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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

190 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1894. 
Ocean machte gut, was der südliche uns Böses gethan hatte. In 22° N-Br und 
145,6° O-Lg drehte sich der Wind nach SE, aus welcher Richtung er als mäfsige 
Briese bei sehr starkem Regen bis 27° N-Br anhielt. Hier, in der Nähe von 
Rosario-Insel, trat Windstille ein, unterbrochen von flauen Luftzügen um den 
ganzen Kompafs und begleitet von dichtem, nassem Nebel, die ein volles Etmal 
anhielt; dann kam wieder rasch auffrischender Südostwind durch, und so ge- 
langten wir schon am 21. Mai, in 13 Tagen von der Linie, nach 30,4° N-Br und 
138,3° O-Lg. Hier holte der Wind, flau werdend, auf WSW, hielt aber nicht 
lange aus dieser Richtung an, sondern ging bald wieder in die östlichen Qua- 
Adranten und wehte in den nächsten drei Tagen sehr flau aus NE, Ost und SE. 
Am 25. Mai sichteten wir das Feuer von Omai Saki; Wind zur Zeit NE, steif, 
mit heftigem Regen, Am Abend des 26. flaute der Wind ab, aber es blieb dick 
von Regen, bis in der Nacht ein frischer Westwind durchkam, der klares Wetter 
brachte. Um 10 Uhr vormittags den 27. Mai passirten wir den Feuerthurm auf 
Rock-Insel in 1 Sm Abstand bei steifer Briese und schönem, klarem Wetter und 
liefen nun mit einem Fortgang von 10 bis 11 Knoten bis 4 Sm von Yokohama- 
Rhede, wo wir um 5 Uhr nachmittags eintretender Windstille halber zu Anker 
gehen mußten. Am nächsten Morgen vertäuten wir das Schiff innerhalb des 
Brechwassers in Yokohama. Obgleich wir von 30° N-Br bis zur Küste recht- 
winklig zum Kuro-Shiwo segelten, haben wir doch nicht die geringste östliche 
Versetzung gefunden, 
Die ganze Dauer unserer Reise ab Lundy Island beträgt 140 Tage, wo- 
von 67 Tage auf die Strecke bis 80° O-Lg und 73 auf die von 80° O-Lg bis 
hier kommen. Vor drei Jahren, als ich in derselben Jahreszeit mit dem Schiffe 
„Columbus“ eine Reise nach Yokohama machte, hatte ich von 80° O-Lg anf dem 
Wege durch die China-See, den ich auf Anrathen der Seewarte einschlug, 72 Tage 
gebraucht.!) Die Fahrt um Australien herum ist also um einen Tag länger 
ausgefallen, und das Resultat wäre noch bedeutend schlechter geworden, wenn 
wir es auf der letzten Wegestrecke, nördlich der Linie, nicht so sehr gut ge- 
troffen hätten. 
Außer „Sirene“ liegt nur noch ein eisernes amerikanisches Segelschiff 
hier, sonst nichts wie Dampfer. Der Amerikaner hat schon Mitte Juli v, J. 
New York verlassen und ist mit 200 Tagen Reise hier angekommen. Seitdem 
liegt er unbeschäftigt hier. „Sirene“ ist verfrachtet, eine Ladung Thee für 
3 Golddollar die Mafstonne direkt nach Vancouver, British Columbia, zu bringen. 
was gar nicht so schlecht ist.“ 
Mit der Wahl der Route östlich von Australien folgte Kapt. Sauermilch 
den Anweisungen im Segelhandbuch der Seewarte für den Indischen Ocean. 
Nachdem die Reisen nach Süd-China und den Philippinen besprochen worden 
sind, heilst es daselbst: 
„Schiffe, deren Bestimmungsort ein Hafen in Ost- und Nord-China, Ost- 
Sibirien oder Japan ist, sollten die Route durch die Sunda-Sirafse und die China- 
See schon früher verlassen und schon vom 21. August — das Datum bezieht 
sich auf das Ueberschreiten von 80° O-Ly — etwa an durch die Makassar- 
Stralse gehen. Ferner sollten sie den Weg durch die Sunda-Strafse nicht schon 
am 21. Februar, sondern nach Shanghai erst von Anfang März, nach nördlicheren 
Häfen noch später und nach Yokohama erst vom 21. März etwa einschlagen. 
Im ersten Falle haben sie bei einer späteren, im zweiten bei einer früheren Ab- 
fahrt von 80° O-Lg im nördlichen Theile der China-See Nordostwinde zu er- 
warten, durch welche das Aufkreuzen nach der Ostseite von Formosa oftmals 
sehr erschwert wird. Für Reisen, die im März angetreten werden, erscheint es 
rathsam, die Route Ost von Australien zu nehmen, weil hier im April der Süd- 
ostpassat schon meistens wieder eingesetzt ist, während in den östlichen Durch- 
fahrten Windstille und Mallung herrscht. In einer früheren Jahreszeit sollte 
man diese Route aber nicht einschlagen. Am meisten Vortheil bietet dieselbe 
bei einer Bestimmung nach Yokohama und für sehr große Schiffe, welche zu 
zschwerfällig im Manövriren sind, um die leichten umlaufenden Winde der 
1) Siehe den Bericht über diese Reise im Jahrg. 1891, S. 433 ££., dieser Annalen. „Columbus“ 
äbersehritt damals 80° O-Lg am 28. März, „Sirene“ dieses Mal am 15. März.
	        
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