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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1894, 
den Doldrums. Ein anderer Unterschied liegt noch zwischen den beständigen 
Passatwinden und den veränderlichen westlichen Winden, welche durch häufige 
cyklonale Stürme, die die meisten Regen in der gemäfsigten Zone hervorrufen, 
hauptsächlich auf der südlichen Halbkugel, wo der Ocean eine so große Aus- 
dehnung hat, gestört werden. Die Stürme nehmen im Winter an Heftigkeit zu, 
und nun haben die Luvküsten bei westlichen Winden ihre gröfßste Regenhäufigkeit. 
An den inneren kontinentalen Stationen ist die Regenmenge im Sommer gröfser 
als im Winter, ist aber dann wahrscheinlich die Folge von mehr örtlichen, durch 
Wärmeunterschiede bedingten Stürmen als von gröfseren cyklonalen Stürmen: 
dieses ist ein charakteristischer Zug der nördlichen Halbkugel. 
Der Gürtel, innerhalb dessen die leichten Winde und die trockene Luft 
der Rofsbreiten ihre jahreszeitliche Wanderung ausführen, hat trockene Sommer 
und feuchte Winter; man nennt ihn den subtropischen Gürtel. 
Spanien, Algier und die Mittelmeer-Länder liegen im Allgemeinen inner- 
halb oder im Süden der Rofsbreiten im Sommer; dann herrscht hier Windstille 
oder streichen die austrocknenden Passatwinde über diese Gebiete hin, so daß 
sie, praktisch genommen, regenlos sind. Im Winter aber liegen diese Gebiete 
nördlich von den Rofsbreiten; dann werden sie durchzogen von cyklonalen 
Stürmen aus westlicher Richtung, welche ihnen ihren mäfsigen Regenfall bringen. 
So kommt es, dafs die Nordgrenze der Sahara im Winter und deren Südgrenze im 
Sommer leichte Regenfälle haben, der dazwischen liegende Gürtel, welcher keine 
regelmäfsigen Regen zu irgend welcher Jahreszeit hat, ist viel schmaler, als im 
Allgemeinen angenommen wird. Auf gewissen Meridianen erreicht die Nordgrenze 
der Winterregen beinahe die Südgrenze der Sommerregen. 
Der subtropische Gürtel im südlichen Afrika ist nur sehr schmal; er be- 
schränkt sich auf ein Gebiet um Cape Town herum, weil Afrika sich nur eine 
geringe Strecke in den südlichen Gürtel der westlichen Winde hinein erstreckt. 
In Amerika ist das subtropische Gepräge der Jahreszeiten an der Küste des 
Stillen Oceans viel deutlicher als an der atlantischen Küste, und diese Gebiete 
können daher hier übergangen werden. Die Regenverhältnisse sind so eng mit 
den Windverhältnissen verknüpft, dafs man sie stets als Illustration für die 
letzteren darstellen sollte und nicht allein als ein Resultat der jahreszeitlichen 
Aenderungen, das man in der statistischen Klimatologie zu lernen habe. 
Die Gegenwart von Kontinenten, die aus den Oceanen emporstreben, ruft 
die Entstehung von kontinentalen Winden hervor und ist die direkte Ursache 
mancher Aenderungen in den terrestrischen Winden, Dieses findet man natür- 
lich vorzugsweise auf Nord-Breite ausgeprägt, wo die Kontinente ihre größte 
Breitenausdehnung haben. Dieser grofsen Ausdehnung der Landmassen und dem 
grofsen jahreszeitlichen Unterschied in der Temperatur verdanken wir den 
gröfseren Unterschied in der Stärke der westlichen Winde zwischen Winter und 
Sommer auf der nördlichen im Vergleich zur südlichen Halbkugel. Aber auch 
bei den letzteren finden wir eine jahreszeitliche Schwankung, wie uns die Doppel- 
pfeile querab von Kap Horn im Juli und August andeunten. 
Würden die Unterschiede zwischen Land und Wasser allein die Winde be- 
einflussen, so würden wir einströmende Winde nach dem Lande im Sommer haben 
und ausströmende im Winter; aber diese Abwechselung kann in solcher Reinheit 
nicht zum Ausdruck kommen, weil die große Bewegung um den Pol herum 
schon vorhanden ist. Das bedeutendere und das schwächere System müssen sich 
daher einander anbequemen, und keines erhält für sich allein das Regiment. 
Hierin ist die Erklärung gegeben für die verschiedenartigen Winde an den 
beiden Seiten des Atlantischen Oceans im Winter und im Sommer, Bedenkt 
man, dafs das östliche Nordamerika zu Lur und das westliche Europa nach Lee 
in der grofsen westlichen cirkumpolaren Strömung liegt, so folgt daraus, dals 
die gröfste direkte Sommer-Einströmung in Europa zu suchen ist und die gröfste 
direkte Winter-Ausströmung in Nordamerika. Die winterliche Neigung der Winde 
zum Ausströmen bringt in Europa nur schräge Küstenwinde aus SW hervor, und 
die Neigung der Winde zum KEinströmen im Sommer ruft in Nordamerika eben- 
falls nur südwestliche Winde längs der Küste hervor, mit Ausnahme des Golfs, wo 
sie meist direkt gegen das Land; fließen. 
Der Gegensatz zwischen den grofsen jahreszeitlichen Temperatur-Schwan- 
kungen im östlichen Nordamerika und den geringen im westlichen Europa bildet
	        
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