Knipping: Allgemeines über die Stürme des Stillen Oceans. 163
Je nach den Iso-
baren sind auch die Winde
des betreffenden Wirbels
mehr oder weniger regel-
mäfsig. Da die Wirbel
fortwährenden Verände-
rungen. unterworfen sind,
mufs auch die Form der
Isobaren ‚bei einem und
demselben Wirbel . un-
unterbrochen wechseln.
Diejenigen, welche. wäh-
vend ihrer Laufbahn die
gröfste Anzahl Breiten-
grade durchlaufen, d. h.
in niedriger Breite ent-
stehen, in hoher Breite
vergehen; erreichen ihre
höchste * Ausbildung —
nach dem tiefsten Baro-
meterstand beurtheilt — kurz vor oder bei dem Verlassen der Tropenzone.
Auf dem weiteren Wege polwärts nimmt ihre Tiefe ab, die Ausdehnung zu; die
Gradienten nehmen ebenfalls ab, die Geschwindigkeit der Fortbewegung des
ganzen Wirbels zu, Die letztgenannten Wirbel sind aber verhältnifsmäfsig selten
und fast ganz auf Sommer und Herbst der betreffenden Erdhälfte beschränkt.
Dagegen nimmt die Tiefe der von Stürmen begleiteten Minima der gemäfsigten
Zonen mit der Breite zu, so weit die befahrenen Meerestheile in Frage kommen,
Geht die Mitte eines allseitig ausgebildeten Wirbels über den Beobachter
hinweg, so wird für ihn der Sturm eine Zeit lang durch Windstillen oder flaue
Briese unterbrochen. Die Barometerkurve ist dann in niederen Breiten bei guter
Entwickelung des Wirbels und kurzer Dauer der Windstille trichterförmig, sonst,
in höheren Breiten, ganz überwiegend beckenförmig. In jenem Fall findet man
die höchsten Windstärken in unmittelbarer Nähe, in diesem meist in einiger
Entfernung von der Wirbelmitte.
Die Peilung ist durchschnittlich kleiner als 8 Strich, etwa 6 Strich, 80
dafs ein platt vor dem Wind lenzendes Schiff der Wirbelmitte immer näher
kommt. Dasselbe gilt für die Lufttheilchen des Wirbels, der bald ausgefüllt sein
und aufhören mul, wenn die von allen Seiten unten herbeiströmende Luft nicht
in der Wirbelmitte schnell genug einen Ausweg nach oben findet. In der Mitte
aufsteigend und oben seitlich oder allseitig abfliefsend, senkt sich diese durch
den Wirbel gegangene Luft aufserhalb des Barometer-Minimums nieder. Die
oben abfliefsende Luft kann man bisweilen mit Hülfe der höheren Wolken ver-
folgen, dieselbe in einiger Entfernung vom Wirbel wieder niedersinkende Luft
mit Hülfe des Barometers nachweisen, welches dann hier steigt. Nebenbei er-
giebt sich auch aus dem spiraligen Einströmen der Luft und dem Durchgang
durch den Wirbel unten und späterem Entweichen oben, dafs fortwährend neue
Luftmassen in den Wirbel hineingezogen werden. Wie gering die Dicke oder
Höhe eines solchen Luftwirbels im Verhältnifs zu seinem Durchmesser ist, ersieht
man aus folgendem. Durchschnitt, wobei der Durchmesser klein, die. Höhe grofs
angenommen wurde (100: 1):
Mitte
[dealer senkrechter Durchschnitt eines gewöhnlichen atmosphärischen Wirbels
ohne Rücksicht auf die Krümmung der Erdoberfläche.
Die Peilung nimmt mit der geographischen Breite und der Windstärke zu;
ebenso mit der Höhe üher dem Meere; bei den Wolken in mäfsigen Höhen
kann man rund 8 Strich annehmen und so die Schätzung der Wirbelmitte nach
dem Wind einigermafsen kontroliren.
Der schnelle Zerfall selbst kräftiger Wirbel, wenn sie sich von der See
auf das Land begeben, rührt zum Theil von dem gröfseren Reibungswiderstande
her, welchen die Erdoberfläche im Gegensatz zur Meeresoberfläche bietet, zum