Versuche über das Glätten der See durch Seifenwasser.
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gleichende Versuche mit Oel und Seifenwasser zur Beruhigung der See statt.
Die bei diesen Versuchen obwaltenden Verhältnisse von Wind und See waren
nicht derart, dafs sie ein endgültiges Urtheil abzugeben gestatten.
Für die Versuche kamen gewöhnliches Maschinenöl und weifse Stangen-
seife zur Verwendung. Es wurden Säcke aus doppelter Scheibenleinwand von
50 cm Höhe und 30 cm Durchmesser angefertigt und diese mit Werg gefüllt,
welches alsdann mit Maschinenöl getränkt wurde. Für die Seifenwasser- Versuche
wurden kleine Petroleumtanks, wie sie beim Versand des Petroleums zur Ver-
wendung kommen, benutzt. Dieselben halten etwa zwei Pützen Wasser. In den
Boden der Tanks wurden drei feine Löcher gebohrt, so dafs das Seifenwasser
nur langsam aus den Büchsen austreten konnte.
Die Versuche fanden unter folgenden Verhältnissen statt:
i. Das Schiff lenzt.
2. Das Schiff dampft gegen die See an.
3. Das Schiff liegt bei.
Am nützlichsten erschien die Verwendung von Oel und Seifenwasser beim
Lenzen. Es ist hierbei gleichbedeutend, ob man Oel oder Seifenwasser durch
die Klosetröhren treten läfst, oder ob man, wie es auch versucht wurde, die
Apparate an den Nocken der blinden Raa anbringt. Es wurden unter denselben
Verhältnissen stets die Versuche zuerst mit Oel, alsdann mit Seifenwasser gemacht,
Die gewünschte Wirkung wurde mit Oel stets erzielt, und seine Verwend-
barkeit kann keinem Zweifel unterliegen. Eine Beruhigung der See trat auch
bei Anwendung von Seifenwasser ein, jedoch nicht in so augenscheinlichem Grade
wie bei der Verwendung von Oel, trotzdem die Seifenlösung eine etwa zehn-
procentige war. Aufßserdem werden bei Seifenwasser stets bedeutend gröfsere
Quantitäten zur Anwendung kommen müssen.
Sobald das Schiff eine schwere See antrifft, sollen die Versuche wieder-
holt werden.
2, Bericht des Kommandos S. M. S. „Baden‘‘.
Es haben zwei Versuche stattgefunden, der erste am 29., der zweite am
30. November 1893 im mittleren Theil der Ostsee. Am ersteren Tage wurde
bei nördlichem Wind von Stärke 7 bis 8 recht gegen die See angedampft, wobei
an jeder Seite des Bugs eine Büchse mit fein durchlöchertem Boden, angefüllt
mit vorschriftsmäfßig angerührtem Seifenwasser, aufgehängt war. Der Verbrauch
von letzterem betrug ein Liter pro Stunde und Stelle.
Da irgend ein Erfolg hierbei nicht zu beobachten war, so wurde ein Ver-
such mit 2,5 1 Verbrauch gemacht, wobei jedoch ebenfalls kein Resultat
erzielt wurde.
Der zweite Versuch fand bei achterlicher See und Windstärke 5 bis 6
statt. Die Büchsen wurden seitlich achtern aufgehängt, und bei einem Ver-
brauch von 11 pro Stunde und Stelle waren nur zeitweise einige ‘kleine,
glatte Stellen zu bemerken, welche jedoch von den heranrollenden Seen schnell
verwischt wurden. Erst bei Anwendung einer gröfseren Menge Seifenwassers
een es, einige größere, glatte Flächen für längere Zeit im Kielwasser zu
erhalten.
Zwecks Vergleichs des Seifenwassers und Oels als Wellenberuhigungsmittel
fand am selben Tage ein Versuch mit verbrauchtem Maschinenöl statt. Derselbe
Gel bedeutend günstiger aus, da bei einem stündlichen Verbrauch von etwa
0,7 1 dieses Oels eine 2 bis 3 m breite glatte Stelle im Kielwasser erzeugt
wurde, welche nur ab und zu unterbrochen war.
3. Bericht des Kommandos S. M. S. „Sachsen‘‘.
Am 21. November v. J. auf der Höhe von Gotland in 56° 50’ N-Br. und
19° 25' O-Lg wurde ein Versuch zum Glätten der See mit Seifenwasser an-
gestellt. Zur Zeit wehte der Wind mit Stärke 7 bis 8, der Seegang war dement-
sprechend. Die Lösung bestand aus 10 1 Wasser und 300 g grüner und
weifßser Seife. Dieselbe wurde zunächst aus einer durchlöcherten Blechbüchse
Ann. 4. Hydr., otc., 184, Heft VL