Der Sturm vom 22, bis 26. März d. J. auf dem: Nordatlantischen Ocean, 147
Dampfer „Rappahanock“ sei während der Nacht zu dem Zwecke bei uns geblieben,
worauf „Dago“ seinen östlichen Kurs weitersteuerte: Am Abend’ kam „Rappa-
hanock“ in Nähe und signalisirte: „Habe Vieh an Bord, kann bei dem so sehr
schlechten Wetter nicht länger warten.“ Ich bat ihn. nochmals, zu‘ bleiben,
erhielt jedoch keine weitere Antwort, und der Dampfer kam bald aus Sicht.
Am 26. nahm der Wind sehr ab, war vielleicht noch von Stärke 5 und See handlich,
doch kam den ganzen Tag kein Schiff in. Sicht. Gaben nachts Signale mit
Raketen und hatten auf der Back ein weitleuchtendes Kohlenfeuer brennen. Am
27. vormittags war die See soweit ruhig, dafs wir hinter dem Heck nach. dem
Schaden aussehen konnten. Wir entdeckten, dafs aufßser der Sternbüchse auch
der Ruderpfosten gebrochen war. Da die Luft gegen 8 Uhr morgens unsichtig
wurde; so feuerten wir Kanonenschüsse ab. Bald darauf gegen 9 Uhr entdeckten
wir einen ostwärts steuernden Dampfer, der auf die „Ems“ zuhielt. Es war
dieses der „Wild Flower“ aus London.‘ Ersuchten ihn, die „Ems“ in Schlepptau
zu nehmen; und er. war sofort bereit dazu. Da der Abstand von Halifax zur
Zeit 1050 Sm, der von Fayal 640 Sm betrug, so erschien mir nach gehaltenem
Schiffsrath. geboten, den nächsten Zufluchtsort aufzusuchen, zumal - die: ,, Ems‘,
nach Fayal steuernd, vor dem Winde weglaufen konnte und: voraussichtlich in
besseres Wetter kommen würde. ; ;
Um 1’ Uhr mittags waren die Schlepptrossen fest, und es schleppte uns
der „Wild Flower mit einer Geschwindigkeit von 4 bis 6 Meilen pro Stunde nach
Fayal zu. Die Schraube drehte langsam mit herum und machte zuerst 12 bis
15 Umgänge in der Minute... Bis zum 28. mittags wurde die „Ems“ 135 Sm, bis
zum 29. 168 Sm, bis zum 30. 145 Sm geschleppt. In der Nacht vom 30. auf
den 31. März fing die Schraube an, heftig gegen den Hintersteven zu schlagen;
wir ließen den „Wild Flower“ stoppen und versuchten, die Schraube ;durch eine
Stahltrosse aufzufangen. Nach fünfstündiger Arbeit gelang uns dieses mit Hülfe
eines Bootes. Als der.„Wild Flower“ wieder.anzog, brach die Schleppleine,
wodurch ein weiterer sechsstündiger Aufenthalt entstand. Machten an ‚diesem
Tage nur 89 Meilen, wobei die Schraube ruhig war. Am 1. April, war. das
Wetter schlecht, und die See ging‘ hoch, so dafs wir für mehrere Stunden bei-
drehen mußten. Am Abend brach die um die Schraube genommene Stahltrösse,
und die Schraube begann wieder heftig zu schlagen. Da die See hoch lief,
konnten wir kein Boot aussetzen und die Befestigung nicht erneuern, zogen jedoch
an Stelle der Stahltrosse eine Landfestenkette hinter dem zweiten Fingerling des
Ruderpfostens durch und zogen dieselbe steif an. Da wir Fayal-Rhede bei Tage
nicht mehr erreichen konnten, so drehte der „Wild Flower“ auf meine Ver-
anlassung. in 12 Sm Abstand von Fayal bei: Erreichten Fayal-Rhede” am nächsten
Tage um 8 Uhr 15 Minuten vormittags und -vertauten das Schiff daselbst mit
beiden Ankern. . Der Gesundheitszustand der Passagiere und Mannschaften war
ein guter. .
Soweit die „Weser-Zeitung“. Denselben Sturm’ hat 11 Stunden früher der
Hamburger Schnelldampfer „Auguste Victoria“ etwa 360 Sm weiter westlich
durchgemacht, wie folgender Auszug aus dessen Bericht an die Seewarte zeigt:
Bemerkungen * ;
Regnerisches Wetter, Schiffsort 42° 29‘ N, 48° 5‘ wW
m 5 hohe Dünung aus NO’
Vollständig klares Wetter - et
Bedeckt, trübe Luft ie . .
Schnee- und Hagelböen, hoher nördl. Seegang
» e 5 “Eis an Deck „7
Wind und Seegang abnehmend . ©
Bedeckt. Schiffsort 42° 24'N, 51° 3 W
(Am 24, um 12*p passirte die „Auguste Victoria“ auf 40° 45 N-Br und
66° 41‘ W-Lg eine grofse schwarze Falsboje.) ‘ © © . Sn
Wahrscheinlich die Fortsetzung desselben Sturmes erhielt der‘ Bremer
Lloyddampfer: „Havel“, welcher am 20. März die Weser verlassen hätte, am ‚25.0
als er (um 8Pa) 45° 839'N-Br und 40° 19' W-Lg stand. ‘Auch auf diesem