die Brechungsindices „von Seewasser und 
destillirtem Wasser nebeneinander zu beobachten, ist von Herrn V.Hensen 
ausgesprochen, allerdings in der Anwendung auf ein Hohlprisma nach Art des 
von Hilgard!) vorgeschlagenen Apparats. Das Abbe’sche Refraktometer hat 
mir zu diesem Zwecke Herr Professor Dr. E, Hagen empfohlen. Herr Professor 
Abbe selbst hatte die Güte, mir ein einfaches Refraktometer zur Verfügung zu 
stellen, mit welchem ich Versuche namentlich in der Richtung ausführte, ob sich 
eine mechanische Scheidung der beiden Flüssigkeiten auf den Prismenflächen er* 
möglichen ließe. Da dies Erfolg zu versprechen schien, wurde Herrn Abbe 
der Plan von mir entwickelt und von ihm die Theilung der Prismen vör- 
geschlagen. Ebenso hat Herr Abbe die Dimensionen des Instruments‘ nach den 
Untersuchungen van der Mensbrugghe’s über die Brechungsindices von Koch- 
salzlösungen berechnet und die Herstellung in‘ Jena persönlich überwacht. 
So möge denn dies handliche und dankbare Instrument, das ich noch 
kürzlich auf einer dreitägigen Untersuchungsfahrt in der westlichen Ostsee‘ mit 
bestem Erfolge gebraucht habe, dem Wohlwollen aller Leser, die‘ sich für die 
Förderung der Öceanographie interessiren, empfohlen sein, 
noch kein so exaktes Hülfsmittel der Temperaturreduktion besafs wie jetzt in Gestält der Tabelle 
auf Seite 247. Bei Seewasser von hohem Salzgehalt (9 > 60) machen sich schon kleine Aenderungen 
der Temperatur, wie die Tabelle zeigt, sehr bemerkbar. 
U, S. Coast Survey Report for 1877, Append. X. 
Ann. d. Hydr. etc., 1894, Hoft VII
	        
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