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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1894.
Eismauern, eine Wolke von Sprühwasser und Gischt aufthürmend. Um 6*p, auf
H° 52 S-Br und 41° 2‘ W-Lg hatten wir den letzten der Eisberge hinter uns
in SW, einen grofsen, regelmäfsig geformten Block mit steilen Kanten und
wagerechter Oberfläche. Seine Färbung erschien bisher bei bedeckter Luft
dunkelblau. Als die Strahlen der untergehenden Sonne auf die uns abgewendete
Seite des Eiskolosses fielen, erschien er plötzlich durchsichtig und krystallweiß,
als wäre er von innen elektrisch erleuchtet, was einen herrlichen Anblick gewährte.
In der folgenden Nacht wurde bei schärfstem Ausguck kein Eis mehr gesehen;
übrigens war die Nacht dunkel, der Himmel bedeckt, und zeitweilig fielen Schnee-
und Staubregenschauer. Der Wind war südlich; die Temperatur der Luft betrug
3° bis 5°, die des Wassers 7° bis 7,5°.“
November 7, auf 44° 38‘ S-Br und 42° 6‘ W-Lg ein Eisberg ungefähr 10 Sm
0zS vom Schiffe. Bark „Prompt“, Kapt. M. Grapow.
November 16, auf 48° 41‘ S-Br und 47° 13’ W-Lg ein Eisberg, ungefähr
60 m hoch und !/2 Sm lang.
November 18, auf 43° 59‘ S-Br und 42° 48‘ W-Lg eine Gruppe von HEis-
bergen in NW, darunter drei grolse von 30 bis 60 m Höhe und */z bis 1 Sm
Länge. Von der Marsraa noch drei kleinere sichtbar. Mittags in 43° 33‘ S-Br
und 42° 30‘ W-Lg noch ein Eisberg, ungefähr 120 m hoch und !/2 Sm lang.
Viermastbark „Pisagua“, Kapt. C. Bahlke, von Iquique nach Hamburg.
November 17, auf 48° 38‘ S-Br und 46° 45’ W-Lg ein grofßer KEisberg.
Schiff „Galena“.
November 20, auf 44° 45‘ S-Br und 42° 28‘ W-Lg ein Eisberg. Auf
43° 28‘ S-Br und 40° 33‘ W-Lg zwei kleine Berge, über welche die See hinweg
brach. Signalisirten mit einem amerikanischen Schiffe, welches östlich von uns
zwischen Eis gewesen war. Kapt. 0. Schmidt vom Schiffe „Potrimpos‘“, der
diesen Bericht einsendet, bemerkt noch: „Von 80° W-Lg an der Westseite von
Kap Horn, welche wir auf der Rückreise am 10. November erreichten, wurde jede
Nacht stündlich die Temperatur des Wassers gemessen, und zwar genau, da ich in der
Eisregion nachts immer an Deck war und auch selbst die Beobachtungen anstellte,
ich habe aber gefunden, dafs man bei einer Abnahme der Temperatur lange nicht
immer auf die Nähe von Eis schliefsen kann und dafs man deshalb kaum berechtigt
ist, daraufhin Segel zu kürzen. Die Temperatur ist jede Nacht gefallen, ohne
laß wir Eis sichteten. Am 16. November fiel das ""’hermometer von 8*p bis
Mitternacht um 1,3°; kein Eis in Sicht. Am 17. malen wir um 8'p 11,8°, um
Ira 8,9°, macht 2,9° Unterschied, ohlne dafs wir Eis sahen. Ich habe der
Temperaturabnahme wegen keine Segel eingenommen; aber es ist doch ein un-
heimliches Gefühl, wenn man dabei mit einer Fahrt von 10 bis 12 Knoten entlang
läuft. Wenn man die Wassertemperatur nicht mifst, ist man bedeutend ruhiger;
man regt sich nicht unnütz auf, und vorwärts mufs man doch. Am 20. November
begann es schon zu tagen; dazu schien die Nacht sehr klar zu sein, es war keine
Wolke am Himmel. Das Schiff lief mit 10 Knoten Fahrt durchs Wasser, der
Ausguck war, wie jede Nacht, mit drei Mann besetzt, und ich selbst, wie eben-
falls jede Nacht, an Deck. Plötzlich sahen wir, ohne dafs das Thermometer uns
Warnung gegeben hatte, einen Eisberg in NNO, einen Strich zu luvwärts, aber
auch schon so nahe bei, dafs wir nur noch eben Zeit hatten, abzuhalten. Die
Luft muf sehr diesig in der Kimm gewesen sein, sonst hätten wir den Berg viel
früher gesehen haben müssen; er war etwa 40 m hoch. Ich bin zu der Ueber-
zeugung gekommen, dafs man der Gefahr des Eises nur entgehen kann, wenn
man es zu rechter Zeit gewahr wird, also ausgucken! ausgucken!“
November 26, auf 44° 26‘ S-Br und 41° 44 W-Lg drei grofse Eisberge
in OzN ungefähr 12 Sm entfernt. Auf 44° 2‘ S-Br und 41° 22‘ W-Lg noch zwei
große Berge. Bark „Plus“, Kapt. F. Kähler.
November 21 und 26 und Dezember 3. Kapt. 0. Kampehl vom Schiff
„Industrie“ berichtet: „Am 21. November auf 55° 19‘ S-Br und 62° 46‘ W-Lg,
also 40 Sm SOzO von Staaten-Land, sahen wir um 7* abends in 6 Sm Abstand
eine grofse Eisinsel, nach Schätzung mehrere Seemeilen lang. Die bald ein-
iretende Dunkelheit verhinderte das Entdecken etwaiger weiterer KEismassen. Am
26. November, auf 50° 23‘ S-Br und 54° 28‘ W-Lg hatten wir wieder eine große
Kismasse in der Nähe. Vorher hatte dichter Nebel geherrscht, nur auf kurze Zeit
war es klar geworden, bald darauf verschwand Alles wieder im undurchdringlichen