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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Guantanamo, Cuba. 
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ebenso das Lootsgeld; „Adonis“ hatte, in Ballast mit 9 Fufßs Tiefgang einkommend 
und ausgehend mit 15 Fuß Tiefgang, dafür zusammen 84 Doll. 40 Cents zu zahlen, 
Den Ballast darf man an einer bestimmten Stelle im Hafen über Bord werfen. 
Zum Unterzeichnen der Konnossemente und zur Ausklarirung mufßs der Kapitän 
nach Guantanamo fahren, wo die Kaufleute wohnen. Die KEinklarirungsgeschäfte 
können in Caymanera erledigt werden. 
Während unsers Aufenthalts vom 23. Februar bis zum 17, März 1893 
wehten Land- und Seebriese mit großer Regelmäfsigkeit, letztere von 9 oder 
10 Uhr morgens bis 5 oder 6 Uhr nachmittags; die erstere setzte gewöhnlich 
um 7 oder 8 Uhr abends ein und wehte die ganze Nacht hindurch als lebhafte 
Briese. Die Nächte waren daher immer recht kühl und angenehm, auch bot das 
Aussegeln aus diesem Grunde keine Schwierigkeiten. Leider macht sich die 
Landbriese in dieser Jahreszeit nur bis 1 oder 2 Sn vom Lande ab fühlbar, so 
daß die Schiffe, welche um Kap Maysi herum kreuzen wollen, wenig oder gar 
keine Hülfe davon haben. 
Bahia Blanca, Argentinien. 
Ueber diesen südlich vom Rio de la Plata an der Bucht El Rincon ge- 
legenen Hafenplatz berichtet Kapt. Ossenbrück das Folgende: 
Am 30. September 1893, 11 Tage später als wir Montevideo verlassen 
hatten, gelangten wir mit leichter westlicher Briese vor Bahia Blanca. Um 
6 Uhr abends sahen wir die Ansegelungstonne; wir kreuzten nach derselben hin 
und gingen um 7!/2 Uhr WNW %4 Sm von der Tonve auf 5'/2 Fad. Wassertiefe 
zu Anker, Das Feuer von Hermoso peilte von dort NzW a. K. Am nächsten 
Morgen — den 1. Oktober — wurde der Wind aus WNW stürmisch, bei klarem 
Himmel, aber heiriger Luft. Es lief eine wilde See; wir lielßsen deshalb um 
9 Uhr vormittags den zweiten Anker fallen und gaben diesem 45 und dem anderen 
75 Fad. Kette, laschten sodann eine elfzöllige Trosse auf beide Ketten. und 
nahmen diese übers Spill und nach dem Grofsmast. Auf diese Weise lag das 
Schiff ziemlich gut. Um 2'% Uhr nachmittags, als das Barometer mit 753 mm 
seinen niedrigsten Stand erreicht hatte, nahm der Wind schnell bis zur leichten 
Briese ab. Da wir vermutheten, dafs der Wind ausschießen würde, begannen 
wir sofort mit Ankerhiewen, hatten aber kaum den einen Anker aufgenommen, 
als der Wind mit Stärke 8 aus SO einfiel. An dem Orte, wo wir uns befanden, 
konnten wir bei diesem Winde nicht liegen bleiben, ebensowenig war es uns 
möglich, den Anker aufzubekommen, Wir schlippten ihn deshalb mit 60 Fad. 
Kette und segelten dann bis Porto Belgrano, wo wir um 7 Uhr abends vor 
Anker gingen. 
Bei Porto Belgrano erhielten wir am nächsten Tage, den 2, Oktober, um 
6 Uhr morgens einen Lootsen, nach dessen Anweisung wir mit Ankerhiewen be- 
yannen, Dabei ging uns auch noch der zweite Anker mit 6 Fad. Kette verloren. 
Wir hatten denselben unwissender Weise auf steinigen Boden fallen lassen. 
Solche Stellen, wo Tuffsteine — Piedras de Tosca — liegen, sollen nach Aus- 
sage der Lootsen in der Bahia Blanca strichweise vorkommen. Die Lootsen 
kennen sie und wissen sie zu vermeiden, während. Unkundige immer Gefahr 
laufen, auf denselben Anker und Kette zu verlieren, was schon sehr oft vor- 
gekommen sein soll. Gegen 11 Uhr vormittags ankerten wir iu der Nähe der 
Landungsbrücke. 
Die Bai Bahia Blanca, welche mir in Montevideo so schwarz geschildert 
worden war und über welche ich auch in Findlay’s „Directory“ nichts Erfreu- 
liches zu lesen fand, ist jm Ganzen ziemlich leicht einzusegeln; das einzig Mils- 
liche, von dem ich später erfuhr, ist, dafs man sich nicht auf die Tonnen ver- 
lassen kann. In der Regel kommen die Schiffe hierher vom La Plata, und ist 
deshalb ihre Chronometerlänge zuverlässig; aber wenn dieses auch nicht der 
Fall sein sollte, kann man doch leicht die Spitze Mogotes, wo ein schönes 
Feuer brennt, anlaufen und dort sein Besteck richtigstellen. Dann segle man 
in 6 bis 10 Sm Abstand längs der Küste, bis man Monte Hermoso, dessen weißes 
Wärterhaus weit sichtbar ist, WNW 10 Sm peilt, und steuere nur SW oder 
SWzW, so wird man die Tonnen nicht verfehlen. Uebrigens sehen die Letzteren 
alle überein aus, von Farbe ist nichts zu erkennen, auch befindet sich auf der 
Tonne No. 1 nicht, wie angegeben, eine Kugel. Indessen sind die Tonnen bei
	        
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