al
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1894,
Ueber das Funkeln der Sterne in seinem Zusammenhange mit
dem Wetter.
Herr Ch. Dufour, Professor der Astronomie an der Universität von Lausanne,
hat seit 38 Jahren Beobachtungen über die Scintillation der Sterne angestellt, be-
sonders um deren Beziehungen zum gegenwärtigen und zum kommenden Wetter
festzustellen. Im Gegensatz zu mehreren älteren Autoren ist er zu dem Resultat
gelangt, daß schwache Secintillation im Allgemeinen die Annäherung
schlechten Wetters anzeige. Dieses Resultat gilt allerdings zunächst nur für
den Ort, wo Herr Dufour seine Beobachtungen angestellt hat — Morges am Genfer-
see. Um festzustellen, wie sich die Erscheinung anderswo gestaltet, sind weitere
Beobachtungen sehr zu wünschen; besonders legt Herr Dufour auf solche vom
Ocean Werth, weshalb er eine entsprechende Aufforderung in den „Annales
hydrographiques“ veröffentlicht und sich auch mit einem Schreiben an den
Staatssekretär des Reichs-Marine-Amtes zu Berlin gewandt hat. Da die Be-
stätigung seiner Wahrnehmungen einen erheblichen praktischen Werth haben
würde, so wären häufige Beobachtungen über das Funkeln der Sterne in den
Meeren aller Zonen und die Einsendung derselben an das Reichs-Marine-Amt zu
Berlin oder die Deutsche Seewarte zu Hamburg bezw. ihre Eintragung in die
meteorologischen Schiffsjournale sehr erwünscht.
Herr Dufour benutzt zu seinen Beobachtungen kein Instrument, sondern
findet, dals man mit einiger Uebung recht gut die Stärke der Scintillation (des
Funkelns) nach 10 Graden mit freiem Auge abschätzen kann; von diesen kommt
0 (= gar kein Funkeln) in der Schweiz nur sehr selten und nur in nächster
Nähe des Zenits vor, 10, wobei der Stern hüpft und lebhaften Farbenwechsel
zeigt, nur in der Nähe des Horizonts. Die Angaben müssen, wenn man be-
stimmte Sterne beobachtet, korrigirt werden, um sie auf eine Normalhöhe über
dem Horizont zu reduciren. Hierfür hat Herr Dufour aus seinen Beobachtungen
folgende Zahlenreihe abgeleitet; das Funkeln ist proportional den Zahlen:
bei Zenitdistanz 10° 15° 20° 25° 30° 35° 40° 45° 50° 55° 60° 65° 70° 75°
0,30 0,41 0,45 0,54 0,60 0,80 1,12 1,36 2,03 2,83 3,71 5,09 7,02 7,89,
Diese Zahlen verhalten sich wie die Produkte aus der Dicke der vom
Strahl passirten Luftschicht und der astronomischen Refraktion, welche für diese
Höhe gilt.
Findet man Schwierigkeit, so viele Grade zu unterscheiden und die obigen
Reduktionen auszuführen, so genügt für die Hauptsache die Unterscheidung der
Stufen sehr stark, stark, mäfsig, schwach und sehr schwach und eine
Gesammtschätzung über das Funkeln aller Sterne erster Größe, welche einem
geübten Beobachter nicht schwer fällt.
Es ist indessen zu beachten, dafs die Sterne in der Nähe von Wolken
ein stärkeres Funkeln zeigen. Beobachtet man daher in Wolkenlücken ein
starkes Funkeln derselben, so mufß man nach Dufour die Scintillation nur als
mäfsig, beobachtet man ein mäfsiges, so mufs man sie als schwach notiren.
Eine ausführlichere Abhandlung über den Gegenstand hat Herr Dufour
im „Recueil inaugural de l’universit€ de Lausanne“, 1892, veröffentlicht.
Notizen.
1. Merkwürdige Trift zweier Stromflaschen in der Aequatorial-
zone des Atlantischen Oceans. Die der Seewarte kürzlich zugegangenen
Flaschenposten ergeben das vielleicht einzig dastehende Beispiel von zwei Flaschen,
die gleichzeitig und an demselben Ort nahe dem Aequator im Atlantischen Ocean
ausgesetzt wurden, und von denen die eine mit dem Aequatorialstrom westwärts
in das Karaibische Meer trieb, während die andere in den östlichen Gegenstrom
gerieth und an der Westküste von Afrika landete. Die beiden Flaschen wurden
nebst acht anderen, über deren Verbleib bisher noch keine Berichte eingegangen
sind, am Mittage des 24. Februar 1893 nordöstlich von St. Paul’s Rocks, auf