Seemann und Köppen: Troupische Wirbelstürme im südlichen Indischen Ocean. 87
Die Schiffe a, b und i sind vom 20. bis 28. der Bahn des Orkans parallel
nach WSW gesegelt. Die Nähe des Letzteren machte sich durch die Ersetzung
des Südostpassats durch heftige östliche und nordöstliche Winde bemerkbar.
b hatte dabei schon am 20. März in 15,5° Süd und 885° Ost gegen Abend orkan-
artige Böen aus SW, Süd und Ost mit einem bis zu 755,9 mm fallenden Baro-
meter. Darin, dafs diese Schiffe, und besonders b, schon so lange bevor sie in
den Orkan selbst gelangten, von demselben beinflufst wurden, unterscheidet sich
ihre Lage von jener der heimkehrenden deutschen Schiffe auf unserer Tafel 3,
welche im Uebrigen viele Aehnlichkeit hat, Offenbar war die Bahn des Orkans
im März 1874 vor seinem Umbiegen (vom 21. bis zum 27. März) eine viel
westlichere, als die vom Orkan im April 1886, so dafs sie ungefähr parallel dem
Kurse der betreffenden Schiffe lag. ;
Ein fernerer Unterschied zeigt sich darin, dafs im Orkan vom März 1874
mehrere Schiffe, insbesondere m und n, ähnliche Umsegelungen des Wirbel-
centrums vollführten, wie wir sie in der Cyklone vom Mai 1863 (s. die betr.
Tafel) kennen gelernt haben. Man erkennt dies leicht auch aus der Figur S, 86,
wenn man die Schiffe m und n darin verfolgt.
Im weiteren Verlaufe drehen b und i auf B. B.-Halsen vor Erreichung der
Orkanbahn bei, wie f, g, h und u auf Tafel 3 thun, während a die Bahn vor
dem Centrum schneidet und erst westlich von dieser beidreht, also so, wie i
auf Tafel 3 verfährt.
Die Gruppirung der Schiffe, von denen Beobachtungen aus dem Sturm
vom März 1874 vorliegen, ist eine ausnehmend günstige, so dafs auf allen sechs
Kärtchen der Figur S. 86 der ganze Umkreis des Orkans mit Schiffen besetzt
ist, wodurch die Karten anschaulicher und lehrreicher werden, als weitaus die
meisten ähnlichen Karten von tropischen Cyklonen. Die ovale Form der Isobaren
tritt sehr deutlich hervor, bei der grofsen Ausdehnung des Wirbels ist allerdings
über das interessante Verhältnifs desselben zum Passat bei diesen Isobaren nichts
festzustellen, nur Andeutungen darüber finden sich, hauptsächlich am 26. März.
10. Wirbelsturm im April 1886 östlich von Mauritius.
Wir wenden uns nunmehr einem Sturme zu, der unsere heimkehrende
Reisflotte, wie aus Taf. 3 zu ersehen ist, getroffen und ihr arg mitgespielt hat.
So lange das Barometer über 758 mm steht und keine sonstigen drohenden
Anzeichen für die Nähe einer Cyklone sprechen, kann man es keinem Kapitän
verdenken, wenn er einen günstigen Ostnordostwind auf dieser Route ausnutzt
und sich des ‚schnellen Fortganges seines Schiffes freut. Denn die Wahrschein-
lichkeit, dafs ihn dieser ENE in einen Wirbelsturm hineinführen werde, ist so
lange nicht grofs genug, um ihn zu einem erheblichen Zeitverlust durch Ostwärts-
arbeiten oder Abwarten zu veranlassen. Allein er mufß sich bewufßt bleiben,
daß er sich, wenn er in den Monaten November bis Mai an Stelle des Südost-
passats Winde zwischen Nord und Ost antrifft, in einer Lage befindet, die ihm
grofse Vorsicht zur Pflicht macht, und dafs ein Hineingerathen in den Orkan
ihm viel mehr Zeitverlust und Kosten auflegen dürfte, als ein Umweg nach
Osten oder ein Beidrehen. Sind also Anzeichen für die Nähe einer Cyklone
vorhanden, wie Böen, fallendes Barometer, drohende Luft und schwere Dünung
aus nordöstlicher oder nordwestlicher Richtung oder Kreuzsee, so steuere er ent-
weder so, dafs der Wind gut von B.B. einkommt oder er drehe bei; in 1 oder
2 Etmalen wird im letzteren Falle die Gefahr meist vorüber sein.
Betrachten wir nun die Vorgänge auf den neun für die Seewarte Journal
führenden Schiffen, welche auf Taf. 3 dargestellt sind!
Bei der „Wega“ steht das Barometer am 14. mittags noch auf 758,5 mm,
mit Ostzusüdwind, der zum 15. etwas nördlicher geht. Erst nachmittags den
16. fällt das Barometer langsam weiter.
Nachmittags den 16. steht nun „Wega“ vor der Frage: „Laufenlassen“
oder „Beidrehen“? Der Kapitän entschliefst sich um 12 Uhr nachts für das
Beidrehen. Jetzt ist das Barometer aber schon 5 bis 6 mm unter den normalen
Stand gesunken und der Wind im Laufe des Tages von NE auf ENE, Ost und