Manta, Cayo, Machalilla' und Salango, Ecuador,
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Manta, Cayo, Machalilla und Salango, Ecuador. ©
Bericht des Kapt. F. W. THOM von der Bark „Papa“.
Manta. Wenn man von Süden kommt, ist die Lage von Manta etwas
schwierig zu erkennen, denn der Leuchtthurm, nach welchem ein Jeder sucht,
besteht nur in einem dunkelroth angestrichenen Laternenpfahl und ist nicht eher
auszumachen, als bis man die Bai ziemlich offen hat. Als besseres Peilobjekt
bei Tage kann die grofse weilse Kirche ohne Thurm dienen, welche in unmittel-
barer Nähe des Leuchtgerüstes steht. Rechtweisend Nord von dem Letzteren
soll sich eine blinde Klippe mit nur 7 bis 8 Fuß Wasser darauf befinden. In
Manta ansässige Leute, unter ihnen auch der Hafenmeister, sagten mir, dafs die
Klippe nicht existire, Englische Kriegsschiffe sollten erst kürzlich vergeblich
danach gesucht haben. Auch wir haben mehrmals den Platz abgesucht, aber
nichts finden können, Nichtsdestoweniger machten alle Küstendampfer, welche
während unseres fünfwöchigen Aufenthalts in Manta ein- und ausliefen, den Um-
weg, um der vermeintlichen Gefahr aus dem Wege zu gehen, und wir thaten es
natürlich selber auch.
Cayo (Callo). Am 16. November 1893 verliefsen wir die Rhede von
Manta, um nach Cayo, dem Hafenort von Jipijapa, zu versegeln, und kreuzten
mit kurzen Schlägen längs der Küste südwärts, was jedoch bei den flauen Winden
sehr zeitraubend war, zumal wir stets eine nördliche Strömung von !/ bis
1 Knoten Stärke gegen uns hatten.
Als gute Peilobjekte bei der Ansegelung von Cayo können nur die kleinen
Inseln Callo und Daphne dienen. Der ersteren sollte man sich nicht mehr als
bis auf eine halbe Seemeile Entfernung nähern, da sich bei Niedrigwasser rings
um dieselbe herum Klippen zeigen. „Papa“ hatte bei Ankunft in Cayo noch
ungefähr 200 Tonnen Ballast und mufste, um diesen zu löschen, zunächst eine
halbe Seemeile Nord von der Insel Callo auf 6 Fad. Wasser zu Anker gehen.
Hier rollte das Schiff äußerst stark. Als der Ballast über Bord war, holte ich
mir einen Lootsen, der das Schiff an einen Ort, Callo-Insel in SWzS a. K. '/ Sm
entfernt, verlegte. Hier lag das Schiff bedeutend ruhiger; doch schien mir der
Ankergrund nicht sehr gut zu halten, was auch die Meinung des Lootsen war.
Das Wetter war während unseres Aufenthaltes beständig und schön. Tags über
wehte eine leichte Seebriese aus SWzS und nachts eine flaue östliche Land-
briese; ab und zu kamen leichte Staubregenschauer vor, Fleisch ist in Cayo
zweimal in der Woche zu haben, auch ist ein kleiner seichter Fluß vorhanden.
Da aber die Bongos (Leichterfahrzeuge), mit denen man das Trinkwasser holen
lassen muß, bei der Fahrt zum Schiffe gewöhnlich halb voll Seewasser schlagen,
so ist es nicht wohl möglich, sich hier damit zu versehen. Sonstige Erfrischungs-
gegenstände fehlen hier gänzlich.
Machalilla. Am 30. November abends versegelten wir mit der Land.
briese von Cayo weiter nach Machalilla, wo wir am nächsten Morgen bei Tages-
anbruch anlangten. Machalilla ist ein kleiner, zur Zeit noch unbedeutender,
jedoch im Aufblühen begriffener Ort und liegt an einer kleinen offenen Bucht,
5 Sm südlich von Callo-Spitze. Wir steuerten direkt auf die Häuser zu und
ankerten in 6 Fad. Wassertiefe, !/a Sm vom Lande. Hier lag das Schiff be-
deutend ruhiger wie in Cayo. Aufser frischem Fleisch ist auch in Machalilla an
Proviant wenig zu bekommen; der Hauptausfuhrartikel ist Tagua (Steinnüsse).
Salango. Am 10. Dezember wurde auch Machalilla wieder verlassen und
nach Salango versegelt, welcher Ort am nächsten Morgen erreicht wurde. Wir
ankerten auf 10 Fad. Wassertiefe, die Mitte von Salango-Insel SWzW und Plata-
Insel NW peilend, Salango ist ein ausgezeichnet ruhiger Hafen und soll dies
fast das ganze Jahr hindurch sein, Die Gegend ist sehr romantisch und außer-
dem sehr fruchtbar, wenn nur die Leute nicht so faul wären. Kin kleiner Flufs,
aus dem man Trinkwasser entnehmen kann, ist vorhanden. Die Schöpfstelle, wo
1) Vgl. diese Annalen, Jahrg. 1880, S, 164 u. 329, 1886, S, 164, 1887, S. 520, 1890, S. 96.
1892, S. 68, 178 u. 218, und 1893, S. 319.
Ann. d. Hydr. etc... 1894, Hoft V.