56 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Febıuar 1893.
dem folgenden Decennium, in welchem Schreiber dieses im Südseewalfang
beschäftigt war, wurde nur noch gelegentlich ein Right Whale gefangen, und
auf den früher so belebten Fischergründen östlich von Japan haben wir in der
yanzen Zeit nur einige dieser Wale gesehen.
In dem letztgenannten Zeitabschnitte betheiligten sich von deutschen
Schiffen, aufser einer Anzahl solcher, die unter Hawalischer Flagge fuhren, an
dem Südsee-Walfang das Bremer Schiff „Republik“ der Rhederei der Herren
D. H. Wätjen & Co. und, theils gleichzeitig, theils nacheinander, fünf Schiffe
Jer oldenburgischen Aktiengesellschaft „Visurgis“, in deren Dienst ich mich
befand. Unser Fang wurde jedes Jahr von Honolulu, dem Sammelplatz der
Waler (meistens Amerikaner) in einem Kauffahrer, der als Ausfracht die neuen
Ausrüstungen der Walschiffe hatte, nach Bremen gesandt
Zeitweise lag der Hafen von Honolulu gedrängt voll von Schiffen. Von
Ende Oktober bis Ende November liefen die Schiffe vom Ochotskischen und
Arktischen Meere in Honolulu ein, um diesen Hafen Ende Dezember oder Anfang
Januar — nachdem sie ihren Fang gelöscht und sich neu ausgerüstet hatten —
wieder zu verlassen. Die Mehrzahl derselben verfolgte die Route, welche von
nir in diesen Annalen, Jahrgang 1890, Seite 401, aufgeführt ist, um zunächst
len Pottwal zu jagen. Bei Japan trennten sich die Wege dieser Schiffe, indem
Letztere theils nach dem Ochotskischen, theils nach dem Polarmeere gingen.
Einige Schiffe fahren von Honolulu direkt nach den Marianen, wo sie sich bei
jer Insel Tinian vor Anker legten und in den Monaten Februar und März ihre
Boote auf den Fang des Humpbacks (Buckelwal), dessen Barten jedoch keine
Verwendung fanden, aussandten. Nach dieser Zeit schlossen sie sich in Japan
len vorerwähnten Schiffen an.
Im Ochotskischen Meere bedienten sich einige der Waler eines so-
genannten Tenders. Es war dieses ein kleiner Gaffelschoner, den man während
des Winters in einer geschützten Bucht und sicheren Lage ohne Bewachung
zurückliefs. Im nächsten Frühjahr, wenn das Hauptschiff im Ochotskischen
Meere bis nahe an die Küste vorgedrungen war, verließ ein Theil der Mann-
schaft dasselbe und suchte den Tender zu erreichen. Mit diesem wurde nicht
selten in den bereits eisfreien Buchten und unter der Küste, von der sich das
mis abgetrennt hatte, ein reicher Fang gemacht, bevor es dem Hauptschiff
möglich war, die Eisschranke durchbrechend, dorthin zu gelangen.
In den Buchten der Berings-Strafse — St. Lorenz-Bai, Port Clarence und
Plover-Bai — haben zu meiner Zeit (1860 bis 1868) bereits, theilweise unter
grofsen Entbehrungen, Ueberwinterungen deutscher Schiffe stattgefunden, deren
Aufgabe es war, mit den Eingeborenen einen Tauschhandel in Tabak, Brannt-
wein, Perlen, Baumwollenzeugen, Messern, Beilen u. s. w. gegen Thran, Fisch-
‚ein, Elfenbein und Pelze zu betreiben, wie sie dieses auch in den Sommer-
monaten thaten, und beim ersten Aufbrechen des HEises zur Stelle zu sein, um
sofort in dem sich bildenden Küstenwasser den Fang auf Wale aufzunehmen.
Einen besonderen Erfolg, namentlich in letzterer Beziehung, haben diese Unter-
nehmungen nicht gehabt.
Kine kleine Flotte, vorzugsweise aus Briggs und Schonern bestehend,
segelte von Honolulu nach der Küste von Unterkalifornien, um dort in der
Margarethen-Bai den kalifornischen Wal, den sogenannten Grayback oder Teufel-
fisch zu fangen. Diese Wale suchten die genannte Bai und andere Buchten in
der Nachbarschaft auf, um ihre Jungen zu werfen. Sie waren im Allgemeinen
sehr wild und scheu und daher schwer zu fangen. Man trachtete deshalb
Janach, auch das Junge zu harpuniren, welches nicht im Stande war, das Boot
rasch durch das Wasser zu schleppen, und hatte so leichter Gelegenheit, die
Mutter zu erlegen. War man aber so unglücklich, das Junge mit der Harpune
zu tödten, was meistens eintrat, wenn das Thier recht im Rücken und nicht dem
Schwanze näher getroffen war, so wurde die Mutter rasend vor Wuth; sie ver-
setzte durch ihr ungestümes Hin- und Herschwimmen und Umherschlagen mit
dem Schwanze die ganze Bai in eine vollständige Brandung, und den Booten
blieb zu ihrem Schutz nichts Anderes übrig, als so rasch wie möglich auf den
Strand zu flüchten. Dieser Walfang forderte häufig Opfer an Menschenleben.
Im April kamen die Schiffe von der Margarethen-Bai nach Honolulu
zurück und fuhren dann einige Wochen später nach dem Norden, nach-