160 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1894.
Tageszeit als für den Morgen. Ausgedehnter Nebel herrschte an der Küste am
15., 16., 19. bis 22. und an der östlichen Ostsee am 23., heiteres Wetter (Be-
wölkung im Mittel kleiner als 2) am 3., 18. und 23. bis 31., sowie an der Nordsee
und westlichen Ostsee am 22.
[n der ersten Monatshälfte lag fast beständig tiefer Druck im NW und
beherrschte vielfach beinahe ganz Europa; nur am 3. gewann der im Süden
lagernde Druck vorübergehend Einfluß auf die Küste, und bedingte für ganz Nord-
deutschland heiteres Wetter. Entsprechend den vielfach auftretenden Ausbuchtungen
und Theilminima auf der Süd- und Südostseite des Hauptminimums und deren
Wanderung längs der Küste herrschten vielfach starke veränderliche Winde, vor-
wiegend aus SW bis SE. Starke Winde traten zumal auf am 2., am 6. im Bereiche
eines tiefen Minimums, welches am 6. und 7. von der nördlichen Nordsee über
Jütland und südliche Ostsee nach Polen wanderte, sowie am 11. bis 13. Nach
den Beobachtungen der Signalstellen traten am 11. an der Nordseeküste im
Bereiche eines über der nördlichen Nordsee gelegenen tiefen Minimums vielfach
stürmische südwestliche Winde, Stärke 8, auf; in Travemünde wurde um 11 Uhr
abends eine orkanartige Regenböe aus SW beobachtet. Am 13. verschärfte ein
durch die südliche Nordsee nach Norwegen fortschreitendes Theilminimum die
Gradienten und rief an der ganzen Küste bis Kolbergermünde stürmische Süd- bis
Südwestwinde, Stärke 8 bis 9, hervor, nach den Beobachtungen an den Signal-
stellen der einzige Sturm dieses Monats, welcher sich über den gröfßseren Theil
der Küste erstreckte. Am Nachmittag des 12. hatte die Ostseeküste vielfach
Gewitter.
Eine Aenderung der Wetterlage trat am 15. ein, nachdem sich der niedrige
Luftdruck bereits am 14. nach dem Norden des Erdtheils verlagert hatte, indem
ein Hochdruckgebiet von SW her vorrückte und sich in wenigen Tagen über
Großbritannien nach Norwegen hin ausdehnte. Gleichzeitig drang ein tiefes
Minimum von der Adria her über Ungarn nordwärts vor. Unter seiner Ein-
wirkung traten an der östlichen Ostsee am 15. bis 18. Niederschläge ein, während
die übrigen Küstentheile bereits meist trockenes Wetter hatten. Im Binnenlande
östlich der Elbe fielen stellenweise sehr ergiebige Niederschläge, bedeutende
Schneemengen; auch Rügenwaldermünde hatte 50 mm Niederschlag am 16.
Am 19. befand sich die Küste im Bereich eines im hohen Norden vorüber-
ziehenden Minimums, und erfolgten nochmals geringe Niederschläge, dann trat
durchweg über Monatsschlufs hinaus lang anhaltende trockene Witterung
ein, unter der Herrschaft des Maximums. Dieses verlagerte, an Umfang rasch
anwachsend, seinen Kern höchsten Druckes bis zum 21. nach der Nordsee, er-
streckte sich am 28. mit über 770 mm Druck über das Nordsee- und Ostsee-
gebiet, beherrschte in dieser Lage ganz Europa und verschob sich in der Folge
langsam ostwärts, nachdem sein Kern in rascher Wanderung nach Südrussland
vorausgeeilt war. Am 29. traten, nachdem vorher veränderliche Winde geweht
hatten, südöstliche Winde ein und, durch heitere Witterung begünstigt, erfolgte
nun ein stärkeres Steigen der Temperatur, zumal am Mittag.
In der Nacht vom 30. zum 31. wurde ein starkes Nordlicht an der ganzen
Küste beobachtet, in Kiel ein schwaches Nordlicht auch in der folgenden Nacht.
In den Monatswerthen lagen der Luftdruck und die Morgentemperaturen,
diese um ca 3°, über den Normalwerthen, während die registrirte Wind-
geschwindigkeit relativ niedrige Werthe besaß, Die Niederschläge erreichten
annähernd die vieljährigen Monatsbeträge, mit Ausnahme von Neufahrwasser
(und Rügenwaldermünde), wo erheblich zu viel Niederschlag gefallen war. Die
Windrichtungen waren im Allgemeinen sehr gleichmäfsig vertheilt.
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