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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Krümmel: Das Doppelbild-Refraktometer, 
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Winkel w ist ein für allemal bestimmt), um den gesuchten Brechungsindex für 
die Flüssigkeit, also », zu finden. Denn es ist 
;j n= wein y. 
Lin a; y= ß+ wi; 
sin = — sin 3 
Alles das wird auch bestehen bleiben, wenn wir uns den Weg des Licht- 
strahls umgekehrt denken, so dafs die Lichtquelle hinter P” steht und der Strahl 
sich von PP’ nach P bewegt. Beobachten wir nun durch ein Fernrohr 0.7 den 
austretenden Strahl bei einer Stellung der Prismen, wie aus Fig. 3 ersichtlich 
(a 
| 0 
aD 
Fig. 3. 
(wobei das Prisma A recht gut an dem Fernrohr befestigt sein kann, solange 
nur kleine Unterschiede des Winkels y in Betracht kommen), so wird die Ob- 
jektivlinse das Bild des Spalts bei Q entwerfen. Nimmt man statt eines feinen 
Spalts eine gleichförmig helle Natronflamme, so wird, durch das Okular O be- 
trachtet, das Gesichtsfeld der Fokalebene FF" eine heile und eine dunkle Hälfte 
darbieten, deren Grenzlinie senkrecht auf der Papierfläche (nämlich parallel zur 
brechenden Kante des Prismas A) steht. Die von Q nach / liegenden Theile 
werden verdunkelt erscheinen, da für sie der Winkel y den Werth des Grenz- 
winkels überschreitet; von Q nach FF” wird das Gesichtsfeld hell sein. Indem man 
nun bei FF‘ eine mikrometrische Skala, etwa getheilt von 0 bis 100, einsetzt, 
kann man an ihr die Lage der Verlöschungsgrenze für die in C befindliche 
Flüssigkeit feststellen. 
Es bedarf nun aber nicht einmal des homogenen z. B. gelben Natronlichts, 
sondern auch das gewöhnliche weiße (gemischtfarbige) Tageslicht kann für das 
Refraktometer verwendet werden, wozu allerdings eine wichtige Abänderung 
nöthig wird. Beim gemischten weißen Licht würde die Totalreflexion nicht für 
alle Farben bei derselben Stellung des Strahls P'’Q erfolgen können, im Al- 
gemeinen wird die flüssige Schicht für die stark brechbaren violetten Strahlen 
eines gegebenen Lichtstrahls schon undurchsichtig sein, während die schwächer 
brechbaren rothen noch hindurchgehen, oder umgekehrt. Demnach wird die Ver- 
löschungsgrenze im Gesichtsfeld im ersten Falle einen rothen, im anderen Falle 
einen blauen Saum zeigen, der den Uebergang von voller Dunkelheit zum lichten 
Weiß herstellt und eine scharfe Ablesung der Verlöschungsgrenze an der mikro- 
metrischen Skala nicht mehr möglich macht. Mit Recht gilt es als eine be- 
wunderungswürdige Leistung Abbe’s, dafs er durch eine einfache Vorrichtung 
diesen farbigen Saum beseitigt. Vor dem Objektiv JJ‘ des Fernrohrs wird ein 
sogenanntes gradsichtiges Amici’sches Prisma angebracht, welches so konstruirt 
ist, dafs Strahlen einer bestimmten Farbe (z. B. der gelben Natriumlinie D des 
Spektrums) ohne jede Ablenkung hindurchgehen, während alle anderen Farben 
abgelenkt werden. Dieses Amici’sche Prisma ist drehbar um eine Axe in der 
Verlängerung der Axe des Fernrohrs. Wo man nun durch das Fernrohr hin- 
durchblickend sonst einen blauen Saum erkannte, kann man jetzt durch eine 
schwache Drehung dieses Amieci’schen Prismas diesen blauen Strahlen eine 
solche Richtung geben, daß sie im Innern dieses Prismas total reflektirt 
werden, die Verlöschungsgrenze also ganz farblos wird; war der Saum roth, so 
bewirkt eine Drehung dieses „Kompensators“ nach der entgegengesetzten Richtung, 
daß die rothen Strahlen nicht aus dem Amici’schen Prisma heraustreten. !) 
1) In noch vollkommenerer Weise wird Farblosigkeit und Schärfe der Verlöschungsgrenze 
von Abbe dadurch erzielt, dafs er zwei Amici’sche Prismen hintereinander einschaltet, in solcher 
Aufstellung, dafs sie durch einen Trieb beide zugleich um den gleichen Winkel, aber je in ent- 
gegengesetzter Richtung, bewegt werden. Für unsere Zwecke wirkt aber schon das einzelne Prisma 
als ausreichender „Kompensator“, Vgl. Abbe a. a. O., S. 50 £.
	        
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