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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 22 (1894)

Vettin;: Ueber das Abprallen der Passate auf dem Atlantischen Ocean. 99 
Bodenfläche. Das Abprallen wird hierbei geringer, weil das specifische Gewicht 
der herabkommenden kalten Luft viel gröfser ist als das der unten auf dem 
Boden befindlichen, etwas erwärmten Luft. 
Anwendung auf die Vorgänge bei den Passaten des Atlantischen 
Oceans. . Die beiden Figuren 1 und 2 zeigen zur Linken der senkrechten ge- 
strichelten Linie je eine Cirkulation, über A der aufsteigende, unter C der her- 
absinkende Strom. Denkt man sich über A die aufsteigende Luft des Kalmen- 
gürtels über dem Atlantischen Ocean, bei € die aus dem Rofsbreiten-Maximum 
herabsinkende Luft über demselben Ocean, 80 stellte also die untere Strömung 
becca (Fig. 1) und bca (Fig. 2) die Passatwinde vor. 
Nach Herrn Möller?!) „sinkt in den Gürteln hohen Drucks niederer 
Breiten (also in den Rofsbreiten) nicht Luft nieder, welche in der Regenzone 
emporstieg, sondern Luft, welche in. einer Schicht mittlerer Höhe den beiden 
Druckgebilden jeweils anticyklonal d. h. also den Anschauungen Ferrel’s ent- 
sprechend zuströmt. - Die abwärts sinkende Luft stammt also aus höheren Breiten 
und ist relativ kalt in der Höhe“ ete. Nun ist wohl die Annahme gerechtfertigt, 
dafs die vertikale Temperaturabnahme über dem Ocean im Sommer, wo er kälter 
ist als das Land, geringer, dafs dieselbe im Winter dagegen, wo der Ocean 
wärmer ist als das Land — gröfser sei. Wir nehmen also für den Ocean ein 
Verhalten der Jahreszeiten an, welches dem auf den Festländern nachgewiesenen 
entgegengesetzt ist; Beobachtungen über die vertikale Temperaturabnahme über 
den Uceanen liegen leider nicht vor. 
Im Sommer ist daher die Differenz des Gewichtes der herabkommenden 
Luft gegen die untere minder grofs wie im Winter — daher im Sommer größeres 
Abprallen, entsprechend den Vorgängen beim Versuch Fig. 1 bda, im Winter 
geringeres Abprallen, entsprechend den Vorgängen beim Versuch Fig. 2 bca. 
Vergleichen wir nun mit dem, was die Versuche erkennen lassen, die auf 
den Karten der Seewarte dargestellten Windverhältnisse der Passate auf dem 
Nord- und Südatlantischen Ocean, wie sie auf Tafel 1 im Januarheft dieser 
Annalen wieder abgedruckt sind, so findet sich eine merkwürdige Uebereinstimmung 
mit dem Experiment. 
Wir sehen auf der ersten Karte, wo die Windverhältnisse des Nord- und 
Südatlantischen Oceans für die Monate Juli und August dargestellt sind, den 
Nordostpassat am Anfang und gegen das Ende hin mit starken Strichen gezeichnet, 
um anzudeuten, dafs er in diesen beiden Gegenden stärker weht, in der Mitte 
sind die Striche dünn, um erkennen zu lassen, daß er hier eine geringere 
Stärke habe. Jene durch dickere Striche hervorgehobenen Bezirke entsprechen 
den Gegenden bei b und a (Fig. 1), wo der Passat die Meeresfläche streift; die 
in der Karte mit dünnen Strichen bezeichnete Mitte entspricht beim Versuch der 
Stelle ccc, wo der Passat nach dem Abprallen bei b die Meeresfläche verlassen 
hat und oben in der Höhe bei d weht, während unten bei ccc die Luft noch 
mechanisch mit fortgeführt wird, aber langsamer wie bei d strömt. 
Dagegen das Bild der Beobachtungen zur selben Zeit, welches die Ge- 
schwindigkeit des Passats auf dem Südatlantischen Ocean, wo nun Winter ist, 
darstellt! Hier sind nicht zwei Felder, sondern ist nur ein ausgedehntes Feld 
mit dicken Strichen versehen. Dieser Bezirk entspricht beim Versuch der Stelle 
bea (Fig. 2), wo der Passat im ganzen Verlauf mit ungefähr gleicher Stärke 
und dicht über der Bodenfläche weht (wo das Abprallen ganz gering oder un- 
merklich ist). 
Nach dieser Beschreibung der Verhältnisse, wie sie im Juli und August 
statthaben, wird man leicht das umgekehrte Verhalten im Januar und Februar 
auf der zweiten Karte der Seewarte erkennen. 
Die beiden durch schwache Striche getrennten Felder mit starken Strichen, 
den Stellen b und a (Fig. 1) entsprechend, finden sich hier auf dem südlichen 
Atlantischen Ocean wieder, wo nun Sommer herrscht; die Gegenden mit lang 
ausgezogenen starken Strichen, entsprechend den Stellen bca (Fig. 2), befinden 
sich nun auf dem Nordatlantischen Ocean, wo Winter ist und kein besonders 
bemerkbares Abprallen stattfindet, ) 
„Met. Zeitschr.“ 1893, S. 328
	        
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