Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Knipping: Allgemeines über die Stürme des Stillen Oceans. 163 
Je nach den Iso- 
baren sind auch die Winde 
des betreffenden Wirbels 
mehr oder weniger regel- 
mäfsig. Da die Wirbel 
fortwährenden Verände- 
rungen. unterworfen sind, 
mufs auch die Form der 
Isobaren ‚bei einem und 
demselben Wirbel . un- 
unterbrochen wechseln. 
Diejenigen, welche. wäh- 
vend ihrer Laufbahn die 
gröfste Anzahl Breiten- 
grade durchlaufen, d. h. 
in niedriger Breite ent- 
stehen, in hoher Breite 
vergehen; erreichen ihre 
höchste * Ausbildung — 
nach dem tiefsten Baro- 
meterstand beurtheilt — kurz vor oder bei dem Verlassen der Tropenzone. 
Auf dem weiteren Wege polwärts nimmt ihre Tiefe ab, die Ausdehnung zu; die 
Gradienten nehmen ebenfalls ab, die Geschwindigkeit der Fortbewegung des 
ganzen Wirbels zu, Die letztgenannten Wirbel sind aber verhältnifsmäfsig selten 
und fast ganz auf Sommer und Herbst der betreffenden Erdhälfte beschränkt. 
Dagegen nimmt die Tiefe der von Stürmen begleiteten Minima der gemäfsigten 
Zonen mit der Breite zu, so weit die befahrenen Meerestheile in Frage kommen, 
Geht die Mitte eines allseitig ausgebildeten Wirbels über den Beobachter 
hinweg, so wird für ihn der Sturm eine Zeit lang durch Windstillen oder flaue 
Briese unterbrochen. Die Barometerkurve ist dann in niederen Breiten bei guter 
Entwickelung des Wirbels und kurzer Dauer der Windstille trichterförmig, sonst, 
in höheren Breiten, ganz überwiegend beckenförmig. In jenem Fall findet man 
die höchsten Windstärken in unmittelbarer Nähe, in diesem meist in einiger 
Entfernung von der Wirbelmitte. 
Die Peilung ist durchschnittlich kleiner als 8 Strich, etwa 6 Strich, 80 
dafs ein platt vor dem Wind lenzendes Schiff der Wirbelmitte immer näher 
kommt. Dasselbe gilt für die Lufttheilchen des Wirbels, der bald ausgefüllt sein 
und aufhören mul, wenn die von allen Seiten unten herbeiströmende Luft nicht 
in der Wirbelmitte schnell genug einen Ausweg nach oben findet. In der Mitte 
aufsteigend und oben seitlich oder allseitig abfliefsend, senkt sich diese durch 
den Wirbel gegangene Luft aufserhalb des Barometer-Minimums nieder. Die 
oben abfliefsende Luft kann man bisweilen mit Hülfe der höheren Wolken ver- 
folgen, dieselbe in einiger Entfernung vom Wirbel wieder niedersinkende Luft 
mit Hülfe des Barometers nachweisen, welches dann hier steigt. Nebenbei er- 
giebt sich auch aus dem spiraligen Einströmen der Luft und dem Durchgang 
durch den Wirbel unten und späterem Entweichen oben, dafs fortwährend neue 
Luftmassen in den Wirbel hineingezogen werden. Wie gering die Dicke oder 
Höhe eines solchen Luftwirbels im Verhältnifs zu seinem Durchmesser ist, ersieht 
man aus folgendem. Durchschnitt, wobei der Durchmesser klein, die. Höhe grofs 
angenommen wurde (100: 1): 
Mitte 
[dealer senkrechter Durchschnitt eines gewöhnlichen atmosphärischen Wirbels 
ohne Rücksicht auf die Krümmung der Erdoberfläche. 
Die Peilung nimmt mit der geographischen Breite und der Windstärke zu; 
ebenso mit der Höhe üher dem Meere; bei den Wolken in mäfsigen Höhen 
kann man rund 8 Strich annehmen und so die Schätzung der Wirbelmitte nach 
dem Wind einigermafsen kontroliren. 
Der schnelle Zerfall selbst kräftiger Wirbel, wenn sie sich von der See 
auf das Land begeben, rührt zum Theil von dem gröfseren Reibungswiderstande 
her, welchen die Erdoberfläche im Gegensatz zur Meeresoberfläche bietet, zum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.