102 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1894.
geringsten Tiefe von 8,10 m — N. W.; am 10. Januar 1879 betrug‘ die geringste
Tiefe auf der Löschstelle 8,20 m — N. W.; am 8. März 1879 wurde auf der-
selben 8,20 bis 9,40 m — N. W. gepeilt, so dafs damit die Angelegenheit so weit
als erledigt betrachtet werden konnte, dafs die monatliche Peilung der Lösch-
stelle nicht mehr erforderlich war.
Die weitere Aufräumung der in 3000 m Abstand von dem Dünenfufs ge-
löschten Baggermasse hielt denn auch regelmäfsig an. Die hydrographische Karte
vom Mai 1882 zeigt noch einen kleinen Rest derselben, wogegen nach der Auf-
nahme vom September 1889 die Sandschüttung nahezu gänzlich verschwunden
und die ursprüngliche Tiefe des Seebodens zurückgekehrt ist. Wo früher die
Oberfläche der Baggermasse lag, wurden Tiefen von 11,40 bis 12 m — N. W.
und nur an fünf Stellen einige geringere Tiefen von 10,1 bis 10,9 m — N. W.
auf sehr kleinen Oberflächen gepeilt.
Die im Jahre 1878 auf 4000 m aufserhalb des Dünenfußes verlegte Lösch-
stelle ist sicherheitshalber im Juni 1881 noch um 1000 m weiter seewärts, also
auf 5000 m aufserhalb des Dünenfufßes verlegt worden. Die jetzigen Bedingungen
über die Unterhaltung des Hafens bestimmen ferner, dafs die Baggermasse in
hoher See auf Stellen gelöscht werden soll, welche mindestens 5000 m recht-
winklig vom Dünenfufs entfernt liegen und mehr Tiefe als 12,10 m — N, W.
besitzen.
Die hydrographische Karte von 1889 zeigt, dafs auf den Löschplätzen in
5000 m Abstand vom Dünenfulßs in der That mehr als 13 m — N. W. vorhanden
ist, jedoch zugleich auch, dal die gelöschte Baggermasse nicht unmittelbar ver-
schwindet, also das Löschen immer mit Ueberlegung und mit Umsicht geschehen
muß. Daraus ergiebt sich, dafs die Geschwindigkeit der Tideströmungen in See
längs der nordholländischen Küste nicht grofs ist, in Bezug auf welche die in
den Jahren 1880 bis 1882 angestellten Beobachtungen Folgendes ergeben haben:
i. Läungs der holländischen Küste beträgt die mittlere gröfste Geschwin-
digkeit des Fluthstromes 45m in einer Minute; bei Springtide ist dieselbe '/s
stärker, bei tauber Tide !/s schwächer.
2. Die größte Geschwindigkeit des Ebbestromes beträgt °/4 der größten
Geschwindigkeit des Fluthstromes.
3. Die Strömungen längs der holländischen festen Küste sind keine
drehenden, sondern gerade hin und her gehende, parallel zur Küstenrichtung.
4. Die Strömungen folgen während ihrer gröfsten Geschwindigkeit in See
dem Laufe der Tiefenlinien und nahe der Küste der Form der Letzteren.
5. Die Strömungen längs der ganzen Küste können inbetreff des KEin-
flusses, welchen sie auf Strand und Seeboden ausüben, als parallel zum Laufe
der Tiefen- und Küstenlinien betrachtet werden. Deshalb müssen sie auch den
Strand parallel mit sich selbst abbrechen. Dies erfolgt nur langsam, weil ihre
Kraft gering ist; dafs dieser Abbruch wirklich stattfindet, beweist die Geschichte
der Küste.
6. Ebbestrom und Fluthstrom dauern gleich lange, zusammen umfassen
sie einen Zeitraum von 12 Stunden (in Hochwasserzeit ausgedrückt); während
10 Stunden ist die Geschwindigkeit gröfser als '/ı, während 8 Stunden größer
als die Hälfte, während 5 Stunden gröfser als %/4 der größten Geschwindigkeit
des Ebbe- oder Fluthstromes.
7. Die Geschwindigkeit verringert sich von der Oberfläche bis auf den
Boden überall in demselben Maße; die mittlere Geschwindigkeit in der Senk-
rechten beträgt ungefähr %/10 der Oberflächengeschwindigkeit.
8. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dafs zu Ymuiden kein
wesentlicher Unterschied besteht in Form oder in Höhe zwischen den Gezeiten-
linien an der Küste und denen an Bord auf einem Punkte, welcher 5 km von
der Küste und 10 km nördlich von Ymuiden liegt.
9. In Geschwindigkeit kommen die Strömungen auf 4 und 10 m Tiefe
miteinander überein, während der Oberflächen-Fluthstrom etwas stärker, der
Oberflächen-Ebbestrom etwas schwächer ist als der in der Tiefe,
10. Wäbrend des Kenterns jedoch ist der Tiefenstrom gleich Null, der
Oberflächenstrom fällt nicht unter 10 m in einer Minute.
1l. Soweit das Beobachtungsgebiet sich ausdehnt (bis auf 15 km von der
Küste), unterscheidet sich die Gezeitenlinie zwischen dem Hoek van Holland und