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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1894. 
von Island; gelegentlich kommen solche über den britischen Inseln und Umgebung, 
über Nordskandinavien, Finland und Nordrussland vor, wogegen Nordamerika, 
aufser in den Küstengebieten, keinen derartigen Fall aufweist. 
Eine weitere Abnahme der Tiefe findet nach dem Winter zu statt, aber 
auch fast nur auf dem Ocean, da die Kontinente im Allgemeinen wenig Unter- 
schied gegen die übrigen Jahreszeiten zeigen. Die gröfste mittlere Tiefe liegt 
in der Gegend südlich von Island, wo die Minima durchschnittlich unter 725 mm 
Tiefe herabgehen. Auffallend ist die relativ geringe Tiefe in der Gegend von 
50° Breite und 40° W-Lg; auch das Frühjahr zeigt hier dieselbe Abweichung. 
In den Meeren westlich und östlich von Italien sowie über dem Schwarzen Meere 
befinden sich zur Winterszeit verhältnifsmäfsig tiefe Minima. Dafs die Tiefe der 
Minima mit ihrer Häufigkeit keineswegs in einem nothwendigen Abhängigkeits- 
verhältnisse steht, dürfte aus dem Umstande gefolgert werden, dafs in der Gegend 
von Cypern die Minima außerordentlich häufig, aber wenig intensiv auftreten, 
durchschnittlich liegt ihre Tiefe nur wenig unter 755 mm. Die Häufigkeit sehr tiefer 
Minima ist auf dem Kontinent sehr gering, dagegen erheblich auf dem Ocean, ins- 
besondere in der Umgebung Islands, wo häufiger Minima unter 720 mm vorkamen; 
Minima unter 710 mm befanden sich in mehreren Fällen zwischen Island und 
Schottland. 
3. Barometrische Maxima. 
In der beiliegenden Tafel 6 sind die Bahnen der barometrischen Maxima für 
die einzelnen Jahreszeiten eingetragen, die einzelnen stationären Maxima sind 
durch eingeschriebene Zahlen bezeichnet, wobei jede Zahl die Zahl der Tage 
angiebt, während welcher das Maximum stationär blieb oder seinen Ort doch nur 
wenig änderte. 
Die Karten zeigen eine breite Zone, welche sich im Osten vom Wende- 
kreise bis zum 60. Breitengrade, im Westen vom 40. Breitenkreise bis nach dem 
hohen Norden erstreckt, in welcher sich die Maxima fast ausschliefslich bewegen. 
Im Allgemeinen ist ihre Bewegung nach Ost und SO gerichtet. Am regel- 
mäfsigsten und am häufigsten sind diese Bahnen über Nordamerika und dem an- 
grenzenden Theile des Nordatlantischen Oceans und in der kälteren Jahreszeit, 
dagegen am unregelmäfsigsten und am seltensten mitten auf dem Ocean und in 
der wärmeren Jahreszeit, während Europa ein mittleres Verhalten zeigt. Die 
Regelmäfsigkeit der Maximabahnen ist nach unserer Darstellung sehr viel größer, 
als man meistens annimmt, auch die Ansicht, dafs die Maxima sich vorzugsweise 
nach SO bewegen, scheint insofern unhaltbar, als wohl die meisten Maxima sich 
fast rein ostwärts fortbewegen, und zwar in allen Gebietstheilen der oben be- 
zeichneten Zone, 
Interessant ist das Verhalten der stationären Maxima. In allen Jahres- 
zeiten finden wir eine aufserordentlich grofse Häufigkeit der stationären Maxima 
auf dem Ocean zwischen 20° und 40° W-Lg und 25° und 40° Breite, Ein 
anderes Maximum der Häufigkeit befindet sich im Frühjahr und Sommer in den 
Gegenden von Grönland und Spitzbergen, während im Herbst und Winter in 
diesen Gegenden stationäre (und auch wandernde) Maxima verhältnifsmäfsig selten 
sind. In Europa sind stationäre Maxima ziemlich selten vertreten, namentlich 
im Sommer, nach Osten hin nimmt ihre Häufigkeit zu, aber erst jenseits des 
Uralgebirges wird in der kälteren Jahreszeit das Häufigkeitsmaximum erreicht. 
In der wärmeren Jahreszeit sind auch hier stationäre Maxima seltener. 
Für unsere Witterungsverhältnisse sind die Maxima, vorzugsweise aber 
die stationären Maxima, von einschneidender Bedeutung, welche über den britischen 
Inseln und Umgebung auftreten. Im Herbst und Winter ist in dieser Hinsicht 
die Häufigkeit der stationären Maxima gering, im Frühjahr nimmt sie zu und im 
Sommer erreicht sie ein hohes Maximum. Daher im Frühjahr, insbesondere aber 
im Sommer das häufige Auftreten nordwestlicher und nördlicher Winde mit kühler 
Witterung; jene sind es, welche diesen Witterungscharakter oft ganzen Monaten, 
ja der ganzen Jahreszeit aufdrücken. Im Herbst und Winter dagegen sind, dem 
oben Gesagten entsprechend, nordwestliche und nördliche Winde viel seltener als 
in den übrigen Jahreszeiten, westliche und südwestliche Winde herrschen mit 
Entschiedenheit vor, und daher das Vorwalten milder feuchter Witterung ın 
diesen Jahreszeiten, welche indessen nicht selten, aber dann meist vorübergehend 
durch die Herrschaft nafskalter Nord-. West- oder rauher Landwinde unter- 
brochen wird.
	        
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