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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

van Bebber: Häufigkeit und Tiefe der barometrischen Minima. 213 
kommen als auf und an den Kontinenten; diese Thatsache stimmt mit der vielfach 
vertretenen Ansicht nicht. überein, dafs die Gestaltung der Depressionen auf dem 
Ocean einfacher sei als auf den Kontinenten, 
Während die Häufigkeitszahlen in den Meridianstreifen für den Ocean 
ziemlich gleichmäfsig sind, zeigen sich für die Kontinente erhebliche Verschieden- 
heiten, die offenbar von der Unterlage abhängig sind; namentlich macht sich in 
Europa: der Einflufs der Ostsee und des Mittelländischen Meeres ganz deutlich 
bemerkbar (vgl. Fig. I auf S. 214—215). 
In unseren Karten ist die Häufigkeit der Hauptminima für die Jahres- 
zeiten und das Jahr übersichtlich dargestellt; die. eingeschriebenen Zahlen be- 
deuten die Häufigkeit der Theilminima, . und zwar beziehen sich alle Angaben 
auf Flächenräume von 5° Breite und 10° Länge, reducirt auf die Breite 50—55°. 
{m Jahresmittel ergeben sich zunächst vier Hauptmaxima der Häufigkeit, von 
denen das eine über der Davis-Straße, das zweite in der Nähe von Island, das dritte 
bei den Lofoten und das vierte bei Cypern liegt. Das letztere steht in seiner Be- 
deutung insofern vor den übrigen zurück, als die dort vorkommenden De- 
pressionen gewöhnlich nur geringe Tiefen haben und weniger ausgebildet sind. 
Außerdem kommen sekundäre Maxima vor in einem schmalen Streifen, welcher 
in Nordamerika westostwärts über die grofsen Seen nach Neufundland verläuft, 
ferner über dem Ostseegebiet” und endlich über Italien und Umgebung (über den 
Meeren östlich und westlich von Italien). Ueber dem eigentlichen Kontinenten 
und auf.dem Ocean südlich vom 50. Breitengrade ist die Häufigkeit im All- 
gemeinen gering. 
Im Frühjahr entspricht die Lage und Häufigkeit der Hauptmaxima dem 
Jahresmittel, das sekundäre Minimum über der Seenregion tritt zurück, dafür zeigt 
sich ein entschiedenes Maximum südlich von Neufundland. Auch das Häufigkeits: 
maximum über dem Ostseegebiet ist in dieser Jahreszeit nicht vorhanden. 
Im Sommer sind drei Häufigkeitsmaxima vorhanden. Das eine liegt über 
den westlichen Küstengebieten der Davis-Strafse und hat sich gegen Frühjahr 
etwas westwärts nach dem wärmeren Kontinent hin verschoben, das zweite hat 
sich ostwärts nach dem Meere zwischen. Grönland, Island und Skandinavien hin 
verlagert, das dritte bei Cypern hat einen bedeutenden Werth erreicht. In allen 
übrigen Gebieten ist die Häufigkeit verhältnilsmälsig sehr gering. . 
; Im Herbst nehmen die Hauptmaxima wieder nahezu die Stellen ein, 
welche dem Jahresmittel entsprechen, die Häufigkeit hat erheblich zugenommen, 
nur in der Gegend bei Cypern ist diese viel geringer (um die Hälfte) als im 
Sommer. Auch in der Umgebung von Italien zeigt die Häufigkeit wieder ein 
sekundäres Maximum; auf-den übrigen Gebieten ist zwischen Herbst und Sommer 
wenig Verschiedenheit vorhanden. 
Im Winter haben die Häufigkeitsmaxima im Norden an Größe zu: 
genommen, zur Winterzeit sind sie am ausgeprägtesten, während nach Süden 
hin die Häufigkeit sehr rasch abnimmt... In der Seenregion hat die Häufigkeit 
zugenommen, und im Ostseegebiet hat sich ein sekundäres Maximum ausgebildet, 
Im Mittelmeer ist die Häufigkeit der Minima ziemlich gleichmäfsig vertheilt und 
viel gröfser als auf dem nördlich gelegenen Festlande. “ 
Die eingeschriebenen Zahlen veranschaulichen die Häufigkeit der Theil- 
minima, und zwar stellen jene Mittelwerthe aus je vier Feldern von 10° Länge 
und 5° Breite vor, ebenfalls bezogen auf die Breite von 50° bis 55° Breite. 
Die Jahresmittel weisen zwei Maxima der Häufigkeit auf, eines auf dem 
Ocean südlich von Island und ein anderes in einer breiten Zone, welche sich 
von Skandinavien südwärts über Deutschland und die Alpen hinaus nach Italien 
erstreckt. Das erstere.ist durch die aufserordentlich starke Frequenz der Minima 
überhaupt in der Gegend von Island erklärlich. Interessant ist das letztere, 
nicht allein weil dasselbe von hoher Bedeutung für die Witterungserscheinungen 
unserer Gegenden ist, sondern weil der Gegensatz zwischen Meer und Festland, 
welcher doch bei den Hauptminima so sehr ausgeprägt hervortritt, hier gänzlich 
fehlt, indem Theilminima in Deutschland gerade so häufig sind, wie im Ostsee- 
gebiete und in der Gegend von Italien. Diese eigenartige Erscheinung ist in 
allen Jahreszeiten, außer im Winter, ganz deutlich ausgesprochen, namentlich 
stark hervortretend im Frühjahr und Sommer. Diese Thatsache giebt die Er- 
klärung der grofsen Veränderlichkeit des Wetters unserer Gegenden, insbesondere
	        
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