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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Ann. d. Hydr. eto., XXH. Jahrg. (1894), Heft V. 
154 
Allgemeines über die Stürme des Stillen Oceans. 
Von E. KNIPPING. 
A. Eigentliche Stürme. 
Sinn der absoluten Drehung bei grofsen atmosphärischen Wirbeln. 
Am 19. September 1878 wehten im ostchinesischen Meere schwere Stürme. Die 
Figur 1 giebt die Windbeobachtungen von 13 Schiffen und einigen Landstationen 
für Mitternacht des 19./20. September wieder. Im Gelben Meere weht Nordost- 
Sturm, in der Breite von Shanghai Nord-, der von Ningpu Nordwest-Sturm; weit 
im Süden bei der Miyakojima-Gruppe steife Südwest-Briese, bei den nördlichen 
Liukiu-Inseln Südsüdost-Sturm, endlich südwestlich von Kiushu Ostsüdost-Sturm. 
Umfährt man diesen - —— 
Wirbel in Gedanken len- He 9 
zend, so geht man von ‘a3s]Gelbes Meer 
rechts nach links herum 
oder gegen die Bewegung 
des Uhrzeigers. 
Die Windbeobach- 
tungen am 9. Februar 1850, 
Mittag, in der Umgebung 
von Neu - Kaledonien 
zeigen dagegen folgende 
Drehung: beim „Beau- 
manoir“ Nordost-Sturm, 
„Bismarck“ Ost-, „John 
S’Lane“ Ostsüdost-Sturm, 
auf den Belep-Inseln steife 
Südwest-, auf der Surprise- 
Insel West-Briese. . ; 
Umfährt man diesen Wirbel in Gedanken lenzend, so geht man von links 
nach rechts herum oder mit der Bewegung des Uhrzeigers, 
Das erste Beispiel, auf nördlicher Breite, giebt den Sinn der Drehung 
aller gröfseren atmosphärischen Wirbel auf der nördlichen Halbkugel an; das 
zweite, anf südlicher Breite, gilt allgemein für südliche Breite. Hält man hier- 
mit die Thatsache zusammen, dafs in unmittelbarer Nähe der Linie überhaupt 
keine gröfseren atmosphärischen Wirbel vorkommen, so ist man zu der Annahme 
gezwungen, dafs erst in einiger Entfernung von der Linie ganz allgemeine Ur- 
aachen zu wirken anfangen, welche die Entstehung von gröfseren Wirbeln er- 
möglichen und letztere zu einer Drehung in ganz bestimmtem Sinne nöthigen, 
je nachdem sie sich in Nord- oder Süd-Breite befinden. 
Als Ursache: ist die verschiedene Geschwindigkeit erkannt, mit der sich 
ein Punkt der Erdoberfläche auf der rotirenden Erde bewegt, je nachdem er sich 
in größerem oder geringerem Abstand von der Linie befindet, Als Mafs für 
diese Wirkung kann der Unterschied Längendifferenz-Abweichung gelten. Auf 
der Linie sind beide Werthe gleich. Legt ein Punkt auf dem Aequator infolge 
der Erdumdrehung 100 Sm zurück, so legt ein anderer Punkt in 5° Breite 
gleichzeitig 99,6 Sm zurück. Mit wachsender Breite nimmt der Unterschied 
aber schnell zu: es ist die Abweichung — für den Längenunterschied 100‘ —: 
in der Breite von 0° 10° 20° 30° 40° 
in Seemeilen 100,0 98,5 94,0 86,6 76,6 
Unterschiede 15 45 7,4 10,0.
	        
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