Dinklage: Treibeis in südlichen Breiten.
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schätzte ich auf 1/2 Sm. Im Ganzen veränderte sich die Wassertemperatur fast
gar nicht, obschon wir beim Kreuzen gegen Ostwind am 29. Oktober bald in Luv,
bald in Lee der Berge gingen. Nur einmal fiel das Thermometer in Lee der
großen Eisinsel um 4° F. Noch ist zu bemerken, dafs, so oft Eis in der Nähe
war, die Kaptauben und Albatrosse verschwanden; sobald die Luft rein, waren
sie wieder da.“ ,
Kapt. H. Drees von der Bark „J. H. Nicolai“, der auf seiner Reise von
Santos nach Westaustralien um dieselbe Zeit in dieses Eis gerieth, giebt darüber
in der „Weser-Zeitung‘“ folgenden Bericht:
„Wir überschritten den Parallel von 40° Süd in 20° W-Lg und liefen
darauf zwischen 42° und 43° S-Br die Länge ab. Am 28. Oktober wurde der
Meridian von Greenwich überschritten und am selben Tage in 42° & S-Br und
0° 36‘ O-Lg gerade im Kurse des Schiffes eine grofse Eisinsel gesichtet, von der
Größe, Gestalt und dem Aussehen von Helgoland, wenn dieses im Winter mit
Schnee bedeckt ist; etwas südöstlich davon trieb ein grofer Eisberg. Bei darauf
einsetzendem Ostwind wurde nordwärts gesegelt. Am 29, Oktober um 2 Uhr
morgens passirten wir wieder zwei grofse Kisberge von etwa 150 m Höhe. Mit Tages-
anbruch hatten wir im Ganzen vier in verschiedenen Richtungen in Sicht; der
Schiffsort war zur Zeit 41° 15‘ S-Br und 0° 45’ W-Lg. Annehmend, daß sich
südlich von uns ein ausgedehntes Gebiet mit Treibeis befände, liefs ich das Schiff
noch weiter nach Norden gehen; wir passirten noch zwei grofse Berge, welche
östlich von uns trieben. Als am 30. Öktober 40° S-Br erreicht war, hatten wir
im Ganzen 11 Eisberge passirt, aufserdem sichteten wir noch einen nördlich von
ans. Bei nördlichem Winde wurde darauf‘ wieder ein östlicher Kurs verfolgt.
Bei Tagesanbruch sahen wir nach allen Richtungen hin Eisinseln, Eisberge, sowie
viele größere und kleinere Stücke. Oefter mußten wir vor einigen derselben
abhalten, um frei zu segeln. Um 5" p mulste wieder vor einem grofsen Berge
abgehalten werden, und war dieses zunächst das letzte Eis, welches gesehen
wurde. Am 31. Oktober herrschte dichter Nebel; als derselbe verschwand, war
kein Eis in Sicht, und wir hatten bis zum 2. November nach 40° 38‘ S-Br und
13° 10‘ O-Lg eine eisfreie Strecke. Hier wurde jedoch morgens 8 Uhr noch
wieder eine grofse Eisinsel passirt, von welcher östlich ein Stück von der Gröfse
eines Schiffsrumpfes trieb. Dieses Eis war das letzte, welches wir sahen. Diese
Eismassen sind für die Schiffahrt sehr gefährlich, da sie in einer Gegend treiben,
wo fast alle ostwärts bestimmten Schiffe ihre Länge gutmachen. Besonders bilden
die großen abgebröckelten Stücke, welche sich nur wenig über dem Wasser
erheben und die daher nur schlecht zu sehen sind, eine grofse Gefahr, während
man die grofsen Berge und Inseln bei scharfem Ausguck wohl vermeiden kann.
Die kleineren Eisstücke trieben alle, fast ohne Ausnahme nordöstlich von den
großen Bergen. Letztere waren in und über der Wasserlinie tief ausgehöhlt,
und die See brach sich unter dem überhängenden Eise, so dafs nur wenig Brandung
zu sehen war; über kleinere Stücke, deren Oberfläche wie ein Walfischrücken
aus dem Wasser ragte, brach die See hoch hinweg.‘
Oktober 30, auf 47° 12‘S-Br und 45° 47‘ O-Lg, um 7*a ein sehr großer
Eisberg in der Nähe; Wassertemperatur 45°, vorher 5.5°. Dampfer „Essen“,
Kapt. J. Bruhn.
November ? Das Schiff „Culmore“, vom Rio de la Plata nach New-
castle N. S. W., war mit einem KEisberge in Kollision und erlitt, wie die Be-
sichtigung ergab, Schaden an zwei Platten und drei Rippen, so dafs Wasser in
den Raum drang, doch war es schnell gelungen, den Leck .zu dichten.
November 27 bis Dezember 3, von 42° 52‘ S-Br und 12° 5’ O-Lg bis
44° 22'S-Br und 35° 20' O-Lg acht große Eisberge und viele kleinere Stücke.
Bark „Mona“, Kapt. C. Fesenfeldt. Näheres findet sich Mm dem Reisebericht des
Kapitäns auf Seite 153 dieses Jahrganges der Annalen.
Dezember 27, auf 44° 15‘ S-Br und 18° 16‘ O-Lg ein Eisberg und am
nächsten Tage auf 44° 20' S-Br und 24° 26‘ O-Lg ein noch etwas gröfserer Berg
von etwa 300 m Länge und 80 bis 100 m Höhe, Schiff „Rigel‘, Kapt. A. Leopold,
von Bremen nach Rangun.,
1894 Januar 10 bis 12. Das niederländische Kriegsschiff „De Ruyter“
passirte auf der Reise von Rio de Janeiro nach Batavia am 10. Januar von
43° 50‘ S-Br und 17° 45' O-Lg bis 44° 10 S-Br und 19° 55‘ O-Lg 15 Eisberge,
Ann. &. Hyar. etc, 1894. Haft IV