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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

164 Anrtalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1894. 
Theil von dem Unterschied in dem Feuchtigkeitsgehalt. Die Folgen dieses Unter- 
schiedes zeigen sich über Land in der Abnahme der Winästärke, der Centrifogal- 
kraft und Peilung, sowie der baldigen Ausfüllung der Depression, welche nun die 
herbeigeführten Luftmengen nicht mehr schnell genug verdauen und ausscheiden 
kann, Je gebirgiger das Land und je dünner der Wirbel, um so schneller und 
auffallender die Ausfüllung. Der oben in Fig. 3 dargestellte Wirbel zeıfiel über 
Land in 6 Stunden derartig, dafs seine gröfste barometrische Tiefe in dieser 
kurzen Zeit um 10mm abnahm, die regelmäfsige Form -der Isobaren ganz ver- 
schwand. 
Dafs die Unterlage eine so wichtige Rolle spielt, geht unzweifelhaft daraus 
hervor, dafs ein und derselbe Wirbel, der sich zuerst in See voll entwickelt :hat 
and sich dann über Land schnell der Auflösung zu nahen schien, zum zweiten 
Male wieder recht kräftig entwickeln kann, wenn er die See wieder :erreicht hat. 
Hochdruckstürme. Weitaus die meisten Stürme treten in Begleitung eines 
Barometer-Minimums oder einer Depression auf, wobei das Barometer einen tiefen 
Stand oder schnelle Aenderungen zeigt, Da aber die Windstärke in erster Linie von 
dem Luftdruckgefälle am Schiffsort abhängt und letzteres auch bei hohem ‘und 
sich wenig änderndem Barometerstande steil sein kann, beobachtet man auch 
schwere Stürme bei hohem und stetigem Barometer. Stürme dieser Art zeichnen 
sich meist durch die Stetigkeit ihrer Richtung aus und treten im Nördlichen 
Stillen Ocean besonders am Ostrande der Barometermaxima als Stürme aus nörd- 
licher Richtung, im Südlichen Stillen Ocean besonders am Nordrande der Maxima 
als Stürme aus östlicher Richtung auf. 
Sturmgebiete. Aus der Zone von etwa 5° N-Br bis 9° S-Br und in dem 
Südostpassat-Gebiet zwischen der Westküste Südamerikas und den Paumotu-Inseln 
sind schwere Stürme nicht bekannt. 
Fast unbekannt sind sie ferner in dem mittleren, rein oceanischen Theil 
des Nordostpassat-Gebietes, d.h. zwischen der ungefähren westlichen Grenze des 
mexikanischen Stillengebietes, 130° W-Lg, und dem Meridian der Marianen, 
145° O-Lg, wo im Laufe vieler Jahre nur hier und da ein einzelner aufzu- 
treten scheint. 
Im mexikanischen Stillengebiete, wo sie etwa von Juli bis November vor- 
kommen, mag ihre Zahl auf vier im Jahre geschätzt werden. 
Etwas häufiger scheinen sie in der Südsee zwischen Australien und den 
Paumotu-Inseln zu sein, wo man während der Monate Dezember bis April auf 
sechs im Jahre rechnen mag. 
Die meisten schweren tropischen Stürme weist wohl das ostasiatische_ Monsun- 
gebiet auf, wo man ihre Zahl auf 15 bis 20 im Jahre veranschlagen kaun; aber 
selbst diese Zahl erscheint gering, wenn man bedenkt, dafs auf einen einzelnen 
bestimmten Meerestheil des ganzen Gebietes natürlich nur ein gewisser Bruch- 
theil entfällt. 
Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen schweren Sturm in der heißen 
Zone anzutreffen, ist demnach gering; wo und waun sie innerhalb der ge- 
nannten Gebiete verhältnismäßig am größten ist, läfst sich hier in der Kürze 
nicht angeben. 
Für die Häufigkeit der Stürme des aufsertropischen Stillen Oceans gilt 
innerhalb der meist befahrenen Gebiete: 
im Norden als Verhältnifszahl Winter zu Sommer rund .6: 1, 
im Süden .dayegen nur 2:1. 
Dieser Unterschied beruht auf dem geschlossenen Charakter des nördlichen, 
dem offenen des südlichen Theiles; dort werden die jahreszeitlichen ' Gegensätze 
durch grofse anrückende Landmassen verstärkt, hier durch die unbegrenzte 
Wassermasse geschwächt. Dieser Einflulßs dringt viel tiefer in alle Verhältnisse 
ein, ’als man glauben sollte, aufser Anderem zeigt er sich z. B. auch darin, .dafßs 
im Norden auf Ostlänge Ausschiefser von SW nach NW häufiger und gefährlicher, 
weil schneller, zu sein scheinen als im ganzen Süden die entsprechenden Aus- 
schiefser von NW nach SW, 
Die Monatsisobaren können zur Erklärung einer Menge hierher gehöriger 
Punkte dienen, von denen einige besprochen werden mögen,
	        
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