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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1894, 
Ocean lenken, welche mit einem grofsen Schatz von nautischen Anweisungen in 
dem „Segelhandbuch für den Atlantischen Ocean“ enthalten sind, welches von der 
Deutschen Seewarte in Hamburg, unter der Direktion von Dr. Neumayer, herauns- 
gegeben ist. 
Leider finden die Veröffentlichungen dieses thätigen Institutes, weil sie in 
einer fremden Sprache gehalten sind, in unserem Lande im Allgemeinen nicht 
genügende Beachtung, obgleich sie verschiedene Original-Abhandlungen und Unter- 
suchungen von hohem Werthe enthalten. Gerade aus solcher Quelle müssen 
Karten, wie wir sie wünschen, hervorgehen, Denn hier ist das ganze Material 
zur Beantwortung dieser Frage aufgespeichert; wohlgeschulte Forscher werden 
angeregt, auf den Grund einer jeden Sache einzudringen, die mit der maritimen 
Meteorologie in Verbindung steht. Sowohl die Lehrer wie auch die Seeleute 
haben Ursache, sich zu beglückwünschen, dafs sich zwischen den bearbeiteten 
Fragen auch die allgemeine Richtung der Winde über dem bestbekannten Ocean 
befindet, und dafs die Resultate in klaren und verständlichen Karten für Winter 
und Sommer niedergelegt worden sind. 
Zunächst wollen wir in kurzen Worten die Thatsachen anführen, welche 
diese Karten enthalten, und dann Dasjenige betrachten, was diese Thatsachen, im 
Zusammenhang mit der allgemeinen Cirkulation der Atmosphäre an der Erd- 
oberfläche, uns lehren. Die Richtung des Windes wird durch Pfeile angedeutet, 
Die Länge der Pfeile deutet uns die relative Beständigkeit oder Veränderlichkeit 
der Winde an. Die mittlere Stärke der Winde wird durch dünnere oder dickere 
Linien angedeutet; die doppelten Pfeile bedeuten eine mittlere Windstärke über 
sechs der Beaufort-Skala oder über 23 Sm per Stunde. Windstillen werden 
durch kleine Kreise angedeutet. Eine punktirte Linie umschreibt ein Gebiet, wo 
die mittlere Windstärke geringer ist als vier der Beaufort-Skala oder unter 
ungefähr 14 Sm per Stunde. 
Wir finden Stillen und leichte Winde in der Nähe des Aequators; beständige 
leichte oder mäfsige Winde in dem Passatgürtel; veränderliche Winde in den 
Rofsbreiten (mit Stillen in jenen des Nordatlantischen Oceans im Juli und 
August); im Allgemeinen starke aber veränderliche westliche Winde in den ge- 
mäfsigten Zonen, die in der südlichen Hemisphäre ihre Stärke verhältnifsmäfsig 
das ganze Jahr hindurch beibehalten, in der Nordhemisphäre jedoch vom Sommer 
zum Winter an Stärke bedeutend zunehmen; schliefslich zwei beständige Wirbel- 
zysteme an jeder Seite von Island in den hohen nördlichen Breiten, mit leichten 
Winden und Stillen im Sommer und frischen Winden im Winter. 
Der Unterschied zwischen den zwei jahreszeitlichen Karten liegt nicht 
allein in den verschiedenen Windstärken der verschiedenen Jahreszeiten, sondern 
auch in der Lage der Grenzen zwischen den einzelnen Theilen der Windsysteme. 
Die Doldrums oder die Stillen unter dem Aequator schwanken nach Nord und 
Süd, indem sie dem Lauf der Sonne folgen, jedoch gehen sie niemals südwärts 
vom Aequator. Die Gürtel leichter, veränderlicher Winde in den Rofsbreiten 
wandern nicht allein mit den Jahreszeiten, sondern ändern auch ihre Gestalt, 
hauptsächlich auf Nord-Breite: hier verläuft im Winter die Grenze zwischen 
dem Nordostpassat und den vorherrschenden Winden fast linear, während im 
Sommer diese beiden Theile in einander übergehen, wodurch eine Anticyklone 
mit dem Centrum bei den Azoren gebildet wird. 
Die Abhängigkeit der Winde von den angrenzenden Festläudern auf der 
aördlichen Halbkugel zeigt deutliche Unterschiede in den verschiedenen Jahres- 
zeiten. Im Sommer fließt der Nordostpassat in den Golf von Mexico hinein und 
über die Südstaaten von Nordamerika weg; die Winde der gemäfsigten Zone 
kommen um diese Zeit von Südwest und streichen längs der Ostküste von Nord- 
amerika. Im Winter verlassen die Winde unsere Küste beinahe im rechten 
Winkel: sie sind nordwestlich an unserer atlantischen Küste und nordöstlich im 
Golf. An der Westküste Europas finden wir dagegen den Gegensatz zwischen 
schrägen Küstenwinden im Winter und landeinwärts laufenden Winden im Sommer, 
Bringt man diese Unterschiede in Verbindung mit jenen, die wir bei den 
Rofsbreiten gefunden haben, so finden wir, dafs sie in genauer Verbindung mit 
einander stehen. Die nach rechts umbiegenden westlichen Winde im Sommer 
bequemen sich der Anticyklone bei den Azoren an, und die nach links um-
	        
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